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Wirtschaft aktuell, Mi 17.03.10 10:35 Uhr

Knatsch um das Adlon: Anleger begehren auf gegen Anno August Jagdfeld

Krach liegt in der Luft für die heute in Berlin stattfindende Gesellschafter-Versammlung des Luxushotels Adlon, denn die Anleger sind verärgert. Der Fonds, aufgelegt in den 90er Jahren vom Immobilien-Tycoon Anno August Jagdfeld, läuft nicht gut. Wie überhaupt viele Fonds aus Jagdfelds Fundus-Gruppe darniederliegen, die etwa auch ins Berliner "Tacheles" oder ins Grand-Hotel Heiligendamm investiert hat. Jetzt sollen die Anleger auch noch auf die Mieten im Adlon verzichten. Jan Pallokat mit Hintergründen.

Die Adlon-Südseite wirkt nicht wie eine Arme-Leute-Gegend. Die Diskothek-Felix brummt, den China-Club mit Dachterasse und Traum-Aussicht schätzen Deutschlands Banker, wenn sie sich von den Strapazen des Finanzmarkts erholen - und mit Tim Raue kocht dort ein Gastronom, der nicht für Geizpreise bekannt ist. Und doch zeichnet Adlon-Entwickler Anno August Jagdfeld ein düsteres Bild des Betreibers der Luxus-Gastätten, der "Adlon Holding GmbH". Diese, so schreibt Jagdfeld an die Gesellschafter des Fundus-Fonds.


Zitator: … hat uns darüber unterrichtet, dass sie 2009 trotz signifikanter Kosteneinsparungsmaßnahmen und einer deutlichen Umsatzverbesserung in dem schwierigen Marktumfeld noch einen Verlust von etwa 2 Millionen Euro - ohne Miete - hinnehmen musste.

Weswegen der Pächter leider vorerst keine Miete zahlen könne. Thomas Fritsch, Rechtsanwalt und Sprecher einer Schutzgemeinschaft der Adlon-Anleger, glaubt davon kein Wort:
"Die machen wohl, was man hört, alleine mit Speisen und Getränken 7,5 Mio Euro Umsatz. Und wollen dann nicht in der Lage sein, einen einzigen Euro Pacht zu zahlen. Da stimmt doch was nicht!"

Was indessen stimmt, ist, dass der angeblich so klamme Pächter der Adlon-Südseite selbst im Besitz der Jagdfeld-Familie ist - ein Mietverzicht des Fonds kommt also zunächst einmal ihr selbst zugute. Inzwischen formiert sich der Widerstand der Fondszeichner. Zur Schutzgemeinschaft der Adlon-Anleger gehören laut Anwalt Fritsch inzwischen mehrere 100 von ihnen. Um noch mehr zu mobilisieren, will Fritsch vor Gericht die Herausgabe der Namen Fondszeichner erzwingen. Ein Problem dabei: das Gros der Anleger hat ihr Stimmrecht an einen Treuhänder übertragen, der wiederum zum Jagdfeld-Imperium gehört. Warum also bloß geben Investoren nicht nur ihr Geld, sondern auch die volle Verfügungsgewalt darauf so einfach ab? Anwalt Fritsch erinnert daran, das Jagdfeld einmal eine echte Größe im Immobiliengeschäft war: "Jagdfeld war damals sozusagen auf dem Höhepunkt der Berlin-Investitionen, er hat parallel Heiligendamm angeschoben, den Tacheles-Bereich gekauft, da hat man gedacht, dann wird er ja wohl das Adlon hinkriegen an dem Standort."

Auch beim Jagfeldschen Tacheles-Engagement mehren sich die Merkwürdigkeiten, auch hier stecken Anlegergelder der Fundus-Gruppe - das Gebäude steht inzwischen unter Zwangsverwaltung. Wie die FAZ meldete, liegt auf dem Grundstück an der Oranienburger Straße seit kurzem eine Grundschuld einer "Bredero Deutschland GmbH", die also von einer Zwangsversteigerung profitieren dürfte. Auch sie gehört nach Erkenntnissen der Zeitung zum weitverzweigten Jagdfeld-Reich.
 
aus der Diskussion: ADLON FF31 - Anno August Jagdfeld - 2009 Mietrückstände der ADLON Holding
Autor (Datum des Eintrages): TK666  (20.03.10 16:49:34)
Beitrag: 96 von 132 (ID:39183817)
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