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2010-08-04
Insolvenz vorerst abgewendet: Freshfields begleitet Conergy bei Einigung mit Banken
Die hochverschuldete Hamburger Solarfirma Conergy hat sich mit den finanzierenden Banken auf eine Verlängerung der Rückzahlungsfristen ihres Kreditpaktes geeinigt. Ingesamt waren am vergangenen Samstag 450 Millionen Euro fällig geworden.


Lars WestpfahlPresseberichten zufolge hatte Conergy zuletzt Netto-Schulden in Höhe von 262 Millionen Euro. Branchenkennern zufolge wäre ohne Fristaufschub die Insolvenz des im TecDax notierten Unternehmens besiegelt gewesen. Conergy beschäftigt rund 1.400 Mitarbeiter.

Vor drei Jahren hatte Conergy mit 23 Banken unter der Führung von Commerzbank, Dresdner Bank und WestLB einen Kreditvertrag über 600 Millionen Euro geschlossen, von dem bislang nur ein kleiner Teil getilgt wurde. Bis zum 31. Juli dieses Jahres stand die Rückzahlung von 450 Millionen an, die im Zuge der Verhandlungen auf Ende 2011 verlängert wurde. Daneben hat das Bankenkonsortium für den zweiten Kreditteil die Tilgungsraten bis Ende 2011 ausgesetzt. Dieser Kreditteil über 150 Millionen Euro wurde seit Mitte 2008, soweit bekannt, rund zur Hälfte abgelöst.

Die Parteien vereinbarten zudem, dass eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft die Geschäftsentwicklung unabhängig begutachten soll, um die Frage zu klären, ob eine Anschlussfinanzierung über den 31. Dezember 2011 hinaus ohne Stärkung der Kapitalbasis möglich ist. Falls nicht, sind die beteiligten Banken Conergy zufolge bereit, die Verbindlichkeiten noch einmal zu restrukturieren. Laut Marktinformationen soll PricewaterhouseCoopers dieses Gutachten erstellen. (Parissa Kerkhoff)

Berater Conergy
Freshfields Bruckhaus Deringer (Hamburg): Dr. Lars Westpfahl (Restrukturierung); Associates: Dr. Mario Hüther, Imke Hülsdunk (beide Bankrecht; Frankfurt), Dr. Gregor von Bonin, Dr. Bernward Wollenschläger (beide Gesellschaftsrecht), Jochen Wilkens (Restrukturierung)
Inhouse (Hamburg): Dr. Sebastian Biedenkopf (General Counsel), Kai Hollensteiner, Florian Lenser

Berater Commerzbank

Hengeler Mueller (Frankfurt): Heinrich Knepper; Associates: Daniela Böning, Dr. Nikolai Warneke, Markus Böhler (alle Bank- und Finanzrecht)

Berater Bankenkonsortium
Linklaters (Frankfurt): Kolja von Bismarck (Federführung; Restructuring & Insolvency), Dr. Jochen Laufersweiler (Gesellschaftsrecht); Associates: Verena Etzel (Restructuring & Insolvency), Franziska Edler (Gesellschaftsrecht), Daniel Stengel (Banking)

Berater Deutsche Bank
Noerr (Berlin): Dr. Christian Pleister, Eckhard Martin (Frankfurt) – aus dem Markt bekannt

Hintergrund: Conergy vertraut regelmäßig auf Freshfields Bruckhaus Deringer. So zog das Solarunternehmen 2008 ein Team unter anderem um Westpfahl bei einer Finanzspritze (mehr…) sowie einer Kapitalerhöhung über 400 Millionen Euro hinzu (mehr…). Doch auch andere Kanzleien sind für Conergy tätig. Taylor Wessing beriet den Konzern etwa im vergangenen Jahr beim Verkauf von Solarparks (mehr…). Ihren monatelangen Rechtsstreit um einen Liefervertrag mit dem US-Waferhersteller MEMC legte Conergy hingegen Anfang des Jahres unter anderem mit Hilfe von Gleiss Lutz bei (mehr…).

Auf Seiten der Banken fand sich bei Finanztransaktionen von Conergy zuletzt regelmäßig ein Frankfurter Team von Hengeler Mueller. Partner Knepper war bereits bei der Finanzspritze vor zwei Jahren für die Commerzbank und Dresdner Kleinwort tätig. Bei dem aktuell verhandelten Kreditpaket beriet das Hengeler-Team die Commerzbank ab der Darlehensvergabe. Die Konsortiumsmitglieder mandatierten dabei getrennt von der Commerzbank, die auch als Konsortialführerin und Agentin fungierte. Dies könnte auf die Doppelrolle der Commerzbank zurückgehen, da sie nicht nur Kreditgeberin, sondern seit der Übernahme der Dresdner Bank 2009 auch Gesellschafterin von Conergy ist.

Marktinformationen zufolge ließ sich auch die Deutsche Bank gesondert beraten.

Linklaters berät das Bankenkonsortium seit April dieses Jahres, wobei die Sozietät zugleich ein langjähriger Gefährte der Commerzbank ist, etwa bei Verbriefungen (mehr…). Mit Kolja von Bismarck hatten die Banken einen renommierten Insolvenzrechtler auf ihrer Seite, der auf Augenhöhe mit Westpfahl ist. Bismarck und Westpfahl präsentierten etwa Anfang 2009 vor verschiedenen politischen Gremien in Berlin Vorschläge zu einer schnellen Anpassung des Insolvenzrechts an die Krisenlage.
 
aus der Diskussion: Conergy - Kursziel 100 Euro!
Autor (Datum des Eintrages): GruenerTom  (05.08.10 19:58:19)
Beitrag: 48,126 von 70,446 (ID:39937474)
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