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@ all nochmal ein bericht über die heutigen Ereignisse





VCL Film + Medien AG - Bankenkredite entspannen Liquiditätslage - 06. Juni 2001 18:30
Finanzvorstand bestätigt Verhandlungen über weitere Finanzierungen
(von smartcaps-Redaktion Frankfurt am Main)

Gleich zweimal in Folge darf die VCL Film + Medien AG den in diesem Fall wenig ehrenwerten Titel des Spitzenreiters für sich beanspruchen. Musste die Aktie im vergangenen Jahr mit einem Rückgang von 70,8% die stärksten prozentualen Verluste unter den im MDax zusammengefassten deutschen Nebenwerten hinnehmen, so kann sie in den ersten Monaten des Jahres 2001 dieses Ergebnis mit einem weiteren Einbruch um 80% noch übertreffen. Unmittelbare Folge des Kursverlaufs ist, dass VCL als nunmehr kleinster MDax-Wert einer der ersten Anwärter auf den Abstieg aus dem Index ist, in welchen sie erst letztes Jahr aufgestiegen war.

Offensichtlich konnte der vom Unternehmen im Februar verkündete "Rekordumsatz in zwanzigjähriger Firmengeschichte" die Anleger nicht so recht überzeugen, denn seither ist der Wert kontinuierlich gefallen. Zu groß erschienen die sich abzeichnenden Probleme, als dass man einfach auf die Steigerung des Umsatzes hätte vertrauen können. Den größten Kurssturz verzeichnete VCL in diesem Jahr, als erste Gerüchte über ernsthafte Liquiditätsprobleme kursierten.

Liquiditätsengpass durch vorgezogene Finanzierungstermine

In der heutigen Meldung nun wird dieser Liquiditätsengpass bestätigt. Den kurzfristigen Vermögenswerten in Höhe von 71,5 Millionen Euro standen demnach zum Bilanzstichtag am 30.11.2000 kurzfristige Verbindlichkeiten (fällig innerhalb von 12 Monaten) in Höhe von 73,6 Millionen Euro gegenüber. Begründet wird dies insbesondere mit der rigiden Einkaufspolitik deutscher TV-Sender bei Spielfilmen sowie vorgezogenen Produktions- und damit Finanzierungsterminen.

Für das abgelaufene Geschäftsjahr weist VCL einen Umsatz von 60,3 Millionen Euro aus. Im Vergleich zum Vorjahr (47,4 Millionen) ergibt sich damit eine Steigerung von 27,5%. Das EBIT konnte im gleichen Zeitraum von 4,6 Millionen Euro um 17,4% auf 5,4 Millionen Euro gesteigert werden. Diese Zahlen liegen leicht unter den bereits im Februar veröffentlichten vorläufigen Zahlen. Im 1. Quartal 2001 hingegen kann VCL ein Umsatzwachstum von 164,3% vorweisen. Gegenüber 8,7 Millionen Euro im Vergleichszeitraum des Vorjahres summieren sich die Umsätze nun auf 23 Millionen Euro, wobei nahezu die Hälfte dieses Umsatzes auf die erstmals konsolidierte Beteiligung Scanbox entfällt.

Finanzmittel in Höhe von 38 Millionen zugesichert

Interessanter als diese Zahlen dürfte für die Anleger jedoch die Frage der Finanzierung sein: waren doch die Zahlen für das Geschäftsjahr 2000 weitgehend bekannt und die Quartalszahlen wenig überraschend. Zudem berührt die Finanzierungsfrage den eigentlich wunden Punkt: den Liquiditätsbedarf des Unternehmens.

"Die Finanzierung der ersten beiden Woody Allen Filme ist gesichert", so heißt es gegen Ende der Meldung. Insgesamt stelle ein Konsortium von Banken und weiteren Kreditgebern VCL Mittel in Höhe von 38 Millionen Euro zur Verfügung. Knapp 80% dieser Summe werde von der französischen Großbank Société Générale getragen. Weitere Finanzmittel sollen durch die Beleihung der VCL-Filmbibliothek generiert werden. Diese besitze nach einem externen Gutachter etwa einen Wert von 94 Millionen Euro, was einem Kurs der VCL-Aktie von 5,5 Euro entspräche. Wird allerdings die Filmbibliothek tatsächlich beliehen, erweist sich diese Rechnung als hinfällig.

Zahlungsverpflichtungen noch in diesem Jahr

Im Gespräch mit smartcaps betonte der Finanzvorstand Christian Bennhold, dass über die angegebenen 38 Millionen Euro sowie die Beleihung der Bibliothek hinaus weitere Finanzierungen organisiert werden: "Es laufen bereits Verhandlungen." An der angespannten Situation habe sich seit dem 30.11.2000 im Grunde nichts verändert. Der Liquiditätsbedarf sei vorhanden, aber das operative Geschäft sei davon nicht betroffen.

Zusätzliche Finanzierungen seien notwendig, da aus vorgezogenen Produktionen Zahlungsverpflichtungen bestünden. So seien etwa aus dem Output-Deal mit Francis Ford Coppola Filme vor der Fertigstellung oder bereits zu Ende produziert. Hieraus ergebe sich "noch in diesem Jahr die Verpflichtung zu bezahlen". Ähnlich sei es bei einem Ende letzten Jahres erworbenen Paket von Fernsehrechten. Auch hier bestünden in diesem Jahr Zahlungsverpflichtungen.

"Kapitalerhöhung kommt vorerst nicht in Frage"

Der Finanzvorstand von VCL wies darauf hin, dass es angesichts einer geringen Kreditlinie von zur Zeit 7 Millionen Euro notwendig sei, andere Finanzierungswege zu finden. "Bezüglich der Beleihung der VCL-Filmbibliothek stehen wir mit mehreren möglichen Kreditgebern in Verhandlungen."

Nachgedacht würde mittelfristig auch über eine Wandelanleihe. Mit Nachdruck lehnt Bennhold allerdings eine Kapitalerhöhung ab: "Kapitalerhöhungen aus dem genehmigten Kapital kommen jedoch vorerst nicht in Frage, da ein Verwässerungseffekt vermieden werden soll." Sie seien tatsächlich das letzte Mittel, um neue Liquidität zu erlangen. Der gegenwärtig niedrige Aktienkurs lässt einen solchen Schritt wohl auch nicht angeraten sein.

TV-Entertainment-Sender wird in diesem Jahr starten

Hinsichtlich der rechtlichen Unsicherheiten im Zusammenhang mit Scanbox kann der Finanzvorstand beruhigen. Die Rechtstreitigkeiten aus dem internationalen Geschäft von Scanbox seien allesamt erfolgreich abgeschlossen worden. Lediglich ein Prozess sei noch offen, der aber kurz vor einer Einigung stehe: "Wir werden diesen Streit in den nächsten zwei bis drei Wochen außergerichtlich beilegen können."

Die Planung für den angekündigten Aufbau eines TV-Entertainment-Senders sei laut Bennhold "ein wenig in die Länge gezogen worden." Durch die notwendige Umverteilung der Finanzen werde das Projekt möglicherweise mit weniger Finanzmitteln ausgestattet sein, "aber sobald alles geklärt ist, wird der Sender an den Start gehen. Das wird auf jeden Fall noch dieses Jahr sein." VCL werde sich neben anderen Partnern mit einem niedrigen einstelligen Millionenbetrag beteiligen. Bennhold bekräftigte aber: "VCL wird Mehrheitsgesellschafter sein."

Probleme mit den rückläufigen Zahlen aus dem Videoabsatz sieht Bennhold nicht. Hauptwachstumsträger sei nach wie vor der Bereich DVD. "Der Umsatzzuwachs ist hier deutlich höher als der vergleichsweise leichte Rückgang im Videoabsatz." Gerade in diesem Geschäftsfeld sind also wohl die wenigsten Probleme zu erwarten.
 
aus der Diskussion: VCL FILM +MEDIEN TOP Tipp !!!!!
Autor (Datum des Eintrages): Insidetrader  (06.06.01 22:25:41)
Beitrag: 29 von 35 (ID:3680729)
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