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Aus der Zeitung Meldung vom 10.12.2009

Kann Politik der Schmack Biogas AG in der Krise helfen?

Der Grünen-Abgeordnete Dr. Thomas Gambke informiert sich bei der insolventen Firma.

Wo kann die Politik helfen? Dr. Thomas Gambke, Bundestagsabgeordneter der Grünen, stellt diese Frage – bei seinem Besuch der insolventen Firma Schmack Biogas AG.

Es ist der Mittelstand, der ihn interessiert. Von der Berliner Wirtschaftspolitik profitiere besonders eine Gruppe, meint Dr. Gambke: die der Großunternehmer. Hilfe aus Berlin für kleine oder mittlere Firmen sieht er kaum. Deswegen ist Gambke an diesem Mittwoch in Schwandorf: im Gespräch mit Ulrich Schmack, dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Schmack Biogas AG. Die Firma ist insolvent. „Weshalb?“, fragt Gambke.

Er selbst hat mehr als 20 Jahre als Manager einer international tätigen Firma mit rund 1500 Mitarbeitern gearbeitet. 2004 kam der Ausstieg – in die Politik zu den Grünen. Dank seiner Erfahrung in der freien Wirtschaft könne er „viel aufnehmen“. Und dann mitnehmen, in den Bundestag.

Ulrich Schmack berichtet von dem Fall der Firma. Er nennt die Rohstoffpreise, die Abhängigkeit vom Markt. Er nennt die Finanzkrise. Und er nennt die Politik: „Wir hängen sehr stark von den politischen Rahmenbedingungen ab.“ Diese seien für seine Branche, den Markt für Biogas, „nicht ausreichend.“ Er verteilt also ein Mangelhaft, Note Fünf. Durchgefallen?

Zwei Kritikpunkte hält der Unternehmer der Politik vor. Erstens: zögerliche Entscheidungen in der Gesetzgebung bezüglich erneuerbarer Energien. Um gute mittelständische Unternehmen aufzubauen, bräuchte es vor allem eines: Kontinuität. Diese habe es für seine Branche lange nicht gegeben. Er fordert nun gesetzliche Erleichterungen, beispielsweise beim Einspeisen seines Endproduktes ins Netz. Kunden sollten verpflichtet werden, Biogas abzunehmen.

Als zweiten Kritikpunkt nennt er Schwierigkeiten im Genehmigungsverfahren für den Bau von Gasanlagen. Viel Platz sei nötig wegen der Lagerflächen für die Biomasse. Oft müssten Kommunen neue Gewerbegrundstücke ausweisen – dies verweigerten häufig aber die Bezirksregierungen. Denn noch seien die bereits ausgewiesenen Flächen noch gar nicht besetzt. „Wir brauchen Privilegien beim Ausweisen von Flächen.“

Nach den Ausführungen Schmacks wird klar: Er sieht seine Branche von der Politik vernachlässigt – vor allem im Vergleich mit der Konkurrenz, Wind- und Solarenergie. Dabei spiele Biogas eine bedeutende Rolle im künftigen Energiemix: als Ausgleichsenergie. Strom lässt sich (bislang) nicht speichern. Was also, wenn kein Wind weht? Die Sonne nicht scheint? Biomasse vergärt immer.

Der Unternehmer bezweifelt, dass die Bundesregierung ihr Energieziel bezüglich Biogas erreichen wird – wenn sich nichts ändert. Bis 2020 sollen sechs Prozent des Erdgas-Verbrauchs durch Biogas ersetzt werden. Das bedeutet: 30 Mal mehr als derzeit.

Schmack wird weiter seinen Anteil dazu beitragen. Die Firma Viessmann ist Favorit als neuer Investor. Doch die Firma wird nicht alle Mitarbeiter halten können. Ab Januar 2010 werden einige in eine Transfergesellschaft übernommen werden.


Donnerstag, 10.12.2009
URL:http://www.mittelbayerische.de/region/schwandorf/aus-der-zei…
 
aus der Diskussion: Schmack Biogas AG plant Erstnotiz am 24. Mai
Autor (Datum des Eintrages): Lucky72  (10.12.09 19:20:53)
Beitrag: 5,017 von 5,473 (ID:38546479)
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