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Zum Verständnis des Allianz GS muss man den historischen Kontext kennen und sich die GS-Bedingungen erarbeiten,um zu einer sinnvollen Einstufung dieses komplexen Papieres zu kommen.
Zunächst zur Emission im Jahre 1986. Die Allianz Aktie kostete damals mehr als DM 2000 und war für KLeinanleger unerschwinglich.Da KLeinvieh bekannntlich auch MIst macht, hat man als Babyaktie einen Genußschein im Wege einer Bezugsrechtsemission zum Preis von DM 240 emittiert.
Satzungstechnisch repräsentierten damals 8 Genußscheine eine Aktie. Multipliziert man den Ausgabekurs mit dem Faktor 8 kommt man exakt auf den damaligen Aktienkurs von ca. DM 2000 (incl. der Bezugsrechte)
Jeder Genußscheininhaber hat damals die Investition getätigt, weil er von einer Koppelung an die Aktie ausgegangen ist. Das fehlende Stimmrecht wurde durch den 2,4 fachen Dividendensatz kompensiert. Das einzige Recht des Genußscheininhabers, die Genußscheine erstmals zum 31.12.01 zum Emissionskurs von DM 240 an die Allianz zurückzugeben , war bei einer Erstauschüttung von DM 2,4 (2,4facher Satz der damaligen Aktiendividende)kein Kaufargument.
Die 2,4 fache Ausschüttung einer Minidividende ergibt immer noch eine jämmerlich tiefe Ausschüttung. (Anfangsrendite 1% auf das eingesetzte Kapital aus Sicht GS-Inhaber-bzw. Aufnahme eines Kredites in Höhe von damls ca. 800 Mio DM zu anfänglich 1% aus Sicht der Allianz!
Zunächst wurde der GS-Inhaber wunschgemäß mit einer im Vergleich zur Aktie parallelen Entwicklung bedient. Im Crash von 1987 haben sich Aktie und GS halbiert.In den goldenen 90-er Jahren hat sich dann die Aktie vervielfacht, während der GS-Kurs nicht mehr vom Fleck gekommen ist.
Ein Blick in die GS-Bedingungen hat gezeigt, daß die Allianz, wie es sich für eine vernünftige Versicherung gehört,im KLeingedruckten alle Rechte auf ihrer Seite hat.Man hat zwar dem KLeinanleger durch die Wahl des Emissionskurses vorgegaukelt, eine Vorzugsaktie zu ersteigern. Als sich die Aktie massiv besser als der GS entwickelte und die enttäuschten GS-Zeichner schon in den 90-er JAhren auf den Hauptversammlungen aufgrund der miserablen GS-Entwicklung opponierten, hat man sich auf Seiten der Allianz auf eine Art GS-Infoblockade zurückgezogen.
Vor dem Hintergrund eines langlaufenden ,extrem günstigen Kredits eien Verhalten in bester "Genußscheinholder-Value-Tradition".Alles in allem war dies eine völlig verunglückte Emission. Aus moralischen Gründen ist es müßig ,darüber zu spekulieren , ob die Allianz die Genußscheine kündigt und in Aktien tauscht. Genau diese Absicht hat sie mit der Wahl des Emissionskurses ja überdeutlich kommuniziert.

Ein besseres Argument als moralische Bedenken sind jedoch betriebswirtschaftliche Überlegungen. Auf Lange Sicht werden diese FAktoren mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu einer Kündigung des GS und Abfindung in Aktien führen.
Nach diversen Kapitalerhöhungen /Splits und Euroumstellung repräsentiert ein GS bekanntermaßen 1,25 Aktien.Der garantierte Rückzahlungkurs ist durch Kapitalerhöhungen verwässert worden und beträgt aktuell nur noch ca. 78 Euro, was bei der aktuellen Börsenbewertung eh keine Rolle mehr spielt.

Finanzpolitisch muss man den 2,4 fachen Auschüttungssatz der GS mit dem 1,25-fachen Dividendensatz vergleichen (1 GS kann durch die Allianz in 1,25 Aktien abgefunden werden)
Die 2,4 fache Ausschüttung kann als Zinsaufwand in der G+V abgesetzt werden.Nach Steuer 25% KöSt. verbleibt aus Sicht der Allianz ein NAch-Steuer GS-FAktor von 1,8 (2,4*0,75) der direkt mit dem Dividendenfaktor von 1,25% verglichen werden kann.
Es ist daher nur eine Frage der Zeit , bis die Allianz diese ungünstige Relation durch Kündigung "beseitigt", zumal diese Kündigung nichts kosten würde (Passivtausch EK/Genußscheinkapital)


Perspektive Allianz GS auf lange Sicht:

Allianz Aktie steigt die nächsten 15 JAhre mit 8% p.a.; die Ausschüttung wird sich wie in den letzten 15 JAhren mit Sonderauschüttungen und Bezugsrechtserlöen um den FAktor 4 erhöhen und die Allianz wird die Sinnlosigkeit Ihrer GS-Emission (hoffentlich)erst in 15 einsehen und die Genußscheine kündigen.
Der Kurs der Aktie wird im JAhr 2016 bei 1000 Euro stehen,die Allianz Aktie würde 6 Euro Dividende und die GS-Auschüttung bei ca. 14,5 Euro liegen Der Genußschein hätte bei diesem Szenario einen Wert von Euro 1250 .
Eine durchaus attraktive Perspektive. Wenn die Allianz bei diesem Szenario auf eine Kündigung verzichten würde ,wäre dies ein teures Vergnügen. Bei dann vermulich ca. 6,5-7 Mio ausstehenden Genußscheinen (Kapitalerhöhungen) würde die Allianz nach/vor Steuer ca. DM 45/90 Mio p.a. aus dem Fenster werfen.

Unter diesem Blickwinkel müssen die Allianz Papiere trotz der exzellenten Entwicklung in jedem langfristig angelegten Aktiendepot vertreten sein.
Man muss sich klar machen, daß es sich bei den Allianz GS nur namenstechnisch um GS, in Wirklichkeit aber um eine reinrassige Vorzugsaktie handelt.Mir ist jedenfalls keine Vorzugsaktie bekannt, die bei einem Dividendenvorteil von 240% (!), einer Mindestauschüttung und einer Teilkaskoversicherung (78 Euro Kündigung)auf einem Niveau von 50% zur Stammaktie liegt (340*1,25=425Euro/Kurs GS 216)
Auf eine Kündigungabsichterklärung der Allianz zu setzen ist im übrigen unsinnig. Daß die Allianz kein Unternehmen ist, das sich im Übermaß mit altruistischen Motiven beschäftigt, hat sie mit dieser GS-Emission ja schon hinlänglich bewiesen. Folgerichtig wären wachsweiche Kündigungsdementi bei
gleichzeitigem Rückkkauf der Papiere beim aktuellen Börsenniveau. Wenn man weiss , daß man eine Verdoppelung des GS-Kurses durch Kündigung selbst herbeiführen kann, wäre jede andere Strategie suboptimal.
Der BLick auf die Kursentwicklung /Volumina scheint diese These zu bestätigen.
 
aus der Diskussion: Allianz Genußschein + 35% in 3 Monaten?!
Autor (Datum des Eintrages): Langfristinvestor  (28.06.01 16:35:31)
Beitrag: 8 von 17 (ID:3839001)
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