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zu finden.

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Interviews: Interview Blum/Dr. Dix/Cao-van-Hoa (Jeserich AG)
Die Jeserich AG aus Köln ist eine Immobiliengesellschaft mit dem Fokus auf die Betsandhaltung von Logistikimmobilien sowie die Veredelung von Industrieobjekten. Detaillierte Informationen zum Geschäft der Jeserich AG sind in der umfassenden Studie von GSC Research aus dem Frühjahr 2001 nachzulesen, in der die Gesellschaft im Einzelnen beleuchtet und vorstellt wurde.

Philipp Steinhauer sprach für GSC Research mit den beiden Vorständen Herr Blum und Herr Dr. Dix sowie dem IR-Manager Herr Dr. Cao-Van-Hoa über die Perspektiven der Gesellschaft.

Blum: „In fünf Jahren werden wir die MDAX-Kriterien erfüllen“

GSC Research: Die Jeserich AG kann über eine 140jährige Geschichte zurückblicken. Können Sie uns etwas über die Meilensteine der Gesellschaft verraten?

Blum: Die Jeserich AG ist nicht seit 140 Jahren im Besitz unserer Familie gewesen, sie wurde erst Ende der 60er Jahre von meinem Großvater erworben. Die Geschichte kennen wir größtenteils auch nur aus Dokumentationen, die uns damals übergeben wurden. Das ursprüngliche Geschäftsfeld war der Straßenbau in Berlin, in Charlottenburg hatte die Gesellschaft ein Riesenwerk. In Hamburg war die Jeserich GmbH als Tochter unter anderem in der Herstellung von Teerpappen, Grundierungsmittel und Schiffslacke tätig. Auch die Jacobi-Kirche wurde mit Jeserich-Lacken angestrichen.

Nachdem unsere Familie ins Unternehmen eintrat, wurde die ganze Produktion bis Anfang der 70er Jahre dann eingestellt und die Liegenschaften im Besitz der Gesellschaft vermietet, vor allem an produzierende Unternehmen. In der Folge war die Gesellschaft als Bestandshalter aktiv, was sich bis zum vierten Quartal 2000 nicht geändert hat. Seitdem hat ein Strategiewechsel stattgefunden, im Vordergrund steht nunmehr neben dem bisherigen Geschäft der Handel.

GSC Research: Warum haben Sie sich für diesen Strategiewechsel entschieden?

Blum: Wir haben gemerkt, dass man als Bestandshalter sehr geduldig sein und alt werden muss, um knackige Erträge zu erwirtschaften. Jetzt konzentrieren wir uns neben dem Bestandshaltergeschäft auch auf den Handel mit Immobilien. Wir erwerben ältere Industrieimmobilien, ehemalige Gewerbehöfe, die wir mit sehr viel Grips und Geschmack attraktiv gestalten wollen und einer neuen Nutzung zuführen. Anschließend wollen wir sie dann veräußern. Das Bestandhaltergeschäft ist im Bereich der Logistikimmobilien angesiedelt. Natürlich ist das Risiko hier höher. Wenn da ein Mieter ausfällt, sind direkt erhebliche Leerstände zu verzeichnen. Momentan ist es aber in Deutschland so, dass Logistikimmobilien eine Mangelware darstellen.

GSC Research: Was für Mieter haben Sie bei den Logistikimmobilien?

Blum: In Berlin haben wir zum Beispiel das Distributionscenter der Firma Kühne. Von dort aus werden die ganzen norddeutschen Burger King Filialen mit Ketchup und Mayonese und was da noch so auf den Burgern drauf ist beliefert. Ansonsten sind unsere Mieter beispielsweise mittelständige Speditionen. Wir sind auch nicht unbedingt darauf fokussiert, Großkunden wie Danzas zu gewinnen.

Dr. Dix: Ich bin viele Jahre operativ in Logistikunternehmen tätig gewesen, auch in Aufsichtsräten von Speditionen. Daher weiß ich, dass viele der deutschen Logistikunternehmen rote Zahlen schreiben. Wenn man als Logistikunternehmen großen Kunden gegenüber tätig ist, wird man mit „open book“-Kalkulationen konfrontiert und muss mit ganz kleinen Margen vorlieb nehmen. Deswegen bemühen wir uns weniger um die großen Unternehmen, sondern eher um den gesunden Mittelstand. Wir haben von etwa 180 Mietverhältnissen, davon mindestens 60 bis 70 Prozent logistiknahe Unternehmen. Das sind meistens lokale Unternehmen mit langfristigen Mieterträgen.

GSC Research: Den Logistikimmobilien Bestand wollen Sie langfristig halten?

Blum: Bei unserer Firma ist auf jedem Objekt ein Preisschild. Grundsätzlich bleiben jedoch die Logistikimmobilien im Bestand, die Industrieimmobilien werden nach Veredelung veräußert. Für den Erwerb von neuen Beständen brauchen wir nun Kapital, da Refurbishment-Maßnahmen von Banken anders finanziert werden als Immobilien, die permanente Mieterträge bringen.

Wir sind aber keine reinen Projektentwickler. Unsere Grundstücke haben immer eine Größe von 10.000 qm aufwärts und verfügen über eine relativ gute Mietersubstanz, die über die Jahre gewachsen ist. Diese Mieter haben sich nicht immer darüber Gedanken gemacht, ob die Grundstücke vom logistischen Ablauf her optimiert sind. Das versuchen wir nun auf den Grundstücken zu machen, hierdurch werden auch Gebäude frei, die neuen Aktivitäten zugeführt werden können. Nur ganz selten erwerben wir Objekte ohne Mieterträge.

GSC Research: Wer betreibt diese Umgestaltung der Nutzungsflächen?

Blum: Wir machen alles mit Projektpartnern in den Städten, in denen wir tätig sind. Man braucht da ein bisschen Lokalkolorit, um bei den Ämtern und der Politik weiterzukommen. Bei der derzeitigen Größe wäre es unsinnig, eine eigene Projektentwicklung zu betreiben, die wäre gar nicht ausgelastet.

GSC Research: In welchem Verhältnis wird Ihr Bestandhaltungsgeschäft zu den Industrieimmobilien stehen?

Blum: Langfristig werden wir wohl 60 Prozent der Bestände im Logistikbereich halten. Das kann sich aber schnell ändern.

GSC Research: Der Vorstand der Jeserich AG wurde jetzt erweitert. Unter welcher Prämisse geschah das?

Blum: Das geschah vor allem unter der Prämisse des KonTraG - wir haben gesagt, dass wir einen Controller brauchen. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Herr Dr. Dix als ehemaliger Vorstand der börsennotierten Markt und Kühlhallen AG hat in den letzten Monaten viele Aufgaben außerhalb des Controllings erledigt. Derzeit sind wir halt alle noch Mädchen für alles. Die Ausrichtung geht dahin, dass Herr Dr. Dix Finanzvorstand und Herr Bohn für das operative Geschäft zuständig ist, ich selber kümmere mich um die Strategie und die Beteiligungen der Gesellschaft.

GSC Research: Herr Bohn sitzt im fernen Hamburg. Ist dies nicht etwas weit ab vom Firmensitz?

Blum: Herr Bohn sollte normalerweise nie im Büro zu erreichen, sondern immer auf Industriegrundstücken sein. Wenn Herr Bohn in seinem Büro in Hamburg sitzt, dann macht er etwas falsch.

GSC Research: Herr Dr. Cao-Van-Hoa, Sie sind seit Anfang 2001 bei der Jeserich AG für Investor Relations zuständig. Ist das nicht eine recht kleine Aufgabe für den ehemaligen Vorstandsassistenten der RSE AG?

Dr. Cao-Van-Hoa: Ich glaube, dass dies keine kleine Aufgabe ist. Bei der Jeserich AG gibt es eine Menge zu tun. Wie Herr Blum auch sagte, alle sind für alles da, und ich nehme neben dem IR-Bereich auch einige andere Aufgaben war.

Blum: Bevor Herr Dr. Cao-Van-Hoa bei uns angefangen hat, ist nie auch nur ein einziger Presseartikel über uns erschienen – bis auf den HV-Bericht von GSC natürlich. Ein Unternehmen, über das noch nie geschrieben wurde, macht entweder alles falsch oder alles richtig.

GSC Research: Wo setzen Sie Ihren Schwerpunkt bei der IR-Arbeit, derzeit ist der Streubesitz ja sehr gering.

Dr. Cao-Van-Hoa: Zum einen informieren wir die bereits vorhandenen Aktionäre, auch wollen wir uns trotz des geringen Freefloats einen gewissen Namen machen und öffentlich präsent sein. Da muss ein „Schneeballsystem“ in Gang gebracht werden. Auch im Vorgriff auf die Kapitalerhöhung.

GSC Research: Sie haben vor kurzem erstmals einen Aktionärsbrief herausgegeben. Wollen Sie dies nun regelmäßig machen?

Dr. Cao-Van-Hoa: Es ist vorgesehen, dass wir dies nun regelmäßig machen. Unser Ziel ist es, möglichst transparent Risiken und Chancen darzulegen. Das könnte aber auch über Quartalsberichte geschehen.

GSC Research: Können Sie etwas zur Kapitalerhöhung sagen? Hier ist inzwischen eine Verzögerung aufgetreten.

Blum: Wir hatten recht energische Ziele, indem wir gesagt haben, wir machen in diesem Jahr zwei Kapitalerhöhungen. Das war aber einerseits nicht dringend notwendig, auf der anderen Seite hatten wir eine sehr turbulente Börse. Wir haben die Zeit genutzt, einen Investor für eine größere Beteiligung an der Jeserich AG zu finden. Mit dieser Gesellschaft haben wir vereinbart, dass wir eine Due Dilligence erstellen lassen, welche im Prinzip schon dem entspricht, was wir brauchen, um einen Segmentwechsel in den Amtlichen Handel durchzuführen.

Bei einer 140 jährigen Geschichte wird bei einer Due Dilligence auch 140 Jahre zurückgeforscht, das ist ein Werk von 240 Seiten - ohne Anlagen. Diese stellt nun das Fundament für die Zukunft dar, welches nun bei Bedarf einfach erweitert werden kann. Die meiste Arbeit haben wir hierfür nun hinter uns, so dass wir uns wieder voll auf das operative Geschäft konzentrieren können.

GSC Research: Wer hat die Due Dilligence durchgeführt?

Blum: Die Bank, die die Kapitalerhöhung begleiten wird, ist die HypoVereinsbank. Diese hat Arthur Andersen beauftragt, die Due Dilligence durchzuführen, weil die in Berlin ein hochkompetentes Immobilien-Team haben. Hier haben wir für die Zukunft einen hochkarätigen Sparring-Partner gewonnen.

Der Bezugsrechtshandel wird voraussichtlich vom 7. bis zum 21 September stattfinden. Dann müssen wir erst einmal die Kapitalerhöhung und den Eintritt dieses Partners im Markt wirken lassen. Wir müssen beweisen, dass wir in der Lage sind, die versprochenen Erträge zu erwirtschaften.

Wenn dann der Jahresabschluss 2001 fertiggestellt ist, könnte ich mir vorstellen, dass wir im nächsten Jahr vor der Sommerpause nochmals eine Kapitalerhöhung durchführen, verbunden mit einem Wechsel in den Amtlichen Handel. Diese Kapitalerhöhung soll dann auch dazu dienen, den Freefloat zu erhöhen.

GSC Research: Warum haben Sie sich von der Stadtsparkasse Köln getrennt und sind nun bei der HypoVereinsbank?

Blum: Bei der Stadtsparkasse Köln war ein Freund unseres Hauses tätig, Herr Dr. Issels. Da Herr Dr. Issels die Stadtsparkasse verlassen hat, war für uns das Corporate Finance Geschäft nicht mehr mit der Klasse besetzt wie vorher, und für mich ist das beste grade gut genug. Wir haben dann den Tipp bekommen, uns bei der HypoVereinsbank vorzustellen. Bei der zweiten Kapitalerhöhung werden wir die Stadtsparkasse Köln wohl wieder im Boot haben, da wir ein regionales Unternehmen sind. Auch die niederländische Kempen Bank hat Interesse, dabei Selling Partner zu sein.

Dr. Dix: Die Jeserich AG ist eigentlich erst drei bis fünf Jahre jung und Herr Blum hat die große Weisheit besessen, von Anfang an professionelle Strukturen aufzubauen. Wir wissen, welche Schritte als nächstes gegangen werden müssen, und dies tun wir mit Bedacht, wir wollen keinen Wildwuchs. Uns ist es auch geläufig, was man machen muss, um auf den Radarschirm der internationalen Analysten zu kommen.

Aber auch die Stadtsparkasse Köln ist nach wie vor ein ganz wichtiger und exzellenter Geschäftspartner, der uns weiter begleitet. Immerhin ist ja die Fremdfinanzierung größtenteils durch die Stadtsparkasse Köln geschehen. Heute sind wir noch eine kleine unbekannte Immobilien AG mit dem Bewusstsein, dass man Erfolge produzieren muss, um Glaubwürdigkeit zu schaffen.

GSC Research: Wir die zweite Kapitalerhöhung ohne Bezugsrechte sein?

Blum: Auch bei der zweiten Kapitalerhöhung wird es einen Bezugsrechtshandel geben. Es ist sehr schwierig, Frau Lieschen Müller eine Jeserich-Aktie anzudienen. In Deutschland ist die Immobilien AG als Anlagemöglichkeit noch nicht einmal bei jedem Aktionär bekannt. Dabei gibt es gerade im MDAX sehr gesunde Unternehmen, die unter ihrem Net Asset Value gehandelt werden und man ohne Probleme Stückzahlen handeln kann.

In größerem Umfang wird dies in der näheren Zukunft bei der Jeserich AG nicht möglich sein, dafür sind die Chancen aber größer als bei den MDAX-Firmen. Wir versuchen auch, von vermögenden Unternehmern Immobilien zu erwerben, welche sich dann bei Kapitalerhöhungen an der Jeserich AG beteiligen. Auf diesem Weg gewinnen wir Aktionäre, die unser Geschäftsmodell verstehen und indirekt weiter an ihrer Immobilie beteiligt bleiben.

GSC Research: Gibt es in diese Richtung schon Gespräche?

Blum: Hier führen wir mit zwei Interessenten Gespräche. Bei einer Gesellschaft in unserer Größe wird eine Bank immer verlangen, dass im Falle der Nichtplatzierung die nicht gezeichneten Stücke übernommen werden. Wir versuchen so, die Sicherheit für die Bank über einen Investorenklub bereitzustellen.

GSC Research: Streben Sie mit dem Wechsel in den Amtlichen Handel auch die Aufnahme in einen Index an?

Blum: Wenn wir in den SMAX wechseln, dann müsste zumindest von der IR-Seite genauestens kommuniziert werden, dass Quartalsberichte bei einer Immobiliengesellschaft ganz anders als bei einem produzierenden Unternehmen aussehen. Wir wollen natürlich immer zum ersten Januar einkaufen und zum 31. Dezember verkaufen. Wenn man dann in zwei Quartalsberichten keine Performance bringt, könnte man abgestraft werden. Ich sähe uns dann eher lieber als einen Highflyer im Freiverkehr und eine schöne solide Firma im Amtlichen Handel, um dann irgendwann meinen Wunschtraum des MDAX zu erfüllen.

GSC Research: In welcher Weise wird sich dieses angesprochene Unternehmen an Ihnen beteiligen?

Blum: Das geschieht über meine Bezugsrechte.

GSC Research: Sie waren jetzt bei den „Summer Games“ von Escada präsent. Warum?

Blum: Bei dieser Veranstaltung wurden unter anderem Analysten und Freunde des Hauses eingeladen, für uns war das eine Möglichkeit, die Jeserich AG einem anderen Kreis zu präsentieren. Bis auf den Flug nach Zürich und die Herstellung eines Flyers sind auch keine Kosten für die Jeserich AG entstanden. Das eine oder andere könnte sich hier ergeben, es gab auch mittlerweile eine Rückmeldung. Im großen und ganzen war das Wochenende aber mehr Fun als harte Arbeit.

GSC Research: Bleiben wir bei der Schweiz. Bei ihnen ist die Schweizer SGA im Aktionärskreis aktiv, gleichzeitig möchten Stimmen wissen, dass der angesprochene neue Großaktionär die TAG Tegernsee AG ist. Der Wechsel Ihres Wirtschaftsprüfers sowie die Tegernseebahn en miniature in Ihrem Arbeitszimmer sprechen ja auch nicht dagegen und deren Aufsichtsratsvorsitzender Herr Ristow hat sich ja schon einmal recht positiv über Sie geäußert (siehe Interview TAG)...

Blum: Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich hierzu momentan nichts sagen möchte.

GSC Research: Herr Dr. Ristow verfügt bekanntlich auch über allerbeste Kontakte in die Schweiz, wie zuletzt auf der Generalversammlung der Feldschlösschen AG zu sehen war (siehe GV-Bericht Feldschlösschen). Gibt es Überlegungen, in der Schweiz aktiv zu werden?

Blum: Die Feldschlösschen-Hürlimann AG, welche neuerdings Real Estate Group heißt, ist die Perle in der Schweiz.

GSC Research: Tatsächlich? Als die Perle in der Schweiz wurde uns aber bisher in Deutschland immer die Maag verkauft.

Blum: Die Gesellschaft hat nochmals viel mehr Potential als die Maag und ist ein wirkliches Juwel. Die Schweiz ist ein Markt, der mir sehr liegt, aber der Markt ist schwierig, auch wenn sich die Schweiz für Ausländer geöffnet hat. Für uns liegen unsere Hausaufgaben aber erst mal in Deutschland, und der Markt ist hier nicht in Kürze abgegrast.

Momentan gibt es zu Aktivitäten in der Schweiz keine Überlegungen, wir wollen uns erst mal als rein deutsche Immobilien AG positionieren. Und ich bin auch der festen Überzeugung, dass in ein paar Jahren auch Ostdeutschland interessant sein könnte. Auch wenn wir uns als Europäer verstehen - ich bin in der Schweiz und in Frankreich aufgewachsen - wollen wir uns erst mal in Deutschland positionieren.

GSC Research: Ist das erste ostdeutsche Projekt die AIG in Stendal? Dort sind Sie schließlich privat beteiligt. Inwieweit ist die Jeserich AG in die Neupositionierung dieser Gesellschaft im Zusammenhang mit dem Erwerb des Börsenmantels der Fahr AG involviert?

Blum: Das Engagement zielte schon darauf ab, dass dies zur Jeserich AG passt. Es gibt aber Phasen, wo man sich an Gesellschaften mit einem größeren Risiko besser privat beteiligen sollte. Mit der Jeserich AG haben wir Schritte vor, die uns keine Fauxpas erlauben, deswegen habe ich mich sozusagen als Schutzwall dort privat beteiligt. Das wird sicherlich nicht immer so bleiben.

Der Hintergedanke ist, dass der AIG eines der größten zusammenhängenden Industriegelände von Europa gehört. Dort wird in naher Zukunft ein Zellstoffwerk errichtet, später kommt dann noch eine neuartige Müllerverbrennungsanlage hinzu. In der Spitze werden dort während des Baus 3.000 Menschen arbeiten. Und für diese Menschen muss dort Logistik entstehen.

Nun haben die Hauptaktionäre der AIG von der SPARTA den Börsenmantel Fahr AG erworben, in den die AIG eingebracht werden soll. Gleichzeitig hat die Fahr AG von der Deutz AG die Wedag AG gekauft (nicht zu verwechseln mit der börsennotierten ehemaligen Wedag AG, heute pre-IPO AG). Über diesen Erwerb hat die Jeserich AG Zugriff auf die hochinteressanten Gewerbeliegenschaften der Deutz AG, welche ihren derzeitigen Standort aufgeben wird. Das Gesamtgelände ist 175.000 qm groß. Davon wollen wir uns die Filetstücke sichern, derzeit sprechen wir über 10.000 qm.

GSC Research: Was soll hiermit geschehen?

Blum: Da sollen vor allem Logistikimmobilien entstehen, aber auch Büros.

GSC Research: Die Jeserich AG wird also die AIG-Aktien von Ihnen kaufen, was dann sicherlich auch fürstlich entlohnt wird.

Blum: Dafür wird ganz stringent eine Due Dilligence bei der neuen Fahr AG durchgeführt. Die Aktien werden dann entweder von mir im Zuge einer Sachkapitalerhöhung eingebracht oder ich veräußere sie, um dann das Geld für eine Kapitalerhöhung zu haben. Denn es ist ja schon ein wenig witzig, dass ich bei der jetzigen Kapitalerhöhung nicht mitziehe, bei der danach, welche voraussichtlich teuerer wird, jedoch wieder dabei bin. Auf jeden Fall ist es so, dass ich eine ganze Zeit versuchen werde, dass meine Beteiligung an der Jeserich 50 Prozent plus one golden Share beträgt.

GSC Research: Bei der Fahr AG werden Sie aber auch das Problem des geringen Freefloats haben.

Blum: Die Fahr AG ist für uns dann vor allem eine Grundstücksreserve, und in Stendal kann man sich dumm und dämlich entwickeln. Im Laufe der Zeit wird die Gesellschaft als neue Industriebeteiligungsholding ihren Freefloat erhöhen.

GSC Research: Was ist mit der Beteiligung der Jeserich AG an der Bauwerk AG geschehen?

Blum: Das ist ein Beispiel für den eben geschilderten Fall, wo der „Schutzwall Blum“ im Einsatz war. Die Bauwerk-Beteiligung ist eingegangen worden weil sie mit der Meridian Spa einen Vertrag vorzuweisen hatte, die deren Expansion begleitete. Hierfür sollten sie reichlich entlohnt werden, und Bauwerk hat diese Aufgabe auch sehr gut gemacht.

Jedoch wurden dann von den Banken der Meridian Spa die Mittel gekürzt, so dass die Expansionspläne nicht mehr verfolgt werden konnte. Hiermit war ein sehr wichtiger Partner für Bauwerk weg. Das Risiko für die Jeserich AG war nun, dass sie an einer Gesellschaft ohne solide Auftragslage beteiligt wäre. Deswegen habe ich die Beteiligung der Jeserich AG privat erworben. Hierdurch ist der Jeserich AG kein Schaden entstanden. Die Bauwerk AG wurde jetzt schlank gefahren, immerhin sind dort hochkompetente Leute, auf die wir auch noch Zugriff haben.

GSC Research: War dieses Risiko eines Ausfalls eines einzigen Kunden nicht vorher schon ersichtlich?

Blum: Im Nachhinein war es ersichtlich. Man hätte von der Meridian Spa eine Due Dilligence anfordern sollen. Die Geschichte war eine Lehre für uns.

GSC Research: An der Meridian soll die SPARTA Beteiligungen AG beteiligt sein. Diese ist auch an der Jeserich AG beteiligt, hat aber angekündigt, dass sie sich von ihren Beteiligungen trennen möchte. Gilt das auch für Ihre Gesellschaft?

Blum: Die SPARTA AG ist derzeit noch an uns beteiligt, aber bis Ende September wird dies nicht mehr der Fall sein. Es gibt mehrere neue Aktionäre, die der Gesellschaft auch einen gewissen Input bringen. Das ist einmal Herr Krass, Großaktionär der Centrotec AG, einen Teil der Aktien haben wir an meinen näheren Bekanntenkreis umplatziert, aber auch die Wedag AG wird Aktien erwerben. Aber hier nur als Parkposition, so dass wir ganz in Ruhe Aktionäre finden können.

GSC Research: Könnte man nicht über diese Aktien den Freefloat erhöhen?

Blum: Durchaus.

GSC Research: Die Jeserich AG selber hat sich ebenfalls im Beteiligungsgeschäft positioniert. Hier verfügen Sie über Positionen in HBAG, GIVAG sowie SPARTA-Aktien.

Blum: Das ist richtig. Die SPARTA Beteiligung ist kaum der Rede wert, dass sind 1.125 Stück. Ich dachte damals bei einem Kurs von 19 Euro, dass dieser günstig ist. Viel interessanter ist die Position von 60.000 HBAG Aktien. Dort sehen wir Chancen als MDAX-Unternehmen, auch ist dies ein Weg, mit der HBAG oder deren Töchter ins Gespräch zu kommen. Bei der GIVAG erwirtschaften wir eine hervorragende Dividendenrendite. Wir sind davon überzeugt, dass der innere Wert der Gesellschaft bei vier Euro liegt.

GSC Research: Immer mehr Firmen weisen ihren Nettoinventarwert (NAV) aus. Wie sieht es hier mit der Jeserich AG aus?

Dr. Dix: Der NAV ist gar kein Geheimnis, in der Bilanz können Sie das Sachanlagevermögen finden, und wenn Sie die Umsatzerlöse mit 10 bis 14 multiplizieren, dann haben Sie eine Größe, wo der Verkehrswert liegen könnte. Abzüglich Schulden natürlich. Man kommt dann sicherlich zu einer Schlussfolgerung, dass wir derzeit an der Börse über dem NAV gehandelt werden. Gena
 
aus der Diskussion: Jeserich - IR
Autor (Datum des Eintrages): Dr.Tegernsee  (02.08.01 19:24:02)
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