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Gute Zahlen, ehrgeizige Ziele Aktionäre zeigen sich auf Hauptversammlung mit der WMF zufrieden



Die Besteckfertigung in Geislingen muss viele Federn lassen. Darüber hinaus ist kein Stellenabbau geplant. Foto: Archiv
Vorstandschef Thorsten Klapproth: Ehrgeizige Ziele.


Die WMF hat gute Geschäfte

gemacht und will das weiterhin so halten, der Krise zum Trotz. Mit der Bilanz 2008 und den ehrgeizigen Zielen für 2009

waren die Aktionäre auf der Hauptversammlung zufrieden.

RODERICH SCHMAUZ

Stuttgart / Geislingen Als vier Stunden nach Eröffnung der 126. ordentlichen Hauptversammlung der WMF AG Aufsichtsratsvorsitzender Professor Stefan Feuerstein die Generaldebatte beendete, bedankte er sich bei den Aktionärssprechern für die "fundierten und zielführenden Beiträge" und den guten Stil. Ohne es auszusprechen, erinnerte er damit an die chaotische Marathonversammlung vor zwei Jahren in der Geislinger Jahnhalle, als ihn "kritische Aktionäre" mit rüdem Ton, provokantem Auftreten und hunderten Fragen ins Schwitzen gebracht hatten. Nichts davon gestern.

Zum zweiten Mal fand die Hauptversammlung der WMF in der Stuttgarter Liederhalle statt. Von tausend angemeldeten Aktionären kamen nur gut 300. Gleichwohl waren über 93 Prozent der stimmberechtigten Stammaktien vertreten und 32 der Vorzüge.

Bei fünf Wortmeldungen taten sich die Aktionärssprecher schwer, Haare in der Suppe zu finden. Unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise überwog bei ihnen die Freude über eine Dividende von 1,05 Euro je Stückaktie (14,7 Millionen Euro schüttet die WMF damit aus) über die Trauer, dass es 2007 noch 1,20 Euro waren. Zum harmonischen Verlauf passte die Mitteilung Feuersteins, der Aufsichtsrat habe einstimmig die Verträge der Vorstandsmitglieder Dr. Bernd Flohr (Finanzen) und Dr. Rudolf Wieser (Technik) um drei Jahre verlängert.

Zunächst hatte Vorstandschef Thorsten Klapproth erläutert, dass dank des stabilen Inlandskonsums der WMF-Konzern mit 41 Millionen Euro Gewinn im vergangenen Jahr das zweitbeste Ergebnis aller Zeiten erzielt hat - nach dem Rekordjahr 2007. Beim Export hat die Wirtschaftskrise allerdings bereits deutliche Spuren hinterlassen. Der Aktienkurs brach binnen Jahresfrist um 40 Prozent ein. Die Markentöchter Alfi, Auerhahn, Kaiser, ProHeq (sechs Millionen kostete die WMF das Werk in Tschechien), Schaerer und Silit erzielten gute Ergebnisbeiträge, erläuterte Klapproth.

Für die neue Tochter Petra-electric gilt das nicht. Für 300 000 Euro hat die WMF den Hersteller von Elektrokleingeräten aufgekauft und weitere 2,3 Millionen Euro für deren Patente bezahlt. Sie waren laut Klapproth ein Grund, weshalb die WMF zugegriffen hat, der andere galt dem Know-how bei Pad-Kaffeemaschinen. Davon verspricht sich der WMF-Chef Impulse und neue Produkte für den Konzern. Bisher schrieb Petra-electric aber rote Zahlen. In diesem Jahr strebt Klapproth einen Abschluss "möglichst nahe null" an.

Ehrgeiziger bleiben seine Pläne für den Konzern: "Wir sind noch zuversichtlich, das Umsatz- und Ergebnisniveau von 2008 halten zu können." Klapproth fügte hinzu: "Das klingt extrem anspruchsvoll, das ist es auch und das soll es sein."

Voll des Lobes äußerte sich Hardy Hamann von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz: "Die WMF hat sich gut geschlagen, der Vorstand hat einen guten Job gemacht." Doch stellte er auch fest: "Die WMF leidet im Ausland." Diese Umkehrung des jahrelangen Trends mit Steigerungen der Exportrate bestätigte Klapproth. Über die starke Position im deutschsprachigen Raum und den dort funktionierenden Konsum sei die WMF zu Zeiten der Wirtschaftskrise sehr froh. Weiterhin setzt er jedoch auf den großen US-Markt, auf den asiatischen Raum und Indien. Gute Chancen sieht Klapproth im Fabrikverkauf, im Online-Handel und in Kundenbindungsprogrammen. Die Akquisition von Unternehmen schließt er nicht aus, aktuell stehe aber nichts an.

Der WMF-Chef verwies nach einer Frage von Beate Sander auf einen Einstellungsstopp, das Auslaufen befristeter Arbeitsverträge und flächendeckende Kurzarbeit in Geislingen und an anderen Produktionsstandorten als Reaktion auf die Krise. Über den Stellenabbau bei der Geislinger Besteckfertigung hinaus, der möglichst sozialverträglich stattfinden solle, seien keine betriebsbedingten Kündigungen geplant, betonte Klapproth. In schwierigen Zeiten werde auch der Vorstand solidarisch einen finanziellen Beitrag leisten. Zuvor hatte Feuerstein auf kritische Fragen Michael Ruoffs von der Schutzgemeinschaft für Kapitalanleger betont, dass nach der Supervergütung von 4,44 Millionen Euro im Jahr 2007 die erfolgsbezogenen Bezüge des vierköpfigen WMF-Vorstandes 2008 mit 3,666 Millionen um 17 Prozent geringer ausgefallen seien. Mit dem Vorstand sei nun zudem ein Maximalbetrag vereinbart worden - dessen Höhe nannte Feuerstein nicht.

Zur Aufsichtsratstätigkeit bezifferte Feuerstein seinen Arbeitsaufwand auf 18 Tage pro Jahr. Mit den vier turnusmäßigen Sitzungen sei es längst nicht getan: "Für das Geld muss man schon etwas tun." Der 13-köpfige Aufsichtsrat strich 2008 insgesamt 460 000 Euro ein.



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Erscheinungsdatum: Mittwoch 17.06.2009
Quelle: http://www.suedwest-aktiv.de/

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aus der Diskussion: WMF, die vergessene Perle
Autor (Datum des Eintrages): redbulll  (18.06.09 00:10:39)
Beitrag: 599 von 827 (ID:37415456)
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