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DIE WELT: 08:30
Biotech-Firmen fehlt die kritische Masse

Experten erwarten Fusionen in der Branche - Nur Evotec kaufte 2010 zu

Führende Vertreter der deutschen Biotechnologie machen sich für Zusammenschlüsse in der Branche stark. "Wir haben noch zu viele Einzelkämpfer - und das bedeutet, dass man oft nicht die kritische Masse erreicht", sagte Medigene-Chef Frank Mathias gestern am Rande der größten europäischen Branchenmesse Biotechnica in Hannover. Deshalb gebe es derzeit viele Gespräche über eine Konsolidierung. "Wir brauchen keine 50 Firmen, sondern einige wenige starke", findet auch Morphosys-Chef Simon Moroney.

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In diesem Jahr hat es in der deutschen Biotech-Branche bis auf die Übernahme von Develogen durch den Hamburger Pharmaforscher Evotec kaum Bewegung gegeben. Biotech-Manager führen dies vor allem darauf zurück, dass den meist defizitären Firmen die Kraft für Übernahmen fehlt. "Wenn sich zwei schwache Unternehmen zusammenschließen, bringt das gar nichts", sagt Wilex-Chef Olaf Wilhelm. "Konsolidierung ist per se keine Lösung, um die Probleme der Branche zu lösen." Viele Analysten und Manager, die in dieser Woche auf der noch bis heute dauernden Biotechnica zusammenkommen, gehen deshalb davon aus, dass es noch mindestens zwei Jahre dauern wird, bis es im deutschen Biotechnologiesektor zu einer Konsolidierungswelle kommen wird.

Dann könnten nach Einschätzung von Paion-Chef Wolfgang Söhngen vor allem Pharmariesen wie Pfizer, GlaxoSmithKline oder Bayer Treiber einer Neuordnung der Branche sein. "Viele große Pharmakonzerne haben ihre Forschungsabteilungen verschlankt und setzen derzeit darauf, dass Biotech-Firmen im Rahmen von Kooperationsabkommen die Medikamentenentwicklung schneller und billiger vorantreiben", sagte Söhngen zu Reuters. Übernahmen wie aktuell in den USA werde es vermutlich erst dann geben, wenn erste Medikamente in zwei oder drei Jahren auf dem Markt kämen. "Pharmafirmen wollen Sicherheit und sind dann bereit, auch einen ordentlich Aufschlag zu bezahlen."

Zahlreichen Pharmakonzerne drohen in den kommenden Jahren Umsatzeinbrüche, wenn die Patente von Medikamenten auslaufen. Da der Nachschub aus den eigenen Laboren oft nicht reicht, gehen sie mit prall gefüllter Kasse auf die Suche nach Übernahmezielen und hoffen so auf Impulse bei der Entwicklung neuer Medikamente. Derzeit versucht etwa Sanofi-Aventis, den US-Biotech-Konzern Genzyme für 18,5 Milliarden Dollar feindlich zu übernehmen.

Die Pharmakonzerne würden der Biotech-Branche damit vormachen, wie man stärkere Unternehmen bilden könne, sagt Medigene-Chef Mathias. "Ich glaube, wir wären gut beraten, wenn wir das Gleiche unter kleineren Playern machen würden." Erhöht habe sich der Konsolidierungsdruck auch wegen der Bemühungen von Regierungen rund um den Globus, die Kosten im Gesundheitssystem zu senken. "Im Umkehrschluss müssen auch die Biotech-Firmen die Kosten senken", sagt Mathias. "Und das geht nur, wenn Unternehmen zusammengehen." rtr
 
aus der Diskussion: Wo steht Medigene in einem Jahr??
Autor (Datum des Eintrages): RichyBerlin  (07.10.10 09:20:27)
Beitrag: 36,568 von 36,742 (ID:40279357)
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