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DJ BÖRSEN-AUSBLICK/Geringes US-Wachstum macht DAX attraktiv

FRANKFURT (Dow Jones)--Nachdem der DAX mit einer Erholungsrally auf die unter dem Strich besser als erwartet ausgefallene Berichtssaison zum ersten Quartal sowie auf die Aufhellung der Stimmungsindikatoren reagiert hat, tendiert er seit gut drei Wochen nur noch seitwärts. Offenbar nimmt nunmehr eine steigende Zahl von Marktteilnehmern die Diskrepanzen zwischen Stimmung und Realwirtschaft sowie Unternehmensgewinnen und Aktienkursen wahr. In den kommenden Wochen dürfte an den deutschen Aktienmärkten damit das Abwärtsrisiko dominieren.

Längerfristig haben die europäischen Indizes - und ganz besonders DAX&Co. - allerdings glänzende Perspektiven; so jedenfalls sieht es der US-Vermögensverwalter Blackrock. Die Wirtschaft des Euroraums werde sich schneller erholen als die US-Ökonomie und Anleger ihr Kapital daher zunehmend auf dieser und abnehmend auf jener Seite des Atlantik investieren, so das Fazit einer aktuellen Studie des Asset Managers. Die Hauptargumente lauten dabei "Verschuldung" und "Demographie".

Zunächst räumen die Blackrock-Analysten mit der Einschätzung auf, dass die reale Wachstumsdynamik in der Vergangenheit in den USA deutlich höher als im Gemeinsamen Währungsgebiet gewesen sei. So habe das US-Bruttoinlandsprodukt in den vergangenen 5 Jahren zwar um real 10,1% zugelegt, im Euroraum seien es jedoch nur 1,2 Prozentpunkte weniger gewesen.

Noch dazu sei das etwas höhere Wirtschaftswachstum in den USA mit einer beispiellosen Explosion der Verschuldung der Privaten Verbraucher erkauft worden. Angesichts der nunmehr allerdings abrupt gestoppten Kredit-Orgie und der somit dramatisch beschnittenen Kaufkraft der privaten Verbraucher in den USA werde die Rezession dort daher wesentlich schmerzhafter als im Gemeinsamen Währungsgebiet ausfallen.

Wie dramatisch sich die Verschuldung der US-Haushalte erhöht hat, demonstriert Blackrock an einem Blick auf die vergangenen Jahrzehnte: In den 40 Jahren von 1961 bis 2001 hat sich demnach in den USA das Verhältnis von Verschuldung zu Einkommen um 38 Prozentpunkte auf 101% erhöht. Darin spiegeln sich der Ausbau des Sozialstaats sowie die zunehmenden Zahlen von Hausbesitzern und Doppelverdienerhaushalten wider.

In den folgenden nur 7 Jahren von 2001 bis 2008 habe sich das Verhältnis von Verschuldung zu Einkommen um weitere 38 Prozentpunkte erhöht. Die Folge: US-Haushalte müssen nunmehr rund 14% der verfügbaren Einkommen für den Schuldendienst aufbringen. Damit wenden sie für Zins und Tilgung mehr auf als für Nahrungsmittel. Damit scheine eine länge Periode mit Expansionsraten unterhalb des Trendwachstums wahrscheinlich, so der US-Asset-Manager.

Doch auch im Euroraum werde die Kreditkrise nicht ohne Folgen bleiben. In den kommenden 5 bis 10 Jahren sei vielmehr eine vollständige Umkehr der Trends der vorangegangenen Dekade zu erwarten. In Ländern mit den bislang höchsten Wachstumsraten wie Österreich, Griechenland, Spanien, Portugal, Italien und Großbritannien werde die Dynamik deutlich nachlassen. Auch diese Volkswirtschaften seien vom Privaten Verbrauch getragen worden, der großteils durch billige Kredite finanziert worden sei.

Die Kernstaaten wie Deutschland, Frankreich, Belgien und die Niederlande hätten mit hohen Sparquoten und vergleichsweise niedrigem Privaten Verbrauch hingegen wesentlich weniger gravierende Probleme. "Wir gehen davon aus, dass diese Länder beim Übergang von der Rezession zur Erholung an wirtschaftlicher Bedeutung gewinnen werden", glauben die Blackrock-Analysten.

Auch die in der Vergangenheit für die USA sprechende Demographie habe sich mittlerweile der Bevölkerungsstruktur im Gemeinsamen Währungsgebiet angenähert. Der "US-Median-Boomer" aus den Baby-Boom-Jahren der 1950er und 1960er sei mittlerweile in den frühen Fünfzigern und erhöhe mit dem näherrückenden Ausscheiden aus dem Berufsleben seine Sparquote.

Dies sei ein signifikanter Bruch mit der zurückliegenden Dekade, in der US-Haushalte durchschnittlich weniger als 2% ihres Jahreseinkommens auf die hohe Kante gelegt hätten. Als Folge sieht der Asset Manager ein in den kommenden Jahren niedrigeres reales Wirtschaftswachstum in den USA, die wirtschaftliche Performance-Lücke zum Euroraum werde sich somit schließen.

Die Highlights unter den für kommende Woche avisierten Konjunkturdaten stammen aus den USA. Gleich am Montag steht der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe im Mai auf der Agenda. Am Mittwoch wird der ISM-Index für den Dienstleistungssektor erwartet, zum Wochenausklang sind die Arbeitsmarktdaten für Mai angekündigt.

Die Höhepunkte aus Europa sind am Donnerstag die geldpolitischen Entscheidungen von Europäischer Zentralbank (EZB) und Bank of England (BoE). Mit Blick auf die BoE erwarten Volkswirte, dass die Währungshüter das Leitzinsniveau und das Volumen des Programms zum Kauf von Vermögenswerten bestätigen werden. Auch die EZB wird nach Meinung der Ökonomen nicht an der Zinsschraube drehen, die angekündigten Details des Programms zum Erwerb von Covered Bonds dürften offenbaren, dass die Notenbank sowohl auf dem Primär- als auch auf dem Sekundärmarkt aktiv werden wird.

DJG/jej/gos
 
aus der Diskussion: Tages-Trading-Chancen am Montag 01.06.2009
Autor (Datum des Eintrages): AndreasBernstein  (01.06.09 00:06:53)
Beitrag: 14 von 598 (ID:37292450)
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