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08. August 2009, 14:33 UhrVEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE
Dresscode im Einkaufszentrum
Öffentliche Zärtlichkeitsbekundungen gelten als unanständig, freizügige Kleidung als respektlos: In den Vereinigten Arabischen Emiraten sollen Reisende verstärkt dazu angehalten werden, sich heimischen Sitten entsprechend zu benehmen.

Dubai - Aufklärungsbroschüren, Pamphlete, Hinweisschilder - jedes Mittel ist recht, wenn es darum geht, Touristen einheimische Moralstandards zu vermitteln. In den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) soll eine Kampagne forciert werden, die vor allem Urlauber und Gastarbeiter dazu anhält, sich Sitten und Gebräuchen des Landes entsprechend zu verhalten.

Bei sommerlichen Temperaturen von über 40 Grad würden vor allem ausländische Frauen in ärmellosen Shirts und kniefreien Röcken gegen die Bekleidungsvorschriften in dem streng islamischen Land verstoßen, berichtete die Tageszeitung "Gulfnews".


An den Eingängen großer Shopping-Malls in Dubai erinnern nun Hinweisschilder, zum Beispiel mit der Aufschrift "Respectful Clothing", die Besucher an das von ihnen erwartete "dezente" Verhalten. Dieses schließt nicht nur das züchtige Bedecken freier Körperteile ein, sondern auch den Verzicht aufs Rauchen und auf den Konsum von alkoholischen Getränken. Als unanständig gilt es auch, wenn Paare sich küssen oder auf andere Art "Leidenschaft öffentlich zeigen".

"Manche der Kunden halten sich daran, andere nicht", zitieren die "Gulfnews" Sabine Khanvwani, Marketing-Chefin der Shopping-Mall "Burjuman Centre" in Dubai. "Wir können die Menschen nicht zwingen, sich entsprechend zu verhalten, aber wir erinnern sie auf diese Weise daran, dass Dubai Teil der Vereinigten Arabischen Emirate ist, ein muslimisches Land mit einer konservativen Gesellschaft, die man respektieren sollte."

Eine russische Geschäftsfrau, Tania N., 29, die sich häufig in Dubai aufhält, schilderte dem Blatt, dass sie bis vor kurzem "nie aufgefordert" worden sei, Schultern oder Knie zu bedecken. "Ich habe öfter ärmellose kurze Kleider oder Miniröcke getragen, und das hat nie für peinliche Momente gesorgt", sagte N. "Aber kürzlich kam in einem Einkaufszentrum ein Sicherheitsbeamter auf mich zu und händigte mich sehr höflich eine Broschüre aus, die auch eine Passage über den Dresscode enthielt." Daran halten wollte sie sich jedoch nicht. "Ich habe solche Kleider gar nicht."

Während zahlreiche muslimische Einheimische die Kampagne begrüßten, gab es aber auch Kritik wegen "Doppelmoral". In den Einkaufszentren werden nämlich dieselben "unzüchtigen" Frauengewänder gegen gutes Geld feilgeboten, die von den Kundinnen nicht getragen werden dürfen.

Laut "Gulfnews" wird von Regierungsstellen derzeit erwogen, Einreisende bereits bei der Beantragung eines Visums über Verhaltensregeln des Landes aufzuklären.

pad/dpa



URL:
http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,641291,00.html
 
aus der Diskussion: Neues aus Multikultistan
Autor (Datum des Eintrages): redbulll  (08.08.09 16:30:56)
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