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[posting]38522165[/posting]Karstadt-Pleite kostet Staat 650 Millionen Euro

15:10 11.04.10

ESSEN (dpa-AFX) - Die Karstadt-Gläubiger sollen an diesem Montag den Weg für einen Verkauf der insolventen Warenhauskette frei machen. Dazu müssen sie bei der entscheidenden letzten Gläubigerversammlung dem Insolvenzplan von Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg zustimmen. Görg will noch in diesem Monat einen Investor präsentieren. Der größte Gläubiger ist der Staat: Die Pleite wird die deutschen Steuerzahler voraussichtlich 650 Millionen Euro kosten. Ein Sprecher des Insolvenzverwalters der Arcandor-Tochter (Profil) bestätigte entsprechende Zahlen der "Wirtschaftwoche". Die Zahlen seien den Mitarbeitern beim Einreichen des Insolvenzplans präsentiert worden.

Insgesamt geht Görg im Insolvenzplan von einem Forderungsvolumen aller Gläubiger von rund zwei Milliarden Euro aus. Demzufolge gehen den Finanzbehörden, der Bundesagentur für Arbeit und den Sozialkassen insgesamt mehr als 650 Millionen Euro verloren. Rund 500 Millionen Euro entfallen dabei auf die Steuerbehörden. Auf 108 und 78 Millionen Euro belaufen sich die Ansprüche der Arbeitsagentur und Sozialkassen aus Insolvenzgeldzahlungen an Karstadt-Mitarbeiter.

Ob es zu einer Karstadt-Übernahme kommt, ist weiter ungewiss. Mit sechs Interessenten werde derzeit "sehr intensiv" gesprochen, sagte ein Sprecher des Insolvenzverwalters vor der Veranstaltung, zu der sich die Gläubiger in der Essener Karstadt-Zentrale einfinden sollen.

Nach dem Konzept von Görg soll die Warenhauskette mit 120 Filialen und 26.000 Beschäftigten als Ganzes verkauft werden. Kritiker sehen dies als problematisch an und verweisen darauf, dass Görg schon mit ähnlichen Plänen beim untergegangenen Versandkonzern Quelle gescheitert sei.

Von den rund 35.000 Karstadt-Gläubigern, die zusammen rund 2,7 Milliarden Euro an Forderungen angemeldet haben, dürften nach Einschätzung von Beobachtern in Essen nur etwa 800 bis 1.000 tatsächlich erscheinen. Viel Geld haben die einzelnen Gläubiger dabei ohnehin nicht zu erwarten. Der Insolvenzverwalter rechnet damit, dass zunächst nur rund drei Prozent der Forderungen erfüllt werden können.

Da nach seiner Einschätzung das Gericht nur Forderungen in Höhe von rund 2 Milliarden Euro anerkennen wird, hat er dafür rund 60 Millionen Euro zurückgestellt.

Auf weitere Zahlungen können die Gläubiger vor allem aus den Erlösen eines Verkaufs der Warenhauskette hoffen. Falls ein Verkauf bis zum Monatsende nicht gelingt, droht eine Zerschlagung der traditionsreichen Warenhauskette.

Für einzelne Filetstücke unter den Karstadt-Häusern gibt es schon Interessenten: Metro-Chef (Profil) Eckhard Cordes hat bereits den Plan ins Spiel gebracht, einen Teil der Karstadt-Filialen mit der selbst zum Verkauf stehenden Metro-Tochter Kaufhof zu verschmelzen. Bislang war er dabei mit seinen Vorschlägen beim Insolvenzverwalter nicht angekommen.

In 13 Häusern, die geschlossen wurden, gab es bisher rund 900 Entlassungen. In der Hauptverwaltung sollen bis September 125 Vollzeitstellen abgebaut werden./fc/uk/DP/dct
 
aus der Diskussion: Arcandor Pleite war nicht nötig
Autor (Datum des Eintrages): Miki--Tanaka  (12.04.10 09:14:17)
Beitrag: 59 von 60 (ID:39312469)
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