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24.02.2010 23:20
ROUNDUP 3: Kritik prasselt auf Toyota-Chef ein
(Neu: Verkehrsminister, Toyota-Nordamerika-Chef)


WASHINGTON (dpa-AFX) - Toyota steht wegen seiner Pannenserie am Pranger. Der extra aus Japan angereiste Konzernchef Akio Toyoda musste sich am Mittwoch harsche Kritik von Mitgliedern des US- Kongresses gefallen lassen. "Toyota hat Beschwerden ignoriert oder kleingeredet", sagte der Vorsitzende eines Untersuchungsausschusses, Edolphus Towns, zum Auftakt der Anhörung. Der weltgrößte Autobauer sei eher auf den eigenen Profit aus gewesen als auf die Sicherheit seiner Kunden.

"Toyota hat vor den Kunden versagt", sagte Towns. Der Autobauer habe die Schuld für die Defekte zuerst auf Fußmatten geschoben. "Sogar bei Autos, die gar keine Fußmatten hatten." Dann hätten sie sie auf klemmende Pedale geschoben. "Ich bleibe skeptisch, dass dies die einzigen Ursachen sind."

TOYODA: ZU HOHES WACHSTUMSTEMPO

Damit griff Towns die Kritik aus der Anhörung des Vortages auf. Abgeordnete hatten Toyota vorgeworfen, mögliche Probleme in der Elektronik zu vernachlässigen oder sogar zu verschleiern. Bei Unfällen durch ungewolltes Beschleunigen sollen in den vergangenen Jahren 34 Menschen gestorben sein.

Der öffentlichkeitsscheue Toyota-Chef räumte eigene Fehler ein. "Ich fürchte, das Tempo, in dem wir gewachsen sind, könnte zu schnell gewesen sein", sagte er. Das Management habe verlernt, auf die Kunden zu hören, es habe die Ausbildung seiner Leute vernachlässigt und die Entwicklung des Unternehmens aus den Augen verloren. Toyoda wies aber die Überlegungen zurück, dass es Fehlfunktionen beim elektronischen Gaspedal gebe. "Ich bin absolut sicher."

VOR § JAHREN DURCH GUTE LOBBY-ARBEIT EINEN MASSIVEN RÜCKRUF VERHINDERT

Toyoda entschuldigte sich bei seinen Kunden. "Es tut mir sehr leid um jeden Toyota-Fahrer, der einen Unfall hatte." Er gelobte Besserung. "Es ist eine Sache, Entschuldigung zu sagen", griff der Abgeordnete Elijah Cummings den japanischen Konzernchef an. Es sei aber eine andere Sache, Probleme zu verschleppen. So sei verloren gegangenes Vertrauen nur schwer zurückzugewinnen.

Toyota steht in den USA vor allem wegen einer an die Öffentlichkeit gelangten Präsentation in der Kritik, in der sich der Autobauer damit rühmt, vor drei Jahren durch gute Lobby-Arbeit einen massiven Rückrufs verhindert zu haben. "Dass ist eines der beschämendsten Dokumente, dass ich jemals gesehen habe", sagte der Abgeordnete John Mica. Toyota habe das Sicherheitsproblem erkannt; und dennoch sei nichts passiert. Das Schriftstück untergrabe die Reputation jedes Produkts, auf dem "Made in Japan" stehe.

MITTLERWEILE 8,5 MILLIONEN FAHRZEUGE ZUrÜCKGERUFEN

Toyotas Nordamerika-Chef Yoshimi Inaba distanzierte sich von dem Vorfall. Der Inhalt des Dokuments widerspreche allem, wofür er und das Unternehmen stünden. Der weltgrößte Autohersteller hatte Ende vergangenen Jahres einen ersten großen Rückruf gestartet. Auslöser war der Tod von vier Menschen in einem Lexus gewesen. Der Fahrer hatte das Auto nicht mehr stoppen können und war in einen Geländewagen gerast. Toyoda wandte sich an die Hinterbliebenen der Familie und sprach ihnen sein Mitgefühl aus. "Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, dass sich solch eine Tragödie niemals wiederholt", versprach er.

Mittlerweile ruft Toyota weltweit 8,5 Millionen Fahrzeuge zurück, den überwiegende Teil davon auf dem US-Markt, wo sich der Konzern über Jahre auf den zweiten Platz in der Beliebtheit vorgearbeitet hatte. Toyota hat hier auch mehrere Werke. Verkehrsminister Ray LaHood sah einen Teil der Probleme in der mangelnden Kommunikation zwischen den Toyota-Mitarbeitern in den USA und der Zentrale in Japan. "Sie müssen einander zuhören", mahnte er vor dem Ausschuss.

KRITIK AUCH AN AUFSICHTSBEHÖRDE

Die von LaHood beaufsichtigte US-Behörde für Verkehrssicherheit NHTSA musste sich allerdings ebenfalls scharfe Kritik gefallen lassen. Towns warf ihr vor, tatenlos zugesehen zu haben, obgleich sich die Beschwerden von Fahrern gehäuft hätten. "Wir nehmen alle ernst", wehrte LaHood ab und verwies auf die hohe Zahl an Eingaben von Verbrauchern. Der Vermutung, dass die Toyota-Probleme auf die Elektronik zurückgehen, werde nachgegangen.

Der US-Statthalter des Konzerns, James Lentz, musste am Vortag zum Auftakt der Anhörungen aber einräumen, dass die Gefahr trotz der laufenden Reparaturen nicht gänzlich gebannt ist. Es sei "nicht total" sicher, dass nach dem Rückruf alle Probleme beseitigt seien, sagte er. Es bestehe eine "sehr, sehr kleine Möglichkeit", dass Toyota-Autos weiterhin ungewollt beschleunigen. "Wir müssen weiter testen."/das/DP/he

ISIN JP3633400001

AXC0210 2010-02-24/23:20
 
aus der Diskussion: Tages-Trading-Chancen am Donnerstag den 25.02.2010
Autor (Datum des Eintrages): zooropa  (24.02.10 23:57:48)
Beitrag: 15 von 932 (ID:39007129)
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