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Europäische Börsen schließen fester - Deutlich unter Tageshoch

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach einer Woche hoher Kursverluste haben sich die europäischen Börsen am Freitag erholt. "Der Markt war überverkauft und daher reif für eine Erholung", meinte ein Händler. Allerdings konnten die Anfangsgewinne nach erneut schwachen Konjunkturdaten, vor allem aber wegen anhaltend negativer Nachrichten aus dem Bankensektor, nicht gehalten werden. Der Euro-Stoxx-50 kletterte um 1,1% oder 24 auf 2.281 Punkte, der Stoxx-50 rückte um 0,9% bzw 19 auf 2.006 vor. Beide schlossen damit deutlich unter Tageshoch.

Angesichts schwacher Zahlen der Citigroup und der Bank of America sei die Unsicherheit weiterhin groß. Zudem gab es Spekulationen, Barclays werde keine weiteren Staatshilfen erhalten.

Auch auf konjunktureller Seite gab es neue Hiobsbotschaften. Die US-Industrieproduktion ist im Dezember um 2% gegenüber dem Vormonat und damit wesentlich stärker als erwartet zurückgegangen. Der Novemberwert wurde zudem auf minus 1,3% von minus 0,6% revidiert. Bestenfalls von einem leichten Hoffnungsschimmer lässt sich nach Einschätzung eines Volkswirts angesichts der US-Verbraucherstimmung sprechen. Die Erholung sei von einem "sehr niedrigen" Niveau aus erfolgt. Die Entwicklung der Benzinpreise hätte eigentlich bessere Daten bringen müssen. Das deute auf anhaltende Zurückhaltung der US-Verbraucher hin. Bankenwerte können Gewinne nicht halten - Barclays massiv unter Druck

Die Bankenwerte legten zunächst zu, fielen am Nachmittag aber mit den entsprechenden US-Titeln wieder zurück. Der Sektor büßte letztlich 1,4% ein. "Die Zahlen der Citigroup sind katastrophal und bei der Bank of America dürften in den nächsten drei Jahren wohl keine Dividenden gezahlt werden", sagte ein Händler. Vor allem Barclays sorgten im späten Handel für Druck. Die Aktie ging um fast 25% in die Knie, nachdem Spekulationen aufgekommen waren, dass die Bank nicht von weiterer Staatshilfe profitieren werde.

Unter anderem könnte Barclays möglicherweise seine toxischen Titel nicht in einer eventuell eingerichteten "Bad Bank" abladen, da die Bank im Oktober nicht die Regierungshilfe in Anspruch genommen hatte. Barclays wollte dazu nicht Stellung nehmen. Belastend wirkte sich auch der Umstand aus, dass in London am heutigen Freitag das Verbot von Leerverkäufen in Finanzwerten ausgelaufen ist. Auch die übrigen britischen Banken verloren daher deutlich.

Für die anfänglichen Gewinne war die Nachricht verantwortlich, dass die Bank of America weitere 20 Mrd USD aus dem staatlichen Bankenrettungsfonds erhält. "Auf die erneute Unterstützung der US-Regierung für die Bank of America war zwar spekuliert worden, aber dass die Sache jetzt über die Bühne geht, ist positiv", sagte ein Händler. Rohstoffwerte erholen sich

Mit einem Zugewinn von 5,7% konnte sich indes der gewohnt volatile Rohstoffsektor erholen. Negative Nachrichten zu einem Joint-Venture von Xstrata spielten damit nur eine untergeordnete Rolle. Ein Gemeinschaftsunternehmen von Xstrata und Merafe Resources hatte eine Produktionskürzung von 80% bei Ferrochrom angekündigt. "Der Anteil von Ferrochrom am Gesamtkonzern von Xstrata ist überschaubar im Vergleich zu den Kohle- und Kupferaktivitäten", relativierten die Analysten der UBS die Bedeutung.

Im vergangenen Jahr steuerten die Aktivitäten mit Ferrochrom 950 Mio USD zum EBITDA von Xstrata bei, auf Kohle und Kupfer entfielen 2,6 Mrd bzw 3,5 Mrd USD. Xstrata kletterten um 6% auf 742 p. Ahold-Zahlen laden Anleger zum Shoppen im Einzelhandelssektor ein

Die Einzelhandelswerte legten mit 2,3% Aufschlag kräftig zu. Ahold zogen sogar um 6,5% auf 9,08 EUR an. "In allen wichtigen Geschäftsbereichen hat Ahold Erfreuliches geliefert. Das hat den Kurs nach den Enttäuschungen in den vergangenen Quartalen gestützt", sagte ein Händler. Carrefour zogen nach Veröffentlichung von Umsatzzahlen für 2008 um lediglich 1,1% auf 26,25 EUR an. Cheuvreux sieht bei Carrefour die Gefahr schrumpfender Margen in diesem Jahr. Die Umsatzdaten zum vierten Quartal hätten Bedenken geweckt, was das Europa- und Asiengeschäft angehe. Technologiewerte unbeeindruckt von Sony Ericsson

Technologiewerte rücken um 3,2% vor, obwohl die Viertquartalszahlen von Sony Ericsson eher mäßig ausfielen. Die Bruttomarge von 15% sei klar unter der Prognose von 22% geblieben, so ein Marktteilnehmer. Der Umsatz sei wie prognostiziert ausgefallen. Das Unternehmen rechnet vor allem im ersten Halbjahr mit einer ausgeprägten Schwäche. Die Aktie legte 3,3% auf 59,90 SEK zu.

Gestützt wurde der Sektor von den Zahlen von Intel. Das Unternehmen hatte die Erwartungen exakt getroffen. Pharmawerte verlieren - Antidepressivum mit erhöhten Nebenwirkungen

Die Pharmawerte verloren 0,1%. Es gab negative Nachrichten in Form des schwachen Ausblicks von Genentech, der die Roche-Aktie belastete. "Der konservative Ausblick von Genentech auf 2009 überrascht den Markt, vor allem weil das Unternehmen ja über eine Komplettübernahme mit Roche verhandelt", sagte ein Beobachter. Da Roche den Kaufpreis erst vor kurzem auf 95 USD von 89 USD erhöht habe, verteuere sich eine Übernahme angesichts möglicherweise geringerer Gewinne bei Genentech nun relativ. Roche verloren 1,9% auf 167,20 CHF.

Auch AstraZeneca sorgten bei Anlegern für finstere Stimmung und büßten 1,3% auf 2.689 p ein. Zur Begründung verwies ein Händler auf einen Medienbericht, dem zufolge das Antidepressivum "Seroquel" das Diabetes-Risiko um fast 400% erhöhen soll. Dies gehe aus einer am Donnerstag in einer gerichtlichen Anhörung in den USA zitierten Studie hervor.



Europäische Schlussindizes am Freitag, den 16. Januar:

Index Schluss- Veränd. Veränd. Veränd.
stand abs. in % seit Jahresbeginn
DJ Europe EuroSTOXX50 2281,45 23,78 1,05 -6,94
STOXX 50 2005,89 18,58 0,93 -2,88
STOXX 600 192,96 1,79 0,94 -2,00
London FTSE 100 4147,06 25,95 0,63 -6,47
Frankfurt Xetra DAX 4366,28 29,55 0,68 -9,23
Paris CAC40 3016,75 20,87 0,70 -6,25
Amsterdam AEX 248,55 4,95 2,03 +1,06
Athen ASE 1749,95 40,26 2,35 -2,05
Brüssel BEL-20 1851,65 -4,46 -0,24 -2,99
Kopenhagen KFX 259,31 4,31 1,69 +4,68
Dublin ISEQ 2456,22 -23,50 -0,95 +4,82
Helsinki HEX 5309,24 117,59 2,26 -1,74
Istanbul IMKB-100 25630,96 558,66 2,23 -4,59
Lissabon PSI General 2122,15 37,57 1,80 +2,34
Madrid IBEX 35 8620,10 9,00 0,10 -6,26
Mailand S&P/MIB 18703 301 1,64 -3,89
Oslo OBX Stock 280,21 8,38 3,08 +3,70
Prag PX 842,10 10,50 1,26 -1,88
Moskau RTS 566,77 -2,35 -0,41 -10,31
Wien ATX 1732,94 38,12 2,25 -1,02
Zürich SMI 5435,54 53,10 0,99 -1,79

DJG/mif/raz
 
aus der Diskussion: Tages-Trading-Chancen am Montag 19.01.2009
Autor (Datum des Eintrages): AndreasBernstein  (18.01.09 19:35:05)
Beitrag: 4 von 635 (ID:36399351)
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