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Hier gleich mal eine anschauliche Darstellung der Fachkompetenz:

Dänemark: Managerstar ein Betrüger
Der ganz große Bluff
Hoch gestapelt, tief gefallen: Stein Bagger war Dänemarks Unternehmer des Jahres - jetzt muss er in den Knast. Seine Kunden gab es nur auf dem Papier. Wurde er erpresst?
Von Gunnar Herrmann

Auf der Central Community Police Station in Los Angeles hätten sie Stein Bagger am Samstag fast rausgeworfen. Der Mann war plötzlich auf der Wache erschienen und behauptete, ein international gesuchter Betrüger zu sein und wolle sich stellen. Die Beamten hielten ihn für verrückt: Normale Menschen spazieren nicht mit Armani-Anzug und Rolex in die Polizeistation East Sixth Street. Dort, mitten in einem Armenviertel, halten selbst Taxifahrer nur ungern.
Aber Stein Bagger wäre kein begnadeter Hochstapler, könnte er nicht Verrücktes glaubwürdig vermitteln. Und so sperrten die US-Polizisten den derzeit bekanntesten Gauner Dänemarks ins Gefängnis. Am Montag übergaben sie ihn in Kopenhagen der dänischen Justiz.
Ware und Kunden - nur auf dem Papier
Es ist das Ende eines atemberaubenden Absturzes. Bis vor zwei Wochen war der 41-Jährige noch Star der dänischen Wirtschaft. Seit 2003 war Bagger Chef und Teilhaber des Softwareunternehmens IT Factory, das rasant expandierte. Zumindest sah es so aus. Tatsächlich hat Bagger den Erfolg mit gefälschten Dokumenten und Scheinfirmen vorgetäuscht. Mit fingierten Leasingverträgen brachte er Banken dazu, ihm große Summen auszubezahlen. Echt war nur das Geld - die Ware und die Kunden gab es dagegen nur auf dem Papier. Ein einfacher Schwindel, aber er funktionierte.
Selbst Branchenkenner ließen sich bis zum Schluss blenden. Die Zeitschrift Computer World verlieh IT Factory noch im Herbst 2008 einen Preis. Und die Unternehmensberatung Ernst &Young kürte Bagger am 27.November wegen seiner tollen Bilanzen zum "Entrepreneur of the Year". Er selbst konnte das nicht mehr feiern, denn der 27.November war auch der Tag seiner Flucht. Während er in Kopenhagen geehrt wurde, hob der Geschäftsmann am Flughafen Abu Dhabi eine größere Summe Geld ab. Dann verschwand er spurlos und tauchte erst eine gute Woche später in Los Angeles wieder auf. Zurück blieben seine Frau, seine achtjährige Tochter und eine Menge verdutzter Geschäftspartner.
Vom Laufsteg in die Unterwelt
In den Tagen nach Baggers Verschwinden deckten Medien und Polizei immer neue Details auf. Zum Beispiel, dass der sportliche Manager, der früher als Bodybuilding-Model gearbeitet hatte, über Kontakte zur Unterwelt verfügt. Seine Leibwächter waren Mitglieder der Motorradbande Hells Angels. Asger Jensby, Miteigentümer und Aufsichtsratschef von IT Factory, stieß in Kopenhagen auf ein geheimes Büro, in dem sein Kompagnon die gefälschten Leasingverträge aufbewahrt hatte. Am 1. Dezember war klar, dass IT Factory fast keinen Umsatz macht. Die Firma musste Konkurs anmelden. Auch die Universitätsabschlüsse entpuppten sich als falsch.
Nach ersten Schätzungen hat der Schwindel einen Schaden von bis zu 1,2 Milliarden Kronen (164 Millionen Euro) verursacht. Bagger hat eine Luxuswohnung in Kopenhagen, Sportwagen und ein Feriendomizil in Südfrankreich erworben. Das tatsächliche Ausmaß des Bluffs ist allerdings noch nicht ganz klar. Fraglich ist auch, ob der 41-Jährige den Betrug allein plante. Die Familie des Beschuldigten meldete sich am Montag über ihre Webseite zu Wort. Dort heißt es, Stein Bagger sei selbst Opfer: Jahrelange "räuberische Erpressung" habe ihn in die Kriminalität getrieben. Nun warten alle gespannt auf die Aussage des Hochstaplers.

(SZ vom 09.12.2008/mel
 
aus der Diskussion: Die neuen Siemens-Prüfer: Ernst &Young
Autor (Datum des Eintrages): lump60  (09.12.08 09:16:20)
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