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BANKEN Symbolischer Preis

In der Infomatec-Affäre gerät auch die WestLB unter Druck. Beim Börsengang der Software-Firma wurden den Anlegern offenbar wichtige Fakten vorenthalten.

Noch vor wenigen Jahren liefen die Geschäfte der Augsburger Jungunternehmer Gerhard Harlos und Alexander Häfele bescheiden. Weil die Bayern keine ausreichenden Sicherheiten bieten konnten, mussten sie 1997 bei der Kreis- und Stadtsparkasse Schwabmünchen gar um Kredite bitten.



Warme Luft verkauft: Gerhard Harlos, Alexander Häferle


Ein Jahr später war alles anders. Nachdem die WestLB die Aktien der schwächelnden Firmengruppe Infomatec im Juli 1998 für stolze 53 Mark an die Börse brachte, verkauften beide einen Teil ihrer Papiere und wurden zu mehrfachen Millionären. Mittels vorgetäuschter Großaufträge, so der Verdacht der Augsburger Staatsanwaltschaft, puschten Harlos und Häfele das Papier zeitweise auf über 500 Mark. Heute ist die Aktie noch rund 50 Pfennig wert.

West LB gerät ins Visier der Ermittler

Die bayerische Justiz, die gegen die Firmengründer schon seit längerem wegen Kapitalanlagebetrugs und anderer Delikte ermittelt, will nun einen Schritt weitergehen. Die Rolle der WestLB soll genauer untersucht werden.

Ob bereits gezielt gegen Bankmanager vorgegangen wird, will der zuständige Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz "weder bestätigen noch dementieren". Fest steht jedoch: Bereits im vergangenen Dezember ermittelte die Augsburger Staatsanwaltschaft gegen "noch unbekannte Verantwortliche der WestLB wegen Verdacht des Gründungsschwindels", heißt es in einem Durchsuchungsbeschluss des Augsburger Amtsgerichts vom 29. Dezember 2000. Mitte Februar rückten die WestLB-Manager die Unterlagen allerdings freiwillig heraus.

Das umfangreiche Material der Ermittler nährt den Verdacht, dass die Bank ihren Anlegern wissentlich eine angeschlagene Firma als Börsenperle verkauft hat - mit schönem Profit. Laut einem Vertragsentwurf hatten sich die WestLB und ihre Partnerbanken eine "Provision von 6 Prozent bezogen auf den Emissionserlös" gesichert.

Verhältnisse bewusst falsch dargestellt

"Die tatsächlichen finanziellen Verhältnisse der Unternehmung wurden der Anlegerschaft zumindest verschwiegen, wenn nicht sogar bewusst falsch dargestellt", kommentieren die Augsburger Ermittler den Emissionsprospekt der Infomatec, für den die WestLB mitverantwortlich war.





"Verhältnisse bewusst falsch dargestellt": WestLB-Zentrale in Düsseldorf


Dreh- und Angelpunkt des Coups war ein Gutachten der Münchner Wirtschaftsprüfer Haarmann, Hemmelrath & Partner (HHP). Fünf Firmen, die Häfele und Harlos kurz zuvor in die neu gegründete Dachgesellschaft eingebracht hatten, bewertete HHP auf rund 200 Millionen Mark. Auf Grund der Expertise, die dem Staatsanwalt nur im Entwurf vorliegt, erhielten die Firmengründer großzügig Aktien.

Die Zahlen der HHP hatten offensichtlich wenig mit der Realität zu tun. Bereits die Westdeutsche Revisions- und Treuhand GmbH, die auf Grund einer gesetzlichen Vorschrift die Sacheinlage erneut durchleuchtete, kam lediglich auf einen Wert von "circa 18 Millionen DM". Trotz dieser eklatanten Bewertungsdifferenzen zog die WestLB den Börsengang unbeirrt durch.

Anlegern heiße Luft verkauft

Glaubt man dem Gutachter der Staatsanwaltschaft, dem münsterschen Wirtschaftsprofessor Klaus Rödel, wurde den Anlegern nicht viel mehr als heiße Luft verkauft. Nach seiner Analyse war auch die zweite Unternehmensbewertung noch weit von der Wirklichkeit entfernt.

Rödel errechnet in seinem Gutachten "als Summe der Unternehmenswerte einen Betrag in Höhe von 5,324 Millionen Mark". Er stützt sich dabei unter anderem auf Preise, die Harlos und Häfele im Vorfeld des Börsengangs gezahlt hatten, um die eingebrachten Firmen voll zu kontrollieren.

Anschauungsunterricht liefert die Häfele & Partner Industrietechnik in Augsburg: Das Duo übernahm von den elf Mitgesellschaftern alle Anteile "zum symbolischen Preis von einer Mark", schreibt Rödel, der die Firma daher als wertlos einstuft. Die HHP-Prüfer hatten die Klitsche dagegen mit knapp 36 Millionen Mark angesetzt.

WestLB wäscht ihre Hände in Unschuld

Die Verantwortlichen der WestLB sind nach wie vor überzeugt, dass die Börseneinführung "mit der nötigen Sorgfalt abgewickelt" wurde. Mitarbeiter der Bank hätten lediglich als Zeugen ausgesagt. Zu Einzelheiten will man in Düsseldorf keine Stellung nehmen, "mit Rücksicht auf das Bankgeheimnis sowie das laufende Ermittlungsverfahren", sagt ein Sprecher.

Der Münchner Anwalt Klaus Rotter, der rund 200 Infomatec-Anleger vertritt, will die WestLB bereits in den nächsten Tagen wegen Kapitalanlagebetrugs und Gründungsschwindels verklagen. Sollte er Erfolg haben, hätten die Infomatec-Anleger gute Chancen, Geld zurückzubekommen.

BEAT BALZLI, DINAH DECKSTEIN

Auch bei ihnen nur noch Noname-Pizza oder "Dosenfraß" ?

PAP`Z
 
aus der Diskussion: Die Akte Metabox - mbx - 692120
Autor (Datum des Eintrages): Pa.Zific  (20.07.01 07:56:33)
Beitrag: 140 von 321 (ID:4013118)
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