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[posting]36301580[/posting]These 2

Unser Geldsystem ist sozialistisch organisiert und produziert zunehmend Arbeitslosigkeit und soziale Spannungen.


Eines der bis heute weithin noch unentdeckten Verstecke des Sozialismus ist überraschenderweise das scheinbar kapitalistischste Attribut moderner Industriegesellschaften, nämlich die Geldverfassung. Die aktuelle Geldverfassung praktisch aller Industriestaaten hat sich nicht im Wettbewerb als das beste System entwickelt und durchgesetzt, sie verdankt ihre Entstehung vielmehr den Notwendigkeiten der Kriegsfinanzierung im 1. und 2.Weltkrieg. Diese Geldverfassung ist, schon von ihrer Entstehung her, notwendigerweise auf Täuschung und Betrug angelegt. Vielleicht sollte man allerdings besser von kollektiver Selbsttäuschung und Selbstbetrug reden, da ja die böse Absicht fehlte. Ihre Aufgabe war es, massiv Vermögen und Einkommen umzuverteilen zugunsten eines höheren Zieles eben der Kriegsführung was durch Steuern oder gar freiwillige Beitragsleistungen nicht zu schaffen war. Um dieses Ziel zu erreichen, erzeugte der Staat einfach Geld, eine Art legales Falschgeld. Dieses Grundmuster der Vermögenskonfiskation durch Gelderzeugung ist mit unserer Geldverfassung als Erbe der Kriegsfinanzierung bis heute erhalten geblieben. Allerdings ist dieses Grundmuster nur noch schwer zu erkennen, weit es in ein recht raffiniertes System verpackt ist.

Um in großem Umfang Geld aus dem Nichts erzeugen zu können, muss der Staat zunächst die Bindung des Geldes an die reale Güterwelt abschaffen. Dies geschah im ersten Weltkrieg mit der Aufhebung der Goldeinlösepflicht. Wie fast immer, so auch in diesem Fall, fand sich eine volkswirtschaftliche Theorie, um unverantwortliches Handeln des Staates zu rechtfertigen. In diesem Fall war es die „Staatliche Theorie des Geldes", die F.W. Knapp im Jahre 1905 veröffentlicht hatte und in der behauptet wird, nur was der Staat als Geld bestimmt, sei Geld. Vor der Jahrhundertwende noch hätte man so etwas für dummes Zeug gehalten, aber für die Zwecke der Kriegsfinanzierung war es genau die richtige Theorie und mit staatlichen Weihen versehen, ist es noch heute die theoretische Grundlage unserer Geldverfassung. Durch den Trick mit der staatlichen Theorie des Geldes wird gleichsam legal Falschgeld erzeugt. Allerdings ist das praktische Verfahren der Gelderzeugung aus dem Nichts bis heute sehr verfeinert worden, so dass das relativ simple Betrugsmuster nur noch schwer erkennbar ist. Der Staat geht nicht mehr einfach her und druckt Scheine, wie das im 1.Weltkrieg noch üblich war und wie das heute in manchen sozialistischen Staaten noch gepflegt wird. Schon die Nationalsozialisten hatten mit den sog. Mefo-Wechseln ein etwas eleganteres Verfahren entwickelt. Die Lieferanten wurden mit Wechseln bezahlt, die gleichsam auf die zukünftige volkswirtschaftliche Produktion gezogen waren. Damit war das Grundmuster für die Verschleierung gefunden, das sich auch heute noch bewährt.

Nach diesem Grundmuster erzeugen heute praktisch alle Staaten ungedecktes Geld und verteilen so Einkommen und Vermögen nach ihrem Ermessen um, im Interesse höherer Ziele natürlich. Über die Staatsverschuldung zieht der Staat praktisch Wechsel auf zukünftige Produktion, er bezahlt heute mit der noch zu erbringenden Leistung zukünftiger Generationen, ohne die Zustimmung der Betroffenen. Dies ist etwa so, als ob Sie auf Ihren Nachbarn Schecks schreiben und schön davon leben, ohne dass der Nachbar davon weiß.

Eine recht raffinierte zusätzliche Verschleierung der staatlichen Gelderzeugung besteht darin, in die Verfassung zu schreiben, dass der Staat sich nicht direkt über die Zentralbank Geld beschaffen darf und die Zentralbank gleichsam als unabhängige Institution die Druckmaschine bewacht. Dies erzeugt eine Illusion zusätzlicher Vertrauenswürdigkeit. Der Trick besteht darin, dass der Staat auch Geld erzeugt, wenn er sich mit Anleihen über den Markt finanziert. Das Geld, das er sich leiht, entsteht mit dem Akt der Verschuldung. Wenn man diesen Zusammenhang einmal verstanden hat, nämlich das Geld nur durch Verschuldung entsteht, lässt sich das Systemrelativ leicht durchschauen. Dieser Sachverhalt ist zwar in der volkswirtschaftlichen Geldtheorie unbestritten, er wird aber vom Publikum am wenigsten verstanden, weshalb das System immer noch hervorragend funktioniert.

Es macht keinen Unterschied, ob der Staat Geld druckt oder Staatsanleihen. In beiden Fällen dient der Zettel lediglich dazu, ein Schuldverhältnis zu transportieren. Seit wir ein reines Schuldgeldsystem haben, kann praktisch jedes Schuldverhältnis zu Geld werden. Wir monetisieren Schuldverhältnisse statt Realvermögen. Dies wird in einschlägigen Lehrbüchern auch klar beschrieben, freilich meist in einer Sprache, die nur Eingeweihte verstehen. Wer weiß schon was „Seignorage" ist.

Allerdings besteht Hoffnung, dass sich dies jetzt ändert durch das Internet. Der Charme und Zauber des Internet besteht nämlich u.a. darin, das gleichsam wie weiland Luther, jeder in der Sprache des Volkes seine Thesen ins Internet nageln, und so der Selbstzensur des Systems entgehen kann. Es ist verblüffend zu sehen, welch spannende Diskussion um eine Reform des Geldsystems im Internet geführt wird. Da sind z.B. Sätze von Alan Greenspan, dem Chef der amerikanischen Zentralbank, zu lesen, dieer offiziell nicht sagen könnte, wie z. B. der folgende Satz: „Die Abschaffungdes Goldstandards ermöglichte es den Staatsbürokraten, das Banksystemfür eine unbegrenzte Kreditexpansion zu missbrauchen." ( http://www.gold-eagle.com )

In den Lehrbüchern wird der Prozess der Geldschöpfung aus dem Nichts meist nur unter der Überschrift Giralbankgeld besprochen. Es ist aber klar, dass dieser Prozess bei jeder Art der Verschuldung stattfindet. Das dieser Zusammenhang in der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt blieb, hängt wohl wiederum damit zusammen, dass es das reine Schuldgeldsystem erst seit etwa 25 Jahren gibt und dies noch gar nicht so richtig bemerkt wurde. Erst seit etwa 25 Jahren, mit der endgültigen Abschaffung der Golddeckung durch die Amerikaner im Jahre 1971, entsteht Geld nur noch durch Verschuldung, haben wir ein reines Kredit oder Schuldgeldsystem, bei dem Geld nicht mehr durch irgendwelche Güter, sondern nur durch nicht definierte Zukunftsversprechen gedeckt ist. Das heißt, je mehr schulden, desto mehr Geld ist da. Statt von der Geldmenge kann man genauso gut von der Schuldmenge reden, beides ist identisch.

Ein solches System hat zwei fatale Konsequenzen:

Erstens handelt es sich um ein exponentielles Pyramidensystem (Ponzi-Schema), wie es in Albanien gerade zusammengebrochen ist, allerdings mit dem Unterschied, dass bei unserem internationalen Finanzsystem der Zinssatz sehr viel bescheidener und das Gebiet sehr viel größer ist, wodurch sich das System wesentlich länger halten kann. Bei einem Ponzi-Schema werden die Zinsen nicht erwirtschaftet, sondern aus neuen Einlagen (Neuverschuldung) bezahlt. Das Geheimnis hinter den magischen Maastrichtkriterien von 60% Gesamtverschuldung und 3% Neuverschuldung liegt hier begründet. Jenseits dieser Zahlen explodiert das Systemrelativ rasch.

Zum Zweiten führt dieses System zu immer mehr Arbeitslosigkeit, Firmenzusammenbrüchen, Umverteilung von unten nach oben und relativer Armut(30.000 Firmenzusammenbrüche pro Jahr in Deutschland, 18 Mio. Arbeitslose in der EU mit steigender Tendenz). Obwohl die Illusion von immensem Reichtum erzeugt wird, nimmt die Gesamtwohlfahrt ab. Die Illusion von Reichtum entsteht in Form rasch wachsender Geldvermögen. Die riesigen internationalen Geldvermögen saldieren sich, ex definitione, mit den vorhandenen Schulden immer zu null. Der Effekt der rasch wachsenden Arbeitslosigkeit und der Firmenzusammenbrüche entsteht dadurch, dass direkte Geldproduktion einfacher ist als Gewinnerzielung über Güterproduktion. Volkswagen hat seine 50% Gewinnsteigerung in 1996 nicht durch Autoverkäufe, sondern durch Devisengeschäfte verdient. Der Markt signalisiert, dass es sinnvoller ist, Geld in Staatsanleihen zu investieren als in Fabriken (SiemensSyndrom). Dieser Zusammenhang lässt sich an einem einfachen Beispiel erkennen. Ein neuer Arbeitsplatz in der Metallindustrie kostet etwa300.000, DM, der betriebliche pro Kopf Umsatz liegt ebenfalls bei etwa300.000, DM, bei einer für das Unternehmen zu erwartenden Umsatzrendite von etwa 2%. Der Markt signalisiert also klar, dass ich die 300.000, DM besser zu 6% in Staatsanleihen investiere. Und schließlich noch ein Beispiel aus einer anderen Branche. Statt Mietwohnungen zu bauen, ist es heute sinnvoller, Pfandbriefe zu kaufen, weil das höhere Renditen bei weniger Arger bringt. Der Markt gibt also falsche Signale, bzw. steuert die Aktivitäten in Richtung Geldkapitalbildung, weg von der Realkapitalbildung. Ursache ist die Staatsverschuldung. Der Staat kann und muss, um seine Finanzierung sicher zu stellen, hohe Zinsen bieten und treibt so den Realzins hoch. Investitionen, die sich früher gelohnt hätten, fallen unter die Rentabilitätsschwelle. Gleichzeitig muss der Staat die Schuldner (Steuerzahler)immer mehr ausquetschen, um die Gläubiger (Staatsanleihebesitzer) zu bedienen, was wieder zu rückläufiger Produktion führt ein Teufelskreis.

Staat und Banken erzeugen nach dem gleichen Grundprinzip ungedecktes Schuldgeld und greifen damit auf heutiges Sozialprodukt zu, mit dem Versprechen, es mit künftigem Sozialprodukt zu bezahlen. Gegen diese Vorwegnahme von Zukunft ist in einer dynamisch wachsenden Wirtschaft im Prinzip nichts einzuwenden, wenn sie von den Betroffenen freiwillig akzeptiert wird und wenn sie mit dem marktwirtschaftlichen Korrektiv der Konkursmöglichkeit verbunden ist. Der Gedanke dabei ist, dass die Vorleistung gleichsam durch die höhere Zukunftsproduktion überholt und zurückgegeben wird. Dies ist auch der Kern der Keynes'schen Theorie. Wenn man allerdings sowohl die Zustimmung der Betroffenen als auch den Zwang zur Rückzahlung abschafft, funktioniert das System nicht mehr, jedenfalls hat das mit Marktwirtschaft nichts mehr zu tun. Bankrott gehört zur Marktwirtschaft auch der Staatsbankrott, weil er Risiken und unerfüllbare Erwartungen und Versprechungen sichtbar macht. Von Freiwilligkeit der Betroffenen, die Risiken einzugehen, kann keine Rede sein, denn sie wissen es gar nicht, oder sind noch gar nicht geboren. Das Korrektiv Konkursmöglichkeit wurde für Staat und Banken (scheinbar) beseitigt, durch den Trick mit staatlichem Monopolgeld und dem „lender of last resort".

Wie das funktioniert sei ebenfalls an einem aktuellen Beispiel illustriert: Die japanische Zentralbank hat jetzt den Zins drastisch gesenkt, um die Banken zu retten, die Wirtschaft in Schwung zu bringen und das Land aus der Krise der „Blasenwirtschaft" zu führen. Der niedrige Zinssatz führt nun nicht etwa dazu, dass viele Unternehmer in Japan jetzt neue Unternehmungen beginnen, vielmehr leihen sich japanische Banken und Unternehmer, wie auch alle anderen Banken der Welt japanische Yen zu 2% tauschen sie in Dollar um und kaufen amerikanische Staatsanleihen zu 7%. Sowohl in Japan als auch in Amerika entsteht bei diesem Prozess zusätzliches Geld, ohne das real etwas entsteht. Das Geldvermögen in der Welt nimmt um einige 100Milliarden zu und in gleicher Höhe die Verschuldung, am Realvermögen in der Welt ändert sich nichts. Kritisch für den Dollar und das Finanzsystem wird dieser Prozess, wenn er zurückgespult werden sollte.

Lender of last resort bedeutet nichts anderes, als dass der Staat beliebig Papiergeld nachschieben kann und so ein Konkurs aus Geldmangel nicht mehr befürchtet werden muss. Die Rettung der amerikanischen Sparkassen, der italienischen, französischen und jetzt der japanischen Banken durch den Staat und die damit verbundenen Finanzskandale bis in höchste Kreise zeigen deutlich, dass die aktuelle Geldverfassung zu einer Art Mafiastruktur führt, wobei die beiden mächtigsten Gruppen Staatsapparat und Banken ein gemeinsames Interesse haben, ein schlecht funktionierendes System so lange wie möglich zu erhalten. Man muss dabei gar keine kriminellen Energien unterstellen das System bringt zwangsläufig solche Strukturen hervor.
 
aus der Diskussion: Der Weg in den Staatsbankrott
Autor (Datum des Eintrages): Marchella  (04.01.09 19:54:11)
Beitrag: 16 von 90 (ID:36301588)
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