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ftd.de, Sa, 23.6.2001, 8:00
Geldanlage: Kenn` ich nicht, kauf` ich nicht
Von Michael Prellberg

Anleger vertrauen zunehmend Aktien von Unternehmen mit Markennamen - Warren Buffett hat es vorgemacht.

Warren Buffett hat recht. Das erkennen die deutschen Anleger jetzt, nachdem sie jahrelang Aktien von Unternehmen gekauft haben, die sich beispielsweise mit Plasmastrahlen für Halbleiter, PC-basierten CNC-Produkten für Automatisierungstechnik oder integrierten Lösungen für SD-Visualisierungen beschäftigen. Womit bitte? Der berühmte US-Investor Warren Buffett hätte dafür keinen Pfennig ausgegeben. Sein Credo: "Ich kaufe nur, was ich verstehe" - damit hat er Milliarden verdient.

Nun machen es ihm die deutschen Anleger nach und setzen verstärkt auf Werte, bei denen auf ein Fachstudium zum Verständnis des Geschäftsfeldes verzichtet werden kann. Gefördert wird dieser Umschwung dadurch, dass im Moment verstärkt Unternehmen an die Börse drängen, deren Namen den künftigen Anlegern wohlvertraut sind. Klar, die Deutsche Post mit ihrer Aktie Gelb gehörte dazu, auch die Aktien der Deutschen Börse AG waren 23fach überzeichnet, die Aktien des Flughafen Frankfurt - Fraport AG - immerhin noch achtfach. So könnte es mit etwas Glück den Rest des Jahres weitergehen: Am vergangenen Freitag wurden erstmals Aktien der Friseurkette Essanelle gehandelt, in der nächsten Woche geht die Schnellrestaurantkette Nordsee an die Börse.



Mit Kraft an die Börse


Das Phänomen ist keineswegs auf Deutschland beschränkt. In den USA wurden vorige Woche erstmals Aktien von Kraft Foods gehandelt - der zweitgrößte Börsengang in der amerikanischen Geschichte. Die Philip-Morris -Tochter ist bekannt durch ihre Marken Jacobs Kaffee, Milka, Philadelphia und Oreo (Kekse). Mehr als siebenfach überzeichnet waren die Kraft-Food-Aktien.


Damit kann die Aktiengesellschaft hinter der Boutiquenkette Sara, Inditex, locker konkurrieren. Das spanische Unternehmen hätte beim Börsengang im Mai 53-mal so viel Aktien loswerden können wie das Angebot vorsah. Kaum verwunderlich, dass der Kurs prompt um 27 Prozent in die Höhe schoss. In dieser Woche verteilte Norwegens bekanntester Konzern, Statoil, erstmals seine vierfach überzeichneten Aktien an Privatanleger. In Italien will Campari im Juli an die Börse, die Modemarke Prada wird im Herbst nachziehen.


Was ergibt die Gegenprobe? Die Liste der deutschen Unternehmen, die ihren für das erste Halbjahr 2001 angesagten Börsengang auf Eis gelegt haben, umfasst unter anderem Atlantik Networxx, Carus, Commasoft, Steinberg Media und Vivacon - alles Namen, die im öffentlichen Bewusstsein nicht verankert sind. Auch wer sich in einer Gewinnerbranche wie alternative Energien (Conergy, Enro) oder Logistik (Müller) wähnte, wurde von den Anlegern abgestraft. Dementsprechend kritisch ist in solch einem Umfeld die Situation für die Börsenneulinge der vergangenen Tage - World of Medicine und Softship .



Der gute Name zählt


Wer jetzt an die Börse strebt, so lässt sich aus diesen Indizien herausfiltern, sollte über einen möglichst zugkräftigen Namen verfügen. Buffett-tauglich sozusagen. Hinzuzufügen wäre noch, dass der Milliardär aus Omaha/Nebraska nicht wahllos alles an Aktien kauft, was ihm zuvor im Supermarkt auf dem Weg zur Kasse aufgefallen ist. Nein, Warren Buffet wählt aus und guckt sehr genau auf das Wachstumspotenzial. Auch wenn die Unternehmen "nur" Gilette , American Express oder Coca-Cola heißen - Marken, die jeder kennt. Wie käme der 71-Jährige sonst dazu, die Anteileigner seines Fonds Berkshire Hathaway seit 35 Jahren mit durchschnittlich 20 Prozent Rendite im Jahr zu beglücken? Buffett steigt immer dann ein, wenn die Kurse einer gesunden Firma gerade mit einer Delle zu kämpfen haben und er davon ausgehen kann, dass das Unternehmen auf Jahre hinaus als Marktführer reichlich Gewinne abwirft.


Das sollten auch deutsche Anleger beherzigen, wenn sie sich an vertraute Namen und damit vermeintlich sichere Werte klammern. Die Zeit der Schnäppchen ist vorbei. "Zum Sonderpreis ist derzeit keine dieser Aktien zu kriegen", sagt der Investment-Stratege Michael Oehrens von der SEB Invest. Nachdem die Technologie-Werte so enttäuschten, haben sich viele Kleinanleger in als sicher geltende Aktien geflüchtet. "Value-Werte" heißen die bei den Analysten.


"Die Märkte folgen dem Value-Trend", sagt auch Hans-Jörg Naumer, Leiter Investor Information bei der Fondsgesellschaft DIT. Anleger, die sich in den vergangenen Monaten mit Investi-tionen in Technologie, Medien oder Telekommunikation die Finger verbrannt haben, erkennen jetzt, wie wichtig eine gut diversifizierte Anlagestrategie ist. "Ganz raus aus den Aktien will kaum jemand, aber das Bewusstsein für die Risiken ist gewachsen", sagt Naumer. Das zeige sich daran, dass anstatt auf Aktien verstärkt auf Fonds gesetzt werde und dabei überproportional jene den Zuschlag erhalten, die eine klare Value-Strategie fahren. Tatsächlich kaufen die Leute verstärkt das, was sie kennen, sagt DIT-Analyst Naumer: "Zum Beispiel verzeichnet unser US Equity Fonds, der reich mit Value-Titeln bestückt ist, einen enormen Zuspruch."


Auch SEB-Invest-Stratege Michael Oehrens hält es für sinnvoll, wenn sich Kleinanleger für Value-Werte entscheiden. Die Kursausschläge fallen weniger heftig aus als bei Tech-Werten, "deshalb schlafen Anleger da ruhiger." Und langfristig, sagt Oehrens, seien die Renditen sicherlich nicht schlechter als in der einst hoch gelobten und hochgepuschten Tech-Branche.



© 2001 Financial Times Deutschland

URL des Artikels: http://www.ftd.de/bm/ga/FTDE2R5F9OC.html


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ftd.de, Fr, 22.6.2001, 7:54
Gates führt Milliardär-Charts an

Trotz schrumpfenden Vermögens ist Microsoft-Gründer Bill Gates weiterhin der reichste Mann der Welt. Die Albrecht-Brüder der Aldi-Kette schafften es unter die besten Fünf.

Die Besitzer der Billigladen-Kette sind die mit Abstand reichsten Deutschen und behaupteten Rang fünf auf der Milliardärs-Hitliste des Wirtschaftsmagazines "Forbes", die am Donnerstag in New York veröffentlicht wurde.
Zu den großen Verlierern gehört der deutsche Medienunternehmer Thomas Haffa , der den größten Teil seines Vermögens an der Börse einbüßte und aus dem Milliardärs-Club hinausflog.


Die reichsten Personen der Welt




Gates behauptet Platz 1


Gates führt die "Moneten-Hitliste" mit einem Gesamtvermögen von 58,7 Mrd. $ (135 Mrd. DM) an. Theo und Karl Albrecht vermehrten dank guter Aldi-Umsätze ihr Vermögen innerhalb eines Jahres um 5 Mrd. $ und besitzen nun 25 Mrd. $, während Gates 4,3 Mrd. $ einbüßte.


Zweitreichster Mensch der Welt ist nach den "Forbes"-Berechnungen der amerikanische Investment-Mogul und Besitzer der Firma Hathaway, Warren Edward Buffet mit 32,3 Mrd. $. Auf dem dritten Rang sonnt sich der Gates-Kollege und Mitbegründer der Software-Firma Microsoft Paul Gardner Allan , (30,4 Mrd. $). Zu den ersten zehn gehören auch fünf Mitglieder der amerikanischen Walton-Familie, die ihr Geld mit der Einzelhandelskette Wal-Mart machte. Würden sie ihr Vermögen zusammenlegen, kämen sie auf 93 Mrd. $ und wären die mit Abstand reichste Familie der Welt.




Leo Kirch schafft es nicht in die Top Ten



Der Münchner Medienmogul Leo Kirch , erreichte mit 12 Mrd. $ immerhin noch Rang 20. Insgesamt nennt "Forbes" unter den Milliardären der Welt 28 Deutsche. Unter ihnen sind die Versandhaus- Familie Otto mit fünf Mrd. $, die Pudding-Familie Oetker mit 4,4, die Werkzeug-Familie Bosch mit 2,3 und der Verleger Hubert Burda mit zwei Mrd. $. Haffa war im vergangenen Jahr noch mit vier Mrd. $ geführt worden. Jetzt bescheinigten die Geldzähler von "Forbes" ihm nur noch 250 Mio. $, was nicht mehr für eine Platzierung reichte.





Oracle-Chef verliert


Ein großer Verlierer ist auch der amerikanische High-Tech-Unternehmer Larry Ellison . Der Chef des Unternehmens Oracle hatte im vergangenen Jahr Gates stark bedrängt und sollte nach "sicheren" Vorhersagen von Börsenanalysten den Microsoft-Mogul innerhalb von sechs Monaten überholen. Doch im Zuge einer gigantischen Vernichtung von High-Tech-Kapital an den Börsen schrumpften Ellisons "Ersparnisse" von 58 Mrd. auf 26 Mrd. $.





Wenige superreiche Frauen

Unter den ersten zehn sind acht Amerikaner. Italien konnte zehn neue Mitglieder in den Milliardärs-Club schicken und ist nun mit 17 Namen in der "Forbes"-Liste vertreten. Russland verdoppelte die Zahl seiner Milliardäre von vier auf acht. Allerdings spielen die Russen nur unter ferner liefen mit. Zum ersten Mal hat auch ein Neuseeländer die Milliarden-Dollar-Hürde genommen. Nur 37 Damen werden unter den Superreichen genannt, was lediglich sieben Prozent entspricht. Die reichsten Frauen der Welt sind Alice und Helen Walton , Töchter des Wal-Mart-Gründers Sam Walton. Die reichste Frau außerhalb der USA ist die BMW-Mitbesitzerin Johanna Quandt . Ein Privatvermögen von 17,8 Mrd. $ sicherte ihr Platz 12.


Insgesamt sind die Reichen jedoch noch reicher geworden. Die Liste umfasst die Rekordzahl von 538 Einzelpersonen oder Familien, die mehr als eine Mrd. $ besitzen - fünf mehr als im vergangenen Jahr. Zusammen besitzen sie 1,7 Billionen $ und damit etwas mehr als das Bruttosozialprodukt Frankreichs. In den USA leben mit 271 Multimilliardären die meisten der von "Forbes" erfassten Superreichen der Welt.



© dpa , © Illustration: AP

URL des Artikels: http://www.ftd.de/pw/in/FTDRUP5F9OC.html
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Ich sehe Parallelen zw. GBL und Hathaway.
 
aus der Diskussion: Groupe Bruxelles Lambert: Eine Aktie mit besonderem Gewicht ...
Autor (Datum des Eintrages): NASDAQ_100  (24.06.01 11:56:56)
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