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Immer mehr Kinder auf sich selbst gestellt
1006.08.09|ErdingFacebook
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Dorfen - Die mit der Jugendarbeit in Dorfen beauftragten Fachkräfte haben im Stadtrat eine erste Bilanz ihrer Arbeit vorgelegt. Fazit: Ein Hauptaugenmerk muss dem Kampf gegen den Alkoholmissbrauch gelten.

Kontakt zur Jugend halten ist (v. l.) Michaela Meister, Therese Englmeier, Andreas Götz, Kristina Franzl und Marine Driessen das wichtigste Anliegen. Foto: Renner
Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) und Jugendreferentin Michaela Meister (SPD) hatten zuvor die Jugendarbeit als „große Herausforderung“ skizziert. Dorfen sei mit einem Anteil Jugendlicher unter 18 Jahren von 22 Prozent der Bevölkerung eine „sehr junge Stadt“. Um diesem Umstand gerecht zu werden, seien in den letzten Jahren vielfältige Betreuungseinrichtungen, etwa die Mobile Jugendhilfe und das Kinder- und Jugendhaus, eingerichtet worden. Hinzu komme, das die vereinsgebundene Jugendarbeit stark ausgeprägt sei und mit dem selbstverwalteten Jugendzentrum auch die freie Jugendarbeit ihren Platz habe.
Andreas Götz von der Mobilen Jugendhilfe, der seit gut einem Jahr als eine Art Streetworker schwerpunktmäßig in Dorfen unterwegs ist, aber auch die Gemeinden Taufkirchen, Isen, St. Wolfgang, Schwindegg und Buchbach betreut, berichtete von der anfangs schwierigen Kontaktaufnahme zu verhaltensauffälligen Jugendlichen. Es sei ihm aber mittlerweile gelungen, ein Vertrauensverhältnis zu schaffen. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stehe das Bemühen, auffällige oder bereits straffällig gewordene Jugendliche „nicht auszuschließen, sondern zu integrieren“. So sei es wichtig, den Betroffenen Aufgaben und sinnvolle Beschäftigungen zu geben. Die meisten Straftaten im Bereich Vandalismus etwa würden nämlich aus Frust und Langeweile passieren.
Auf Nachfrage räumte Götz ein, dass ein großer Teil der verhaltensauffälligen Jugendlichen einen Migrationshintergrund haben. Oft ohne Schulabschluss und wenig Zukunftsperspektiven würden diese Jugendlichen zur Gewalt neigen. Gerade an der Dorfener Hauptschule gebe es immer wieder Reibereien zwischen türkisch stämmigen und deutschen Schülern.
Als größtes Problem stellte Götz den Alkoholmissbrauch heraus. Er sei erschüttert gewesen, wie viele Jugendliche beim Hemadlenzntag maßlos getrunken und sich zugeschüttet hätten. Auch bei Volksfesten würden oft schon „kleine Stöpsel“ eine Maß Bier stemmen. Eine Ursache in dieser Entwicklung sieht Götz darin, dass es immer mehr so genannte Schlüsselkinder gebe. Nicht nur viele Alleinerziehende, auch immer mehr Elternpaare seien arbeitsbedingt mehr als zehn Stunden außer Haus. Die Kinder würden alleine gelassen und seien auf sich selbst gestellt. Oft finde hier keine Erziehung mehr statt. „Wir haben auch auf dem Land bereits die selben Probleme wie in der Großstadt“, konstatierte Götz.
Insgesamt aber zogen die mit der Jugendarbeit betrauten Fachkräfte eine positive Bilanz. So listeten Therese Englmeier, die Leiterin des Arbeitskreises Kinder- und Jugendarbeit und Martine Driessen, Jugendpflegerin der Stadt, eine Vielzahl von Aktivitäten auf, mit denen man Kontakt zu den Jugendlichen hält. Herausragend war hier das im Frühjahr erstmals durchgeführte Jugendforum, an dem mehr als 100 Jugendliche teilnahmen. Die dabei gesammelten Wünsche wurden von Kristina Franzl dem Stadtrat vorgestellt. Mit am Drängendsten sei dabei der Wunsch, in Dorfen, Oberdorfen und Schwindkirchen eigene Jugendräume zu schaffen. Ganz oben auf der Wunschliste steht auch ein Skater- und BMX-Park sowie ein Badesee.
Anton Renner
http://www.merkur-online.de/lokales/nachrichten/immer-mehr-k…
 
aus der Diskussion: Neues aus Multikultistan
Autor (Datum des Eintrages): redbulll  (09.08.09 22:17:45)
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