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Für all jene, die Häme wenig Beachtung schenken....

19.02.2009 , 14:51 Uhr
Analyse
Der Rohstoff-Markt findet den Boden
von Regine Palm
Noch sind sich die Auguren nicht einig, ob die Rohstoffmärkte das Schlimmste überstanden haben oder ob noch weitere Verluste drohen. Es spricht inzwischen aber vieles dafür, dass die Preise einen Boden gefunden haben.

Weltweit sind die Bergbaugesellschaften durch den Einbruch der Rohstoffpreise seit vergangenem Sommer in die Bredouille geraten. Viele der Minen arbeiteten nicht mehr profitabel. Wegen der zuvor boomenden Märkte hatten sich die Konzerne mit Expansionsvorhaben zum Teil aber hoch verschuldet. Diese Unternehmen legen daher weltweit Projekte auf Eis, kürzen die Produktion der Minen oder setzen sie gleich komplett aus, um ihre Kapazitäten der schwächeren Nachfrage anzupassen. Mit dieser Verknappung des Angebots stemmen sich die Unternehmen gegen einen weiteren Aufbau der Rohstofflager und ziehen einen ersten Boden unter die Preise.

Ganz ähnlich geht die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) vor. Das Ölkartell, das für über vierzig Prozent der Weltölproduktion steht, hat seine Förderung seit September vergangenen Jahres um mehr als vier Millionen Barrel am Tag gedrosselt (ein Barrel entspricht 159 Litern Öl). Glaubt man den Äußerungen von Opec-Mitgliedern, sind weitere Kürzungen der Ölförderung zu erwarten. Damit wurde auch am Ölmarkt der Preisrutsch gestoppt. Das für Europa maßgebliche Brentöl hat sich bei rund 40 Dollar je Barrel eingependelt.

Preisstützend wirken zudem bei den Industrierohstoffen die milliardenschweren Konjunkturprogramme. Die Hoffnungen an den Rohstoffmärkten ruhen dabei auf den Stimulierungsmaßnahmen der Großverbraucherländer wie China und den USA. Dies hat zuletzt die Entwicklung am Kupfermarkt gezeigt. Kupfer, das meistgehandelte Industriemetall, wird unter anderem in der Bau- und Elektroindustrie benötigt. Allein seit Jahresende hat der Preis wieder über 20 Prozent zugelegt.

Die konjunkturellen Hoffnungen und Sorgen schlagen sich auch in den Preisen der Edelmetalle nieder - allerdings völlig anders als bei den Industrierohstoffen. Schon zum Jahreswechsel hat ein Run auf Gold eingesetzt. Die Investoren suchen angesichts der andauernden Finanz- und Wirtschaftskrise einen "sicheren Hafen". Gekauft wird Gold sowohl physisch als auch über Finanzinstrumente wie börsengehandelte Fonds (ETF), die mit Gold unterlegt sind. Anders als die Industrierohstoffe hat daher Gold nicht nur einen Boden gefunden, sondern liegt nur noch knapp 70 Dollar unter dem letztjährigen Preisrekord von gut 1 030 Dollar.


Insgesamt dürfte das Jahr 2009 ruhiger werden als das vergangene. Zur Erinnerung: "Himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt", mit diesem Spruch lässt sich das Jahr 2008 an den Warenmärkten aus Sicht der Produzenten zusammenfassen. Bis Juli schien die Welt der Händler mehr als in Ordnung. Die Preise vieler Rohstoffe erreichten - zum Leidwesen der industriellen Abnehmer - Rekordniveaus, andere verharrten nur knapp darunter.

Getrieben und getragen wurde der bereits seit 2002 anhaltende Boom an den Rohstoffmärkten durch die Weltkonjunktur, vor allem aber durch den immensen Rohstoffbedarf von Staaten wie China und Indien, die sich mit hohen Wachstumsraten entwickelten.

Die Zuspitzung der Finanzkrise und die konjunkturelle Eintrübung setzten dem langjährigen Boom an den Rohstoffmärkten ein abruptes Ende. Die Nachfrage nach industriellen Grundstoffen, dazu zählen Metalle wie Kupfer, Nickel und Zink, brach im Sommer 2008 quasi über Nacht weg. Andere Rohstoffe, etwa aus dem Agrarbereich, wurden in diesen Abwärtsstrudel mit hineingerissen. Gleichzeitig verabschiedeten sich die spekulativ agierenden Investoren aus Märkten, in denen sie zuvor für einige Preisübertreibungen nach oben gesorgt hatten. Die Anleger zogen ihre Gelder ab, um finanzielle Löcher zu stopfen, die in anderen Anlagesegmenten - etwa in den taumelnden Aktienmärkten - entstanden waren. Die Folge: Der Preisrutsch, den die rückläufige Nachfrage ausgelöst hatte, wurde noch verschärft. Die viel beachteten Rohstoffindizes büßten den größten Teil ihrer in Jahren aufgebauten Gewinne innerhalb weniger Monate ein. Der CRB-Rohstoffindex etwa hat seit Anfang Juli fast 60 Prozent verloren. Der Rutsch wurde erst Anfang Dezember gestoppt. Seither zeichnet sich ab, dass der massive Preisrutsch der Vergangenheit angehört und sich in nächster Zeit kaum wiederholen wird.

So geht es wenigstens nicht mehr bergab - das ist die entscheidende Botschaft. Noch immer werden die Märkte zwar von der Furcht vor einer langanhaltenden Rezession beherrscht. Die lässt die Preise mal in die eine, mal in die andere Richtung zucken. Zudem gilt eben, dass Rohstoff nicht gleich Rohstoff ist: Es gibt keinen homogenen Markt. Die Sorge vor einer langen Rezession hält vor allem die konjunkturabhängigen Rohstoffe noch in Schach. Dazu gehören an erster Stelle die Industriemetalle. Bei ihnen wird der Trend zurzeit aber ganz wesentlich durch eine gravierende Verknappung des Angebots bestimmt.

Fazit: Ein steiler Anstieg der Rohstoffmärkte wird noch auf sich warten lassen. Doch die Preisabschläge der vergangenen Monate waren übertrieben. Dank der Angebotsverknappungen und der weltweit beschlossenen Konjunkturmaßnahmen sollte daher ein Boden gefunden sein. Wie tragfähig dieser ist, muss sich freilich noch erweisen.
 
aus der Diskussion: A-TEC INDUSTRIES +++ Ein interessanter Wert!
Autor (Datum des Eintrages): PAPAPAPA  (19.02.09 15:54:28)
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