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Börsenexperte schockiert Anleger mit Crash-Prognose


Mit der Vorhersage eines Börsencrashs in der kommenden Woche hat der Chefstratege von Dresdner Kleinwort Wasserstein, Albert Edwards, die ohnehin schon verunsicherten Anleger schockiert.





ap FRANKFURT/MAIN. Edwards sagte der Tageszeitung „Die Welt“ nach Angaben des Blattes, am 7. August werde es einen Einbruch von über 20 % an der New Yorker Wall Street geben. Die meisten Analysten reagierten verblüfft. Börsenexperte Wolfgang Gerke bezeichnete eine derartige Prognose als nicht für verantwortbar für einen Chefstrategen.

Als Auslöser für den Einbruch sieht der Edwards laut „Welt“ die neuen US-Konjunkturdaten. So würden am nächsten Dienstag die Produktivitätszahlen für das zweite Quartal veröffentlicht. Eine neue Berechnungsmethode werde zu dem Resultat führen, dass es doch nicht so weit her sei mit dem amerikanischen Produktivitätswunder. Das Potenzialwachstum, in dem die Wirtschaft zulegen kann, ohne Inflation zu produzieren, werde nicht wie bisher angenommen bei 3,5 %, sondern bei nur 2,5 % liegen, zitiert „Die Welt“ Edwards.

Peter Knacke von der Commerzbank-Wertpapierstrategie für Privatanleger nannte es trotz recht schwacher Konjunkturdaten völlig überzogen, von Crash-Szenarien zu reden. Es gebe zwar etwas Unsicherheit, was die kommenden Zahlen aus USA anbelange. An große Kursstürze glaube er aber nicht. Für ein nachhaltiges Wachstum an den Börsen wäre aber eine Bestätigung durch weitere Konjunkturindikatoren notwendig.

Volker Haas von der Vereins- und Westbank in Hamburg erwartet ebenfalls keinen Crash, vor allem nicht in der nächsten Wochen. Als Gründe nannte er unter anderem die angekündigten Steuersenkungen und erwartete weitere Zinssenkungen in den USA. In den Vereinigten Staaten werde man zudem eine schnellere Wirtschaftsbelebung als im Euroland sehen. Denn die Europäische Zentralbank könne angesichts des hohen Geldmengenwachstums und hoher Inflation die Zinsen vorerst nicht senken. Bei der US-Technologiebörse Nasdaq könnten zwar noch negative Überraschungen durch Gewinnwarnungen für das dritte Quartal bevorstehen. Nach Einschätzung des Experten haben die Börsen aber mittlerweile 90 % der Baisse hinter sich.

Börsencrash lässt sich nicht für einen Tag voraussagen

Auch Carsten Riester vom Research der GZ-Bank nannte es unwahrscheinlich, dass den Börsen jetzt noch ein Crash drohe. Dafür gebe es derzeit keine Anzeichen, selbst wenn von der Konjunktur und von einigen Unternehmen noch negative Daten kommen sollten. Eine zügige Erholung der Aktienmärkte werde allerdings auch nicht erwartet. In den kommenden Quartalen werde vielmehr mit einer langsamen Stabilisierung gerechnet.

Börsenexperte Gerke von der Universität Nürnberg/Erlangen erklärte, „Man kann keinen Crash für einen Tag vorhersagen“. Das, was heute bekannt sei, bewege die Börse. Theoretisch hätte der Crash also schon am heutigen Freitag stattfinden müssen. Nur das, was am 7. August anders verlaufe als erwartet, verändere den Kurs. Gerke warnte zugleich vor den Folge einer derartigen Prognose für die Stimmung an den Aktienmärkten. Es bestehe die Gefahr, dass sie zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden könnte.


HANDELSBLATT, Freitag, 03. August 2001
 
aus der Diskussion: +++ Handelsblatt: "Crash kommt am 7. August..."
Autor (Datum des Eintrages): BBLP  (03.08.01 16:58:35)
Beitrag: 2 von 4 (ID:4123291)
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