Fenster schließen  |  Fenster drucken

Im Werk in Geislingen brodelt es anscheinend gewaltig...


"Nur noch eine Alibifertigung"

WMF-Betriebsrat wegen Stellenabbau in der Besteckfertigung sauer


Was passiert mit den Betroffenen, wenn in der Besteckfertigung der WMF 70 Jobs wegfallen? Auch nach einer Informationsveranstaltung am Dienstag bleibt das unklar. Der Betriebsrat ist verärgert.

Geislingen Draußen herrschen winterliche Verhältnisse - bei der WMF sogar Eiszeit. Als eisig beschreibt nämlich WMF-Betriebsratsvorsitzender Manfred Scheck das Verhältnis zur Unternehmensleitung. Von deren Beschluss, wegen des Wettbewerbs- und Kostendrucks in der Besteckfertigung am Standort Geislingen 70 Arbeitsplätze zu streichen, sei der Betriebsrat überrascht worden. Er fühlt sich sogar hintergangen und sehr schlecht informiert. Am 25. November gab es eine Betriebsversammlung - mit keinem Wort sei da der geplante Stellenabbau angesprochen worden, ärgert sich Scheck. Doch schon wenige Tage danach, am 1. Dezember, habe der Wirtschaftsausschuss die einschneidenden Beschlüsse gefasst.

Wie Scheck erläutert, hatte das WMF-Management drei Varianten prüfen und durchrechnen lassen:


· Die Besteckfertigung wird am Standort Geislingen auf 5,5 Millionen Stück pro Jahr angehoben, um die Stückkosten zu senken (1).

· Die Geislinger Besteckfertigung wird komplett geschlossen (2).

· Die Besteckfertigung vor Ort wird stark zurückgeschraubt (3).

Obwohl sich die Variante zwei laut Unternehmensleitung als betriebswirtschaftlich sinnvollste herausgestellt habe, habe man sich für die mildere Version drei entschieden. "Da bleibt aber nur noch eine Alibifertigung übrig", kritisiert Scheck den Plan, 70 von 96 direkt mit der Besteckproduktion befasste Arbeitsplätze zu streichen. Die Fertigung ganz zu streichen, traue sich das Unternehmen wohl nicht, denn schließlich verbinde man den Markennamen WMF seit jeher mit Besteck aus Deutschland.

Was passiert nun mit den Betroffenen? Nachdem sie am Dienstag über den Stellenabbau informiert wurden, sei dessen Umsetzung und der Zeitplan Verhandlungsgegenstand zwischen WMF-Management und Betriebsrat, teilte dazu Pressesprecher Thomas Dix mit. Die Gespräche begännen im Januar. Ziel seien sozialverträgliche Lösungen.

Die Kurzarbeit in der Besteckfertigung - montags und dienstags wird nicht gearbeitet - wird um weitere drei Monate bis Ende März verlängert. Laut Scheck favorisiert die WMF-Führung, die Vorruhestandsregelung auszuweiten. "Das kann ein probates Instrument sein," stimmt auch Scheck zu, mit der Einschränkung, dass dann auch klar sein müsse, wer es bezahlt.

Scheck vermisst handfeste Informationen von der Chefetage. Klar sei immerhin, dass die WMF nach drei Quartalen ein Umsatzplus von sechs Prozent erwirtschaftet habe.

Erscheinungsdatum: Donnerstag 11.12.2008

http://www.suedwest-aktiv.de/region/geislingerzeitung/aus_st…


WMF streicht 70 Jobs

Besteckfertigung betroffen - Sozialverträgliche Lösung wird angestrebt


Die WMF streicht in Geislingen 70 Arbeitsplätze in der Besteckfertigung. Gespräche über eine sozialverträgliche Lösung für die Betroffenen beginnen.

Geislingen Das passt wie die Faust aufs Auge: Am Freitagabend wurde die Geislinger Weihnachtsausstellung im Alten Bau eröffnet. Sie führt eine kleine Kulturgeschichte des Bestecks vor Augen und dokumentiert die Besteckproduktion der WMF. Alle Exponate stammen aus dem Archiv des Geislinger Traditionsunternehmens. Zur selben Zeit beschließt die WMF, am Standort Geislingen in der Besteckproduktion, in der bereits kurz gearbeitet wurde, weitere 70 Arbeitsplätze zu streichen. Laut Pressesprecher Jürgen Vogler bleibt nur noch die sogenannte Schnellläuferfertigung erhalten - der Automatisierungsgrad ist hier besonders hoch, der Personaleinsatz entsprechend gering. In Geislingen verbleiben laut Vogler noch rund 50 Arbeitsplätze, die direkt oder indirekt mit der Besteckfertigung zusammenhängen. Zum Vergleich: Im neuen WMF-Werk in China sind 400 Leute beschäftigt.

"Wir geben die Besteckfertigung in Geislingen nicht auf, " betont Vogler. Diese wichtige Kompetenz wolle die WMF weiterhin vor Ort erhalten, zumal man mit dem Traditionsunternehmen seit Langem Messer, Gabeln und Löffel als wichtige Produkte verbinde.

Zu dem Einschnitt sieht sich die WMF nach den Worten Voglers gezwungen, weil der Wettbewerbs- und Kostendruck auf dem Besteckmarkt enorm hoch sei. "Das zwingt uns zu strukturellen Anpassungen". Schon seit Mitte Oktober steuerte die WMF wegen der Auftragsflaute in der Besteckfertigung mit Kurzarbeit dagegen. Sie läuft an Weihnachten aus. Zwischen sieben und 24 Arbeitstagen blieben die insgesamt 120 Betroffenen zu Hause.

Jetzt geht es um 70 Arbeitsplätze. Was mit den betroffenen Arbeitnehmern passiert, steht noch nicht fest. Am morgigen Dienstag sollen sie eingehend informiert werden. Gespräche mit dem Betriebsrat laufen an. Erklärtes Ziel der Unternehmensleitung seien "möglichst weitgehend sozialverträgliche Lösungen", unterstreicht Vogler.

Er versichert, dass es zu allen anderen Fertigungsbereichen keinerlei Überlegungen über Kurzarbeit gibt. In Geislingen beschäftigt die WMF AG nach Angaben Voglers derzeit 2000 Mitarbeiter und damit einige mehr als vor Jahresfrist. Hinzu kommen 200 Beschäftigte der Tochtergesellschaft ProLog.

Erscheinungsdatum: Montag 08.12.2008

http://www.suedwest-aktiv.de/region/nwz/goeppinger_kreisnach…
 
aus der Diskussion: WMF, die vergessene Perle
Autor (Datum des Eintrages): DickeBacke  (11.12.08 10:09:21)
Beitrag: 581 von 827 (ID:36185371)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE