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Dienstag, 18. Januar 2000, 02:07 Uhr
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Kabelnetz als Schlüssel im künftigen Wettbewerb :):):)
Von AP-Korrespondent Ted Bridis

Washington (AP) Hat Bill Gates AOL-Chef Steve Case unterschätzt? «AOL hat es nicht in den Genen, uns anzugreifen», erklärte der Microsoft-Gründer in einer handschriftlichen Notiz kurze Zeit nach der Übernahme von Netscape durch America Online im Herbst 1997. Nach dem überraschenden Deal mit dem Medienkonzern Time Warner sieht die Sache anders aus. Für Netscape investierte AOL gerade mal zehn Milliarden Dollar, das neue Geschäft aber hat ein Volumen von 145 Milliarden Dollar.

Das neue Unternehmen AOL Time Warner verfügt über gewichtige Waffen, um Microsoft dort anzugreifen, wo sich der Software-Konzern selbst für am meisten verwundbar hält: ein ausgedehntes Netz von Hochgeschwindigkeitsverbindungen ins Internet. Darüber können Informationen und auch Software verteilt werden, die nicht mehr auf das Microsoft-Betriebssystem Windows angewiesen sein werden. Denn diese neuartigen Programme sollen nicht mehr auf dem PC laufen, sondern auf Geräten aller Art mit Anschluss ans Internet - vom Fernsehgerät bis zum Handheld-Computer für die Jackentasche. Dass Case kein Freund von Microsoft ist, hat er oft genug deutlich gemacht - bis hin zu einem Vergleich mit Hitler.

«Der wirklich wichtige Aspekt des Geschäfts zwischen AOL und Time Warner besteht darin, dass AOL jetzt den Anschluss ans Kabel bekommt», erklärt der Internet-Fachmann des Marktforschungsinstituts Gartner Group, David Smith. Microsoft hat zwar im vergangenen Jahr fünf Milliarden Dollar in den Telekom-Konzern AT&T investiert und damit den Zugang erhalten zu einer Million Kunden mit einem schnellen Breitband-Anschluss für den Transport großer Datenmengen wie Software, Video oder interaktives Fernsehen. Time Warner aber hat bereits 13 Millionen Kabel-Kunden unter Vertrag, die jetzt mit den weltweit 20 Millionen AOL-Kunden gemeinsam bedient werden können. Der eigene Microsoft-Onlinedienst MSN hingegen gilt mit etwa 2,5 Millionen Kunden als Misserfolg.

Das breitgespannte Geschäftsfeld von AOL mit Time Warner werde mit zunehmendem Wachstum Microsoft aus dem Markt zwingen, sagt der Technik-Experte der Giga Information Group, Rob Enderle, voraus. Unter den gestrengen Augen der Kartellbeamten im US-Justizministerium kann Microsoft der Herausforderung nicht so aggressiv entgegentreten wie in früheren Fällen. Aber Gates kündigte am Tag seines überraschenden Rücktritts als Chief Executive Officer bereits an, dass in den kommenden zwei bis drei Jahren eine «nächste Generation von Internet-Diensten» entwickelt werde.


Nachrichtenkategorie > High-Tech
 
aus der Diskussion: PRIMACOM 2000 (56)
Autor (Datum des Eintrages): Big Sister  (18.01.00 10:40:00)
Beitrag: 33 von 67 (ID:361663)
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