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Wirecard: Heute schon viel transparenter
09:07 16.04.09


Wenn in einer Konzernbilanz zwei Firmen mit unterschiedlichem Geschäftsgegenstand vereint werden, dann ergeben sich für den Anleger eine Reihe von Fragen. Auch für mich ist dies - ganz ehrlich gesprochen - nicht ganz einfach. Wirecard, der Dienstleister im Internet für Echtzeitzahlsysteme, ist deshalb nicht so einfach zu verstehen, weil auch die Wirecard-Bank konsolidiert wird, die eine hundertprozentige Tochter ist. Sie hält Einlagen ihrer Kunden und gibt auch eine eigene Creditkarte unter dem Namen „Wirecard“ heraus.



Der große Vorteil dieser eigenen „Wirecard“ ist, dass die Wirecard AG nicht an dritte Institute, die fremde Kreditkarten ausgegeben haben wie z. B. Mastercard, einen Teil der Provision – in der Regel 50 % - abgeben muss. Die Wirecard-Bank ist deshalb im Konzern ein nachhaltiger Ertragspfeiler.



8,4 Mrd. Euro hat der Wirecard Konzern an Bezahlvolumen in 08 durch die Bücher gezogen und alle Finanzkennziffern wieder im mittleren zweistelligen Bereich steigern können. Das wichtigste war der Sprung im Betriebsergebnis um 48 % auf 49 Mio. Euro, wie auch der Anstieg im Ergebnis je Aktie von knapp 37 % auf 41 Cent. Auch im laufenden Jahr soll das EBIT wieder in der Größenordnung um die 17 % zulegen. Normalerweise ist bekannt, dass Wirecard sehr vorsichtig prognostiziert und im August 09 dann möglicherweise wieder eine neue Ergebnisprognose bekannt gibt. Auf alle Fälle ist sich Dr. Braun, der CEO und größter Einzelaktionär, sicher, dass das Ergebnis im laufenden Jahr wieder wachsen wird. Daher zahlt Wirecard auch erstmals eine Dividende von 8 Cent je Aktie.



Die Querelen mit der SDK haben im vergangenen Jahr die GuV mit fast 1,5 Mio. Euro belastet. Wären diese zusätzlichen Kosten nicht angefallen, dann wäre das EPS noch höher ausgefallen, denn die Beratungskosten haben in 2008 3,5 Mio. Euro (nach 1,9 Mio. Euro) betragen. Dennoch sagt Dr. Braun: „Für uns ist das Thema abgeschlossen und wir blicken nach vorn“. Der Anleger wird wahrscheinlich in 09 von einem EPS von knapp 48 Cent je Aktie ausgehen können und bei einem Kurs von 5,90 Euro ist Wirecard nur mit dem 12fachen Jahresüberschuss bewertet. Für ein Wachstumsunternehmen nicht teuer, denn im Jahr 2004 lag das EPS gerade einmal bei 7 Cent, so dass sich diese Kennzahl in 5 Jahren fast versechsfacht hat. Auch im laufenden Jahr steht Ertragswachstum eindeutig im Vordergrund, deshalb hat es nur eine Ergebnis- aber keine Umsatzprognose gegeben.

Der Wirecard Kurs ist in den letzten Tagen schnell gelaufen, denn der Dividendenvorschlag war von der Börse nicht einkalkuliert.



Christoph Martin

Chefredakteur financial.de Redaktion
 
aus der Diskussion: Wirecard - Top oder Flop
Autor (Datum des Eintrages): binda  (16.04.09 09:39:51)
Beitrag: 6,650 von 166,150 (ID:36977280)
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