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Die Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen müssen wohl noch in diesem Jahr mit höheren Ausgaben für ihre Gesundheit rechnen. Der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Hans-Jürgen Ahrens befürchtet weitere Beitragserhöhungen der Kassen nach hessischem Vorbild. „Ich bin ziemlich sicher, dass wir bis Ende des Jahres beziehungsweise Anfang kommenden Jahres, Beitragserhöhungen auf breiter Front haben werden,“ sagte Ahrens am Samstag im Deutschlandradio Berlin. Für die Beitragserhöhungen machte die AOK die Bundesregierung verantwortlich und forderte Entlastung für die Kassen.

Auf Grund der prekären Finanzsituation haben viele gesetzliche Krankenkassen Beitragserhöhungen angekündigt. Die AOK Hessen hatte ihren Beitragssatz bereits vor einigen Tagen von 13,8 auf 14,8 Prozent erhöht. Die AOK Baden-Württemberg will eine Anhebung von 13,5 auf 14,2 am kommenden Dienstag beschließen.

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) verfolgt die Entwicklung der Beiträge „mit Sorge“. Sie hoffe auf eine Konsolidierung der Kassenfinanzen durch die geplante Reform des Risikostrukturausgleichs, sagte die Ministerin zu FOCUS. Das Gesetz sieht Festbeträge für Arzneimittel und Vereinbarungen zwischen Ärzten und Kassen zur Steuerung der Medikamentenausgaben vor. Doch „das greife natürlich nicht von heute auf morgen“, so Schmidt.

Nach dem „Hamburger Abendblatt“ vorliegenden Prognosen der Bundesregierung müsste der durchschnittliche Beitragssatz von 13,4 auf bis zu 31 Prozent im Jahr 2040 steigen, wenn am System nichts geändert würde.

Koalitionsstreit entschärft

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Schmidt will sehr billige Krankenkassen zwingen, ihre Beiträge spätestens zum 1. Januar 2002 auf mindestens 12,5 Prozent anzuheben. Damit will sie die teureren Großkassen in diesem Jahr vor einer neuen Austrittswelle der Versicherten bewahren. Die Grünen hatten den Mindestbeitrag bislang abgelehnt. Die Beitragserhöhungen stünden dem selbstgesteckten Ziel der rot-grünen Koalition entgegen, die Sozialbeiträge zu senken, begründen sie ihre Haltung.

Kritik von Seiten der Ärzte

Die Ärztevereinigung Marburger Bund führte am Freitag steigende Beitragssätze in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) auf die „konturlose“ Politik Schmidts zurück. Zum Erhalt eines bezahlbaren und hochwertigen Gesundheitswesens müssten unverzüglich systemrevolutionierende Reformen eingeleitet werden, forderte der Vorsitzende des Marburger Bundes, Frank Ulrich Montgomery. „Aus Angst vor der anstehenden Bundestagswahl scheut die Bundesregierung grundlegende Reformen im Gesundheitswesen. Das krampfhafte Festhalten am umlagefinanzierte Generationenvertrag ist vor dem Hintergrund sinkender Bevölkerungs- Zahlen, steigender Lebenserwartung und anhaltender Massenarbeitslosigkeit jedoch verantwortungslos.“

23.06.01, 12:20 Uhr
(Quelle: dpa)
 
aus der Diskussion: Schröder will Krankenkassen reformieren - Arbeitnehmer freuen sich
Autor (Datum des Eintrages): for4zim  (24.06.01 12:29:49)
Beitrag: 53 von 57 (ID:3805718)
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