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Franken-Kredite: „Von Bank nicht einschüchtern lassen“

11.01.2009 | 18:53 | ANDREAS KERSCHBAUMER (Die Presse)

Österreichische Banken empfahlen Mitte Oktober gemeinsam mit der Finanzmarktaufsicht (FMA), die Finger von Franken-Krediten (CHF) zu lassen. „Die Presse“ hat die wichtigsten Infos zu diesem Thema.

Wien. Österreichische Banken empfahlen Mitte Oktober gemeinsam mit der Finanzmarktaufsicht (FMA), die Finger von Franken-Krediten (CHF) zu lassen. Sie sollen sogar CHF- in Eurokredite zwangskonvertiert und den Kunden zusätzliche Bankspesen, Kursverluste sowie höhere Zinsen auferlegt haben. „Die Presse“ hat die wichtigsten Infos zu diesem Thema.


1 Was tun, wenn die Bank meinen CHF-Kredit konvertieren will?

„Die Bank muss den Kunden über die Konvertierung informieren. Er müsste sich dezidiert gegen die Konvertierung aussprechen, wenn er nicht konvertieren will“, sagt der mit diesen Fragen vertraute Anwalt Christian Winternitz. Die Bank müsse dem Kunden die Möglichkeit geben, neue Sicherheiten einzubringen. „Aber auch das Verlangen nach neuen Sicherheiten muss nicht zulässig sein.“ (Mehr dazu bei Frage 5.) „Falls die Weigerung des Kunden nichts nützt, sollte er der Konvertierung nur unter Protest zustimmen. So hat er später die Chance zu klagen“, sagt Vermögensberater Rudolf Mittendorfer.

2 Was tun, wenn der Franken-Kredit schon konvertiert wurde?

Experten empfehlen, zunächst einmal nur die gleichen Raten wie im CHF-Kredit zu zahlen, obwohl die Raten beim Eurokredit höher wären. Winternitz: „Der Kunde sollte sich dann mit einem Rechtsanwalt entweder außergerichtlich mit der Bank einigen oder eine Feststellungsklage einbringen.“ Ob ein Prozess aussichtsreich ist, kann man beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) für zehn Euro oder bei der Arbeiterkammer kostenlos prüfen lassen.

3 Und wenn die Bank den Kreditnehmer verklagt?

Zahlt der Kunde im Euro niedrigere Raten als von der Bank verlangt, kann er verklagt werden. Winternitz: „Der Kunde sollte dann auf Unterbrechung der Bankenklage klagen, bis jener Prozess erledigt ist, den er selbst gerade gegen die Bank führt.“ Damit ist er dann mit zwei Klagen beschäftigt. „Der Kunde sollte daher rechtsschutzversichert sein.“

4 Kann die Konvertierung rückgängig gemacht werden?

Praktisch nicht. „Man sollte Schadenersatz fordern“, empfiehlt Finanzmanager Othmar Seidl. Der Kunde könnte durch die Bank gleich vierfach geschädigt worden sein: durch zusätzliche Bankspesen bei der Konvertierung, Kursverluste, höhere Kreditzinsen und einen zu geringen Tilgungsträger.

5 Wer ist verantwortlich, wenn der Tilgungsträger nicht ausreicht?

Viele Kreditnehmer haben zuletzt ein Schreiben von der Bank erhalten, dass der Tilgungsträger nicht ausreichen würde, um den Kredit bei der Fälligkeit zu tilgen. „Das ist dann ganz klar die Schuld der Bank. Sie ist für den Tilgungsträger verantwortlich, da sie ihn vor Abschluss des Kreditvertrags prüfen und akzeptieren muss“, so Winternitz.

6 Kann die Bank die Zinsen der Kredite einfach erhöhen?

Sofern das nicht im Vertrag vorgesehen ist, kann die Bank das nicht. Auch nicht mit der Begründung, sie müsse sich durch die Finanzkrise teurer refinanzieren. Die Kunden sollten mit einem Rechtsanwalt gegen die Bank vorgehen.

7 Was tun, wenn die Bank droht, den Kredit fällig zu stellen?

„Es gibt tatsächlich Kreditverträge, die jederzeit gekündigt werden können“, sagt Seidl. Es ist zu prüfen, ob diese dem Konsumentenschutz entsprechen. „Normalerweise“ können Kredite nicht fällig gestellt werden, „solange die Raten bezahlt werden und sich die Sicherheiten und Bonität des Kunden nicht verschlechtern.“ Mittendorfer: „Man darf sich von der Bank nie einschüchtern lassen.“

8 Wie gehe ich mit Kreditklauseln wie der Stop-Loss-Order um?

Diese Order gibt es etwa bei der Oberbank. Die Bank kann damit das Darlehen in den Euro umwandeln, sobald der CHF ein bestimmtes Limit erreicht. Aber nicht immer: „Wenn die Klausel nachteilig für den Kunden und schwer verständlich ist, kann sie ungültig sein“, sagt Anwalt Alexander Klauser. Und: „Wenn für die Bank absehbar ist, dass die Schwankungen nur kurzfristig sind und die Umwandlung des Kredits in den Euro für den Kunden nachteilig ist, wäre die Anwendung der Order eventuell ein Rechtsmissbrauch.“

9 Gibt es in Österreich noch Fremdwährungskredite zu haben?

Wenn sich die Banken weigern, sollte man zu einem Finanzberater gehen. „Ich biete Franken-Kredite an; mit einem Aufschlag bis 1,5 Prozent“, sagt Kreditexperte Johann Massenbauer.

10 Wie ist derzeit das Zinsniveau beim Franken?

So günstig wie nie. Seidl: „Die Schweiz hat ein so günstiges Zinsniveau wie Japan erreicht.“ Der CHF-Libor (drei Monate) lag am Freitag bei 0,6 Prozent, der Drei-Monats-Euribor (Euro) lag dagegen bei 2,55 Prozent.

11 Wird es sich rechnen, jetzt in den Franken einzusteigen?

Ja, basierend auf den günstigen Zinsen. „Die Schweiz wird sich keine Hartwährungspolitik gegenüber dem Euro leisten. Daher glaube ich nicht, dass der Franken so schnell gegenüber dem Euro steigen wird“, so Mittendorfer.

auf einen blick

■Viele Kunden von Franken-(CHF-)Krediten fühlen sich durch ihre Banken geschädigt. Diese sollen CHF- in Euro-Kredite konvertiert haben. „Die Presse“ gibt Empfehlungen, was Sie gegen Banken bei (Zwangs-) Konvertierungen machen können. In Österreich gibt es noch Franken-Kredite zu haben. Die sind so günstig wie nie zuvor, sagen Finanzexperten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2009)
 
aus der Diskussion: Zinssenkungen kommen nicht an
Autor (Datum des Eintrages): minister.grasser  (12.01.09 13:07:53)
Beitrag: 23 von 23 (ID:36354745)
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