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Experten warnen vor
Staatspleiten in der EU
Sorgen um Island und Irland sowie osteuropäische Staaten


Einigen EU-Staaten könnte die Pleite drohen - das meinen zumindest Wirtschaftsexperten. Der UNO-Ökonom Flassbeck etwa spricht von einer "sehr großen Gefahr". Italiens Regierungschef Berlusconi hingegen hält Staatsbankrotte für unwahrscheinlich.

Der italienische Ministerpräsident verwies darauf, dass die Europäische Union bis jetzt allen Staaten geholfen habe, die sich in Schwierigkeiten befunden hätte - wie beispielsweise dem Nicht-Euro-Mitglied Ungarn. "Es liegt in unserem Interesse, dass kein Staat bankrott geht", erklärte Berlusconi der "Bild"-Zeitung. Allerdings gehört Italien selbst mit einer Verschuldung von mehr als 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu den am höchsten verschuldeten Ländern in Europa.

Über die Verhältnisse gelebt
Viele Länder in der EU hätten in den vergangenen Jahren weit über ihre Verhältnisse gelebt und riesige Schulden aufgetürmt, sagte UNO-Experte Flassbeck im SWR. Er verwies unter anderem auf Staaten wie Irland, Griechenland oder Spanien und besonders auf Länder in Osteuropa außerhalb der Währungsunion.

Österreich drang deswegen am Montag auf Sicherheitsvorkehrungen gegen einen wirtschaftlichen Zusammenbruch östlicher Nachbarstaaten der EU. "Wichtig ist für uns, dass die Volkswirtschaften dort mit gewissen Garantien ausgestattet werden, damit es keine überraschenden Effekte gibt, an denen wir dann alle zu kniffeln haben", sagte der österreichische Außenminister Michael Spindelegger beim EU-Außenministertreffen in Brüssel.
Wirtschaftsinstitut warnt vor Panikmache
Vor einer allgemeinen Panikmache warnte derweil das Hamburger Welt-Wirtschafts-Institut (HWWI). "Wir sind derzeit weit von einem Staatsbankrott entfernt", sagte HWWI-Konjunkturchef Michael Bräuninger mit Blick auf Deutschland. Auch Staaten wie Island oder Irland, die jetzt in großen Schwierigkeiten sind, hätten seriös gewirtschaftet und litten nun wegen ihres großen Bankensektors massiv unter den Folgen der Finanzkrise. Er sei jedoch zuversichtlich, dass im Euro-Raum alles unternommen werde, um die Pleite eines Staates zu verhindern.
Die Pläne für eine Gemeinschaftsanleihen in Euroland stießen bei den Experten auf ein geteiltes Echo. UNO-Experte Flassbeck sprach sich für die Herausgabe einer Euroanleihe aus. Damit könnte man verhindern, dass sich Spekulanten auf Kosten der Länder mit hohen Schulden eine goldene Nase verdienten. Dagegen äußerte sich HHWI-Experte Bräuninger skeptisch, der Euroland-Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, sprach sich sogar klar dagegen aus. Stattdessen fordert Mayer bei der Online-Ausgabe der "Frankfurter Rundschau" einen Europäischen Währungsfonds.
EWF soll finanziellen Beistand gewähren
Damit es nicht zum Staatsbankrott innerhalb der Währungsunion komme, solle der Europäische Währungsfonds (EWF) "im Fall drohender Zahlungsunfähigkeit finanziellen Beistand gewähren". Die um Beistand bittenden Staaten müssten sich gegenüber den anderen Euroländern, die gemeinsam Teilhaber des EWF wären, zu Auflagen verpflichten, um ihre Haushaltsprobleme wieder in den Griff zu bekommen.
 
aus der Diskussion: Der Weg in den Staatsbankrott
Autor (Datum des Eintrages): Marchella  (23.02.09 15:52:42)
Beitrag: 63 von 90 (ID:36634431)
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