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Schon ein paar Tage alt, bin mir nicht sicher, ob dieser FAZ-Artikel schon bekannt ist...

"Mantelaktien sind für Anleger eine riskante Angelegenheit Investor Ehlerding will die WCM-Aktie wiederbeleben

10. September 2010

tag. LUDWIGSHAFEN, 10. September. Für die Anleger der ersten Stunde war es der Beginn einer Erfolgsgeschichte, als Karl Ehlerding den Börsenmantel der Württembergischen Cattun Manufactur AG (WCM) kaufte und ihn mit neuem Leben füllte. Mit untrüglichem Gespür für unterbewertete Unternehmen stieg der Hamburger Investor in den neunziger Jahren zum gefürchteten Firmenjäger auf. Fast zehn Jahre dauerte der Boom: Mit einem Börsenwert von fast 8 Milliarden Euro galt die WCM kurz vor der Jahrtausendwende als Kandidat für den Aufstieg in den Dax.

Ehlerding hatte vieler seiner Anleger reich gemacht - kaum einer ahnte damals, dass er viele von ihnen auch wieder arm machen würde. Unter dem Codenamen "Cobra" blies er kurz darauf mit befreundeten Investoren zum Angriff auf die Commerzbank. Aber diesmal ging die Rechnung nicht auf. Mitten in den Angriff platzte die Internetblase und die Aktienkurse gingen auf Talfahrt. Die WCM wurde filetiert, Ende 2006 meldete sie Insolvenz. Heute ist sie das war sie zuvor war: ein Börsenmantel, eine leere Hülle.
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Aber vielleicht nicht mehr lange: Karl Ehlerding ist wieder da. Im Frühjahr tauchte der 67 Jahre alte Investor plötzlich auf, entschuldet und voller Tatendrang. Er will die WCM wiederbeleben, sagt er. Das Unternehmen solle sich auf Gewerbeimmobilien konzentrieren, mittelfristig seien auch Unternehmensbeteiligungen denkbar. Im Dezember hatten zwar alle Gläubiger dem Insolvenzplan zugestimmt. Formal aufgehoben ist das Insolvenzverfahren aber noch nicht. Der Name hat einige Zocker aber schon wieder elektrisiert: Seit Ende August steigt der Aktienkurs rasant.

Die WCM ist sicher eine der spektakulärsten Mantel-Spekulationen, aber sie ist bei weitem nicht die einzige. Gesellschaftsrechtliche Hüllen ohne operatives Geschäft gibt es viele: Aktien wie die von Philip Holzmann oder Escada werden heute noch gehandelt. Spekulanten hoffen darauf, dass andere Firmen den Mantel kaufen, ihr Geschäft einbringen, und so an die Börse kommen. Solche "Cold IPOs" sind billiger und schneller als reguläre Börsengänge, zudem schielt mancher auf den traditionellen Namen. Früher galt häufig die Übernahme eines Verlustvortrages als Grund für einen Mantelkauf, doch dieses Steuersparmodell hat der Gesetzgeber stark eingeschränkt. Heute sind Verlustvorträge kaum noch übertragbar - sollte es Ehlerding aber gelingen, die vorhandenen 320 Millionen Euro in die neue WCM zu retten, könnten sich Spekulanten der ersten Stunde freuen.

Die Nachfrage nach Firmenmänteln hat laut Reinhard Hock in der Krise stark abgenommen. Auf um die fünfzig schätzt der unabhängige Analyst die Zahl der "sauberen Mäntel", die ohne Altlasten aus der Insolvenz gekommen sind. Außerdem haben die alten Mäntel Konkurrenz bekommen durch nagelneue - den sogenannten Spacs. Die Initiatoren dieser Special Purpose Acquisition Company bringen eine saubere Hülle ohne Altlasten und streitbare Altaktionäre an die Börse. Anleger müssen darauf vertrauen, dass sie später ein profitables Investment finden. Erste Erfahrung mit Germany 1, einem von Roland Berger, dem ehemaligen Arcandor-Chef Thomas Middelhoff und dem Investmentbanker Florian Lahnstein lancierten Vehikel, mahnen jedoch zur Vorsicht. Germany 1 übernahm im Herbst 2009 den Solarzulieferer AEG Power Solutions und firmiert heute als 3 P Power Holdings. Das Unternehmen berichtet von rückläufigen Gewinnen, der Aktienkurs hat sich seit Jahresanfang halbiert.

Text: F.A.Z.
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aus der Diskussion: WCM AG Insolvenzverfahren - Schlusstermin 13.9.2010
Autor (Datum des Eintrages): eltorero  (30.09.10 14:15:25)
Beitrag: 39 von 51 (ID:40240059)
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