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16.11.2009 22:31
Wall Street: Wieder mal eine Barriere aus dem Weg geräumt

New York (BoerseGo.de) - Uff, im dritten Anlauf hat es endlich geklappt. Das repräsentative Wall Street-Barometer S&P 500 übersprang endlich mal wieder die Marke 1.100, die seit Mitte Oktober der Erholung im Wege stand. Die großen Indizes schlossen heute auf einem neuen 13-Monat-Hoch.

Hilfreich waren dabei die heute Nachmittag gemeldeten US-Einzelhandelsumsätze. Nach dem Rückgang vom September (minus 2,3%) nahm der Konsum, das Herz der US-Wirtschaft, wieder Fahrt auf gerade rechtzeitig vor dem Weihnachtsgeschäft.

Die Verkäufe der amerikanischen Kaufhäuser und Ladenketten stiegen im Oktober um 1,4%, stärker als erwartet. Ex-Autoverkäufe blieb zwar nur ein Anstieg von 0,2% übrig, halb so hoch wie erwartet, zieht man von dieser Größe aber wieder die Benzinverkäufe ab, bleibt ein Zuwachs von 0,3%, was genau den Erwartungen entspricht. Auch im September war der Konsum ex-Autos&Benzin um 0,3% gewachsen.

Bernanke bleibt großzügig


Eher gemischte Reaktionen weckte die heutige Rede von Ben Bernanke. Einerseits erwartet der Fed-Chef für das kommende Jahr ein eher schleppendes Wirtschaftswachstum, andererseits unterstrich der Geldpolitiker wieder einmal die Absicht, möglichst lange an den ultra-niedrigen Notenbankzinsen festzuhalten.

Die Wiederbelebung des Konsums stärkte den Appetit auf das Risiko, zu Gunsten von Aktien&Rohstoffen. Der Dollar dagegen, der eher als sicherer Hafen dient, wurde wieder abgegeben. Davon profitierten wiederum die Multinationals, weil deren Auslandseinnahmen in US-Währung umgerechnet derzeit kräftig anziehen.

Der steigende Ölpreis katapultierte den Ölsektor in die Höhe (plus 3,4%). Trotz des Sprungs der Energiekosten kletterte der konjunktursensible Transportsektor heute 2,2%, ein Indiz für wachsende Konjunkturerwartungen. Der Russell 2000, der kleinere und riskantere Unternehmen erfasst, stieg 2,8 %, ein Zeichen des wachsenden Risikoappetits.

Die Eigenheimbauer gewannen 2,6%, vermutlich half Bernankes Bekenntnis zur Niedrigzinspolitik.
Die Chip-Titel plus 2 %
Der Bankensektor plus 1,1%. Die - als defensiv geltenden - Versorger plus 1,3%.


Der Dow Jones Industrial Average gewann 1,33 Prozent auf 1ß.406 Punkte, der - für den breiten US-Aktienmarkt repräsentative - S&P 500 kletterte 1,45 Prozent auf 1.109 Punkte und der technologielastige Nasdaq Composite Index stieg 1,38 Prozent auf 2.197 Punkte.

S&P 500: Renaissance des Einzelhandels

Tops:

Citigroup plus 3,2%. Der Hedgefonds Paulson&Co. meldete heute, dass er im 3. Quartal 300 Millionen Aktien des Bankkonzerns gekauft hatte.

Capital One Financial plus 2,8%. Der Kreditkartenanbieter meldete - wie sein größerer Rivale American Express - weniger Abschreibungen.

Die Einzelhändler profitierten von den heutigen Einzelhandels-Zahlen.


Das Luxus-Kaufhaus Saks plus 2,4%

Der Wal-Mart Rivale Target plus 2,7%

Bei einigen steigerten auch noch Broker-Upgrades das Interesse:

Nordstrom plus 3,1% Der Fashionhändler wurde bei Goldman Sachs von Neutral auf Buy angehoben. Der Warenhausbetreiber profitierte davon, dass sich der Konsum der Verbraucher mit überdurchschnittlicher Kaufkraft wieder erholt, hieß es.


Abercrombie plus 2,9%. Der BrokerCaris&Company hob sein Rating von Below Average auf Average und das Kursziel von $30 auf $40.

Sprint Nextel sprang 12,9 %. Der Handy-Netz-Betreiber zahlte Schulden im Volumen von 1 Mrd. Dollar zurück. Außerdem hob die Credit Suisse ihr Rating Neutral auf Outperform und schraubte das Kursziel von $4 auf $6 hoch.

Apollo Group plus 5,8% Das Ausbildungsunternehmen meldete, dass die von ihm betriebene private University of Phoenix weiterhin an staatlichen Programmen zur Finanzierung von Studenten teilnehmen darf.

Rohstoffnahe Papiere profitierten ebenfalls vom Dollar und den besseren Konjunktureinschätzungen Ak Steel plus 7,9 %

Trotz teurerem Öl kletterten die Airlines. Hier überwogen wohl die besseren Konjunkturaussichten.

Continental Airline plus 4,1%



Flops:

JC Penney minus 0,4% Der Kaufhausbetreiber legte vergangene Woche enttäuschende Q3-Zahlen vor, gab aber einen optimistischen Ausblick. Heute riet Goldman Sachs, der Papier zu verkaufen und in Nordstrom zu tauschen.



Nasdaq: Chips mit Zinsen



Die Smartphone-Familie entwickelte sich wieder durchwachsen:

Apple avancierte 1,1 Prozent auf 206,63 Dollar. Dort gibt es das Gerücht, dass die Kalifornier demnächst selbst Software für iPhone-Spiele herstellen.

Der Smartphone-Rivale Research in Motion, Hersteller des Smartphones BlackBerry, rutschte 2,3 Prozent auf 61,27 Dollar. Auriga USA (US-Tochter einer spanischen Brokers) startete die Beobachtung bloß mit einem Hold-Rating und Kursziel $66. Dort wird - wie bei vielen anderen Broker-Kommentaren in den vergangenen Wochen - auf den wachsenden Konkurrenzdruck durch Google (Handy-Betriebssystem Android), Apples und Windows Mobile (Microsoft) verwiesen.
Palm verlor 4,4 Prozent auf 11,85 Dollar.


Dell plus 3,6%. Goldman Sachs nahm die Beobachtung wieder auf und startete mit einem Buy-Rating und Kursziel $19. Der PC-Hersteller sei ein Schlüsselgewinner des PC-Erneuerungs-Zyklus (ältere Rechner werden durch modernere ersetzt)


Die Chip-Gruppe war ebenfalls gefragt:

Intel plus 2,1% auf $ 20,23. Der Weltmarktführer hob die Quartalsdividende um 12,5 Prozent auf 15,75 Cent pro Aktie.


Der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, plus 1,9 Prozent auf 323 Punkte.

Microsoft minus 0,3 Prozent auf 29,54 Dollar.


Internet: Höhenluft


Das Online-Kaufhaus Amazon.com verlor 1 Prozent auf 131,59 Dollar. Dort machte sich heute die Höhenluft bemerkbar. Der Aktienkurs hatte sich seit Vorjahr (November-Tief $34) etwa verdreifacht. Vielleicht belastete auch Goldman Sachs etwas. Die Bank verwies darauf, dass der US-Einzelhandel im kommenden Weihnachtsgeschäft aggressive Preisnachlässe gewährt.
Der Rivale Ebay verteuerte 0,2 Prozent auf 59,46 Dollar.

Die Online-Videothek Netflix avancierte 0,2 Prozent auf 59,46 Dollar.

Google stieg 0,7 Prozent auf 576,28 Dollar.
Yahoo gewann 0,9 Prozent auf 16,07 Dollar.
Baidu, Chinas Marktführer bei den Suchmaschinen, kletterte 1,4 Prozent auf 438,32 Dollar. Die Chinesen erreichten Intraday ein neues Allzeit-Hoch. Das hohe Wirtschaftswachstum im Heimatland machte es möglich.
 
aus der Diskussion: Tages-Trading-Chancen am Dienstag den 17.11.2009
Autor (Datum des Eintrages): zooropa  (16.11.09 23:05:01)
Beitrag: 15 von 698 (ID:38399429)
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