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Börse feiert die Voest: Nur 67 Millionen Euro Verlust - Aber 16.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit

Rote Zahlen bei der Voest, ein Novum: Der Linzer Stahlkonzern hat im ersten Quartal 67 Millionen Verlust geschrieben, weniger als befürchtet. Die Börsianer sind erfreut.
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Magere 2,13 Milliarden € Umsatz, ein negatives Betriebsergebnis und 103 Millionen € Verlust - so die Analysten im Vorfeld zur Zwischenbilanz der Voestalpine für das erste Quartal 2009/10 (April bis Juni). Die Zahlen, die Konzernchef Wolfgang Eder am Donnerstag vor Börsebeginn vorlegte, sind nicht ganz so schlimm: Der Umsatz fiel zwar um 36,3 Prozent auf lediglich 2,073 Milliarden €, das EBITDA brach gar um 75 Prozent auf 134,9 Millionen € ein. Doch das EBIT war "nur" mit 24 Millionen € und damit "überschaubar" im roten Bereich. Der Quartalsverlust: 48,2 Millionen € vor Minderheiten und Hybridkapitalzinsen und 67,7 Millionen € nach Abzug - macht 40 Cent je Aktie Verlust. Im Vorjahr hatte es noch einem Gewinn im Startquartal von 303 Millionen € gegeben.

Wie in der Woche schon der Rekord-Halbjahresverlust von Wienerberger und der Gewinneinbruch der Telekom Austria: An der Börse wird das über den Erwartungen liegende Voest-Ergebnis goutiert. Die Aktie startete mit einem Aufschlag von mehr als sechs Prozent in den Handel. Am Vormittag kratzte das Papier bei hohem Volumen an der Marke von 22 €. Es ist damit anfangs Topperformer im europäischen Stahlsektor.

Eder zum Start ins neue Geschäftsjahr: „Viel hat letztlich nicht gefehlt, und die Voestalpine hätte auch im für die europäische Industrie schwierigsten Quartal der letzten Jahrzehnte noch ein positives operatives Ergebnis ausgewiesen. Denn ohne die mit knapp 30 Millionen Euro negativen buchmäßigen Effekte der Purchase Price Allocation aus dem Kauf der Böhler Uddeholm-Gruppe wären es 5,1 Millionen Euro operativer Gewinn gewesen."

Für das laufende zweite Quartal strebt Eder ein ausgeglichenes operatives Ergebnis an. Trotz umfangreicher Sommerstillstände in allen Kundenbranchen sollte sich das zweite Quartal nicht ungünstiger darstellen als die ersten drei Monate, sagt er. Für das Gesamstjahr geht Eder unverändert von einem positiven EBIT aus. "Inwieweit es uns gelingt, auch den Jahresüberschuss in ein positives Ergebnis drehen können, werden die nächsten drei Monate zeigen", sagte er.

Die Rohstahlproduktion des Konzerns betrug ersten Quartal 1,27 Millionen Tonnen, 37,4 Prozent unter dem Vorjahreswert. Zum Vergleich: EU-weit lag der Rückgang bei 44 Prozent. Einzig die Division Edelstahl reduzierte ihre Rohstahlproduktion mit 62,5 Prozent auf 90.000 Tonnen stärker als der EU-Schnitt.

Das Eigenkapital reduzierte sich gegenüber dem 31. März mit 0,8 Prozent marginal auf 4,23 Milliarden €. Die Nettofinanzverschuldung erhöhte sich aufgrund eines erstmals seit fünf Jahren unter den Abschreibungen liegenden Investitionsaufwandes und eines weiter rückläufigen Working Capitals gegenüber dem 31. März nur geringfügig um 1,3 Prozent auf 3,81 Milliarden €. Die Gearing Ratio stieg von 88,2 auf 90,1 Prozent.

Der Konzern beschäftigt 40.120 Stamm-Mitarbeiter, knapp 2000 weniger als vor einem Jahr. Auch wurden 1873 Leasingkräfte abgebaut. In Summe sind um 4078 Mitarbeiter oder 8,8 Prozent weniger beschäftigt. Zusätzlich waren zum Stichttag 30. Juni 11.294 Mitarbeiter in Kurzarbeit, weitere 5103 Mítarbeiter sind zu Kurzarbeit angemeldet. Eder: "Unter Berücksichtigung aller gesetzten Maßnahmen wurde der Personaleinsatz im Vergleich zum 30. September 2008 um rund 16 Prozent reduziert, eine schmerzhafte, aber unabdingbare Notwendigkeit, um die Kapazitäten und somit auch den Beschäftigtenstand den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anzupassen." Eder: "Ich gehe davon aus, dass wir die Kurzarbeit im Herbst nicht im bisherigen Umfang weiterführen müssen - das werden wir in den nächsten zehn Tagen wissen."

Für die Division Stahl sei die Umstrukturierung noch nicht vollständig abgewickelt - weitere Maßnahmen werden noch bis Ende des Jahres gemeinsam mit einem externen Berater geprüft. Bis dahin sollten hier keine weiteren Kündigungen anstehen: "Für die nächsten Monate sehen wir die wesentlichen Personalmaßnahmen in der Division als abgeschlossen", so Eder. Die Division ist durch die Krise bereits in den vergangenen zwölf Monaten kräftig zusammengestutzt worden - 1500 Mitarbeiter verloren ihren Job, 7000 sind auf Kurzarbeit.

Das derzeit in der voestalpine laufende "Kostenoptimierungsprogramm" sieht Einsparungen in Höhe von "mindestens 500 Millionen Euro in den kommenden zwei Jahren" vor, so Eder. 300 Millionen Euro davon entfallen auf den Standort Linz. "Der Anteil der Personalmaßnahmen wird sicher kein dramatischer sein", das sei großteils bereits erledigt. "Das weitere Potenzial hält sich hier in Grenzen", sagte der Voestalpine-Chef.

Dass die Mitarbeiter trotz der Krise zum Konzern stehen, zeigt ihre Beteilung: Der Aktienanteile erhöhte sich auf mittlerweile 13,5 Prozent. Die Mitarbeiterstiftung ist damit hinter der RLB Oberösterreich, die mehr als 15 Prozent hält, zweitgrößter Aktionär.

Die Division Stahl setzte 760,1 Millionen € um (minus 35,6 Prozent) und erreichte ein EBIT von minus 17,3 Millionen €. Die Division Edelstahl (570,6 Millionen € Umsatz, minus 43,9 Prozent) fuhr ein EBIT von minus 47,6 Millionen € ein. Die Divison Profilform kam bei 173,6 Millionen € Umsatz (minus 49,1 Prozent) auf ein EBIT von minus 2,3 Millionen €. Die Divison Automotive (175,4 Millionen € Umsatz, minus 32,3 Prozent) war operativ mit 0,2 Millionen € in den schwarzen Zahlen. Einzig die Division Bahnsysteme (461,6 Millionen € Umsatz, minus 23,6 Prozent) erreichte ein deutlich positives EBIT von 56,7 Millionen € (minus 37,7 Prozent). Die von Josef Mülner geleitete Division Bahnsysteme zeige mit einer EBIT-Marge von 11,7 Prozent ihre hohe Krisenresistenz, heißt es dazu im Aktionärsbrief.
 
aus der Diskussion: VOEST-ALPINE hat ausbruch geschaft!!!
Autor (Datum des Eintrages): lyta  (20.08.09 14:37:31)
Beitrag: 501 von 1,069 (ID:37817989)
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