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[posting]36374932[/posting]Weil die mehrheit eines volkes leider ungebildet und politisch doof und teilweise verblödet ist und dazu nur von persönlichen interessen geleitet ist, muss man bei der mehrheitsbeschaffung nicht um die minderheit der begabten und politisch klugen buhlen und werden, sondern um die mehrheit der idioten.

Das hört sich erstmal plausibel an, aber nach meiner Erfahrung trifft es nicht die Realität.

Viele Menschen haben durchaus ein - wenn auch nur latentes - politisches Interesse, halten sich aber aus Frust heraus.

Dazu passt das, was Du an @Plus geschrieben hast, von wegen, diese Sätze hören wir doch schon seit 30 Jahren von den Politikern, dass die Wahlkampfprogramme der Gegenpartei die Zukunft unserer Nachkommen aufs Spiel setzen.

Der Fehler liegt im System, dass es eine Weile hervorragend funktionieren kann, aber im Grunde genommen jeder Intellektuelle weiß, dass es auf Sand gebaut hat. Die Politiker können sich darum nicht kümmern und hangeln sich von einer Wahlperiode zur nächsten.

Das Volk ist aber gar nicht so blöd, wie man denkt. Es denkt mit, auch wenn es eingelullt wird von den jeweils aktuellen Wahlversprechen. Es hat das schon im Blut, wann Hoffnung und Optimismus und wann Frust und Schweigen im Zyklus unseres Systems angesagt sind (auch wenn es das niemals so formulieren würde).

Ich habe das in einem Wahlkampfteam in einer deutschen Großstadt erlebt und war beeindruckt von der Reaktion der Bürger, die sich von dem Kandidaten mitreißen ließen. Man hatte das Gefühl, dass die Leute nur darauf gewartet hatten, dass einer sie aus dem Tiefschlaf reißt, dem sie vertrauen und für den sie sich engagieren können. Wir wurden geradezu überrollt von Angeboten von Menschen, die uns ehrenamtlich unterstützen wollten, Omis schickten Winterjacken für Kinder, die der Kandidat auf seinen Wahlkampftouren durch die sozial schwachen Stadtteile an bedürftige Kinder verteilen sollte. Leute, die sich zehn Jahre nicht für die Partei interessiert hatten, schrieben seitenlange handschriftliche Briefe.

In Zeiten geringer Wahlbeteiligungen fand ich es sehr beeindruckend, wieviel politische und intellektuelle Energie doch in diesem Land noch freizusetzen ist, sobald die Menschen mal das Gefühl bekommen, dass sie und ihre Belange ernstgenommen werden und sich jemand wirklich dafür einsetzt; vor allem in der Generation über 50, die sich von dem politischen Treiben seit Jahrzehnten von der Politik veräppelt fühlt ("kennen wir schon") - aber, und das fand ich erstaunlich, auch von den Schülern kam enorm viel Reaktion (Mails mit Fragen kleiner SV-Gruppen, Einladungen, Vorschläge).

Also, so dumpf, wie Du das siehst, ist die Mehrzahl gar nicht. Mir persönlich hat das Mut gemacht.
 
aus der Diskussion: Das Konjunkturpaket! Eine bittere Enttäuschung....
Autor (Datum des Eintrages): kevine1  (14.01.09 20:57:02)
Beitrag: 42 von 65 (ID:36376146)
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