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Glühbirne kontra Energiesparlampe

* 2. Oktober 2009


Ich nehme dieses Mal Bezug zu einem Bericht im NDR (Norddeutschen Rundfunk) vom 14. September 2009. Besser kann man es eigentlich nicht zeigen, wie unsinnig die von der EU gesetzlich favorisierte Energiesparlampe ist. Nachfolgend ein Auszug aus dem Beitrag.

Die deutsche Insel Norderney soll frei von Glühbirnen werden. Auf Norderney würde das Thema Stromsparen und Umweltschutz sich prima miteinander verbinden lassen. So geht es zumindest nach den Vorstellungen von Philips. Im Marketingdeutsch heißt dies Ökourlaub. Doch ist die Energiesparlampe wirklich öko?

Energiesparlampen sind Sondermüll. Denn sie enthalten das Schwermetall Quecksilber. Und wenn sie kaputt gehen, setzen sie das Quecksilber frei. Daher muss der Konzern Philips viel Überzeugungsarbeit leisten. Auf Norderney hat man deshalb zu einer Bürgersprechstunde geladen. Die Brand Marketing Managerin Andrea Klepper von Philips spricht zu den Bürgern von Norderney und erwähnt, wieso Energiesparlampen einen so großen Sparvorteil haben und die Umwelt entlasten: 19 Prozent des Energieverbrauchs entfallen auf den Gebrauch von Licht. Laut Bundesumweltministerium sind es allerdings nur 1,5 Prozent Strom, welche durch Licht und Lampen verbraucht werden. Da hat wohl jeder seine ganz eigenen Zahlen.

Viel wichtiger ist jedoch das Thema Rücknahme – wegen dem Quecksilber. Dazu haben die Unternehmen (Philips, u.a.) die Firma LIGHTCYCLE Retourlogistik und Service GmbH gegründet, welche sich auf die Rücknahme, Entsorgung und Wiederverwertung von Energiesparlampen spezialisiert hat. Die Bürger haben berechtigte Befürchtungen, dass die quecksilberhaltigen Lampen im Hausmüll oder gar in der freien Landschaft landen. Man bringt bei Philips daher gern den Vergleich mit dem Fieberthermometer. Dieses enthält auch Quecksilber. Quecksilberhaltige Fieberthermometer dürfen allerdings seit April 2009 in ganz Europa nicht mehr verkauft werden. Und die meisten haben wohl mittlerweile elektronische Fieberthermometer.

Fakt ist, die Energiesparlampen müssen ordnungsgemäß entsorgt werden. Kaputt gehen sollten die Lampen dabei nicht, sonst setzt sich ja das Quecksilber frei. Dafür gibt es im Handel Rücknahmeboxen aus Pappe. Da kann man noch darauf achten, dass die Lampen nicht kaputt gehen. Auf dem Werkstoffhof sieht die Lage schon anders aus. Die kleinen Lampen gehen in den großen Gitterboxen (aus Metall) sehr schnell zu Bruch. Ein Mitarbeiter auf dem Werkstoffhof bringt es mit brachialer Intelligenz auf den Punkt: “Macht nichts, wenn die kaputt gehen. Wir haben ja Handschuhe an. Und gegen das Quecksilber sind wir geimpft.”
:laugh::laugh:
Der NDR verfolgte die Entsorgung der Energiesparlampen vom Werkstoffhof bis zum Recyclingunternehmen. Nach 4 Zwischenstationen und guten 600 Kilometer findet die Energiesparlampen ihren Weg zum Recycling (bei der DELA GmbH). Glasbruch gäbe es laut Unternehmen fast kaum. Der Prokurist der Recyclingfirma beteuert, nur ein verschwindend kleiner Teil der Energiesparlampen würde auf dem Transport kaputt gehen. Es sei gar vernachlässigbar. Man braucht es nicht künstlich verschönigen. Es sind Glaskörper, die natürlich beim kleinsten Kontakt mit anderen Lampen oder mit Metall kaputt gehen (können).
Das Recycling sieht zudem etwas unbeholfen aus. Und äußerst unprofessionell obendrein. Die Dämpfe beim Schreddern der Lampen werden angeblich aufgefangen und auch die quecksilberhaltige Schlacke entsorgt man fachgerecht. Ok, die Energiesparlampe gibt es zwar bereits seit ein paar Jahren, aber erst vor wenigen Wochen wird sie so stark gekauft; wegen dem EU-Verbot für Glühbirnen. Da ist man in den Recylingfirmen sicherlich technisch noch nicht so weit.

Greenpeace hatte bereits 2007 die Energiesparlampen werbewirksam in den Vordergrund gestellt und als den Umweltretter bezeichnet. Der NDR wollte Greenpeace dazu befragen. Die Anfrage wurde abgelehnt, da man an dem Thema nicht mehr arbeite. Beim Bundesumweltministerium wollte der NDR eine Ökobilanz zur Energiesparlampe erfragen. Keine Reaktion. Auch bei der Deutschen Umwelthilfe findet man die Energiesparlampe gut. Doch auch hier gibt es keine Ökobilanz. Bei Osram hat man angeblich eine Bilanz zur Ökonomie, doch die kann man wegen geheimen Daten nicht veröffentlichen. Bei Philips hat man eine solche Ökobilanz; leider keine DIN-zertifizierte. Die Grundlage hierfür bildet eine wissenschaftliche Arbeit(!) der TU-Berlin. Dort haben Studenten des Dritten Fachsemesters UTIL (Umwelttechnisch Integrierte Lehrveranstaltung) die Herstellerangaben zusammen getragen und ausgewertet. In die Bilanz sind leider weder der Produktionsaufwand noch die Entsorgung eingeflossen. Schade eigentlich.

Bei der Stiftung Warentest hat man die Energiesparlampe näher untersucht. Das Ergebnis ist für die Hersteller weniger befriedigend. So liegt das Sparpotential nur bei 50 bis 70 Prozent, entgegen den 80 Prozent der Herstellerangaben. Außerdem benötigen Energiesparlampen ein paar Minuten, bevor sie die volle Lichtstärke erreichen können. Richtig schlecht ergeht es der Energiesparlampe, wenn sie häufig nur für kurze Zeit an- und wieder aus gemacht wird; z.B. in Fluren, Toiletten, kaum genutzten Zimmern. In solchen Fällen halten sie nur ca. ein Jahr. Und sie werden zum Ende ihrer Lebenszeit immer dunkler.

Was soll man als Privatperson nun tun? In vielen Lampenfassungen wirken Energiesparlampen deplatziert. Und entgegen der Glühbirne lassen sich die elektrisch betriebenen Energiesparer nicht dimmen. Einen Ausweg bildet die Halogenbirne; diese ist dimmbar und im Vergleich zur Glühlampe energiesparend. Doch auch diese wird von der EU verboten. Und nicht zuletzt beim Farbbild wirken die Energiesparer abschreckend. Das warme, gemütliche Licht der Glühlampe lässt sich mit den Leuchtstofflampen nicht erreichen.

Nach diesem Bericht kommt man zu der Vermutung: die Energiesparlampen dienen nur den Elektrokonzernen. Denn sie kosten viel mehr als gewöhnliche Glühbirnen und sie gehen im normalen Gebrauch genauso schnell kaputt. Und um die Entsorgung darf sich der Verbraucher selbst bzw. die Kommunen kümmern. Allen anderen Kritikpunkten zum Trotz (Quecksilber, Farbbild, Dimmfähigkeit) halten die Elektrokonzerne an der Energiesparlampe fest; als würden sie der Weltverbesserer spielen.

Der Beitrag ist in der NDR-Mediathek abrufbar.
 
aus der Diskussion: Die strahlende 1000 Watt Waffe gegen den Klimaschutz
Autor (Datum des Eintrages): WissenMacht  (06.10.09 22:54:36)
Beitrag: 5 von 7 (ID:38127985)
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