Fenster schließen  |  Fenster drucken

Das Handelsblatt schreibt kurz vor der HV:

Tui-Investor schweigt vor Aktionärstreff

Eberhard Krummheuer, Freitag, 12. Februar 2010, um 9:18

DÜSSELDORF. Bei den letzten beiden Aktionärstreffen war der streitbare, milliardenschwere Reeder damit gescheitert, Frenzel und den damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Krumnow aus den Ämtern zu jagen und hatte schon vor der Versammlung öffentlich massiv dafür geworben. Jetzt ließen Fredriksen und sein Geschäftspartner Olav Troim auf Anfrage mitteilen, sie fokussiereten sich auf den Dialog mit Vorstand und Aufsichtsrat von Tui und würden vor der Hauptversammlung keine Erklärungen abgeben.

"Die Fredriksen-Gruppe legt sich mit Frenzel nicht mehr an, sie will ihn aussitzen", :look: sagte ein Fonds-Manager. Der Tui-Chef geht 2012 in den Ruhestand. In den Auseinandersetzungen hält auch Frenzel seit längerem den Ball flach. So hatte er bereits bei der Vorlage der Bilanzzahlen im vergangenen Dezember darauf hingewiesen, dass der Dialog mit seinem Fast-20-Prozent-Eigentümer "nie abgerissen" sei.

Anfang des Jahres schien der Konflikt gleichwohl zu eskalieren. Damals versuchte Fredriksen vergeblich, per Gerichtsbeschluss Troim in den Aufsichtsrat zu setzen. Die Tui-Führung möchte den Ex-Daimler-Manager Klaus Mangold bestellen. Die Amtsrichterin in Hannover verwehrte Troim den Einzug in das Kontrollgremium mit dem Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte.

Hintergrund: Die beiden Norweger hatten angekündigt, eine "Billig-Containerlinie" nach dem Vorbild der Billig-Fluggesellschaften aufzubauen. Damit wären sie aber zu Konkurrenten der im vergangenen Jahr schwer von der Krise gebeutelten Hamburger Container-Reederei Hapag-Lloyd geworden. An ihr hält Tui als Finanzbeteiligung nach einem Teilverkauf an das Hamburger Konsortium Albert Ballin noch 43 Prozent und investierte 2009 etwa 2,5 Mrd. Euro, um das Überleben zu sichern.

Sowohl Tui als auch Aktionärsvertreter erwarten, dass Troim erneut ausführlich und kritisch gerade das finanzielle Engagement von Tui bei Hapag-Lloyd beleuchten wird. Hierzu fordert Fredriksen eine Sonderprüfung durch einen Wirtschaftsprüfer und hat einen umfangreichen Fragenkatalog aufgestellt. Der Tui-Chef hat in der Vergangenheit mehrfach betont, dass es nach Konzerneinschätzung im letzten Jahr gar keine Alternative zur Stützung von Hapag-Lloyd gegeben habe - sonst wäre die fünftgrößte Reederei der Welt in die Insolvenz gegangen.

Hauptversammlungs-Routiniers wie Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz und Hansgeorg Martius von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger halten eine Sonderprüfung für "nicht sinnvoll und nicht notwendig". Sie koste Millionen und binde für lange Zeit im Unternehmen dringend gebrauchte Management-Kapazitäten. "Eine Sonderprüfung in diesem Fall würde den Aktionären zumindest mehr Klarheit geben und das Unternehmen könnte Vertrauen gewinnen. Da dabei geht gar nicht um Schuldvorwürfe an die Adresse der Tui", sagt dagegen Thomas von Oehsen, deutscher Chef der Aktienexperten von Risk Metrics.

Ob sich Fredriksen durchsetzen kann, ist fraglich. Tui-Kreise erwarten nicht, dass er mehr Stimmrechte auf seine Seite bringen kann als im Vorjahr - da war er mit allen Anträgen gescheitert.
 
aus der Diskussion: Diskussion zu TUI
Autor (Datum des Eintrages): Wertesucher  (12.02.10 10:11:25)
Beitrag: 5,544 von 40,851 (ID:38932104)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE