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@nasdaq 10000

Die Aussichten für die US - Konjunktur und die übrige Weltkonjunktur sind sehr trübe. Angesichts der Massenentlassungen und Sättigung der Märkte mit neuer Technologie aber auch mit anderen Handelsgütern stehen wir vor einer längeren Schwächeperiode der Märkte. Mit Ausnahme Chinas dürften die meisten nationalen Wirtschaften von der US-Konjunkturschwäche massiv beeinträchtigt werden. Die Globalisierung hat dazu geführt, dass es weltweit im Moment nur eine Konjunkturlokomotive gibt: Die USA. Zieht diese Lok nicht ausreichend, merken es alle! Die US - Wirtschaftsflaute dürfte mehrere Jahre anhalten. Erst wenn auch die Immobilienpreise in den US-Staaten korrigiert haben bzw. beginnen zu korrigieren, dürften die Börsianer wieder aufatmen können. Bis dahin ist es noch ein langer Weg. Im Herbst wird erst einmal das Konsumentenvertrauen in den USA stark zurückgehen, dies erwarten inzwischen fast alle Experten, die sich mit dem Konsumentenverhalten in den USA beschäftigen.

Ich sehe deshalb ausgehend von der Wall Street weitere Tiefs an den Börsen, die bis ins Jahr 2003 anhalten könnten. Hält beim Dauer die Unterstützung etwas über 9000 Punkte im Herbst nicht, so ist wirklich ein Crash sehr naheliegend. Erst in eineinhalb oder zwei Jahren gibt es dann entweder eine Stabiliesierung und Seitwärtsbewegung der Kurse oder den Beginn einer neuen allerdings wohl schwächeren Hausse. Das ganze gegenwärtige Szenario ähnelt immer mehr einer der wenigen sog. Jahrhundertkorrekturen, die die Börsen in der Vergangenheit selten erleben mußten, zuletzt 1929. Nur damit wird die Börsenschwäche seit 2000 letztendlich vergleichbar sein (Leuschel nennt den derzeitigen Crash den Jahrtausendwechsel- "Salamicrash". Grund für die weitere pessimistische Annahme ist, dass es z.Zt. keine Rezepte gibt, wie der sich selbst verstärkenden Wirtschaftsschwäche in den USA zu begegnen ist. Die Zinssenkungen beginnen bereits wirkungslos zu verpuffen. Die Lage ist also sehr ernst. Und zum Ende eines Konjunkturzykluses kommt derzeit noch das Ende einer Phase des Kondratieffzykluses. Dies Zusammentreffen von Konjunkurschwäche und Ende der ersten ganz großen Computertechnologiephase macht das ganze so ernst. Der nächste Entwicklungsschub einer Technik hat noch nicht genügend Fahrt aufgenommen, um wirtschaftlich positive Wachstumsimpulse nennenswert auszulösen. Das benötigt eben noch zwei drei Jahre oder sogar mehr.Nicht zu unterschätzen in seiner negativen Wirkung ist die immer stärker werdende Überalterung der westlichen Industriegesellschaften. Mangels ausreichend junger dynamischer Jahrgänge, die in den nächsten Jahrzehnten in Europa und in Nordamerika die Märkte insgesamt aber auch als Existenzgründer in Schwung halten könnten, hat die große westliche Abtreibungswelle seit 1970 zu einer zunehmenden Verkrustung und Unbeweglichkeit der Industriegesellschaften geführt. Besitzstandsdenken geht vor Erneuerung (Alte kommen vor Kindern). Dies ganze Szenario spricht für eine weltweit ernste länger dauernde Konjunkturschwäche, die nicht bereits Ende dieses Jahres oder im Jahr 2002 überwunden sein wird. Hinzu kommt, dass die Politik leider generell in Westeuropa nicht agiert sondern immer nur auf Probleme und entstandene Risiken im nachhinein, also zu spät, reagiert. Dies gilt für Politiker aus allen Parteirichtungen, Mut zum rechtzeitigen Handeln hat niemand.

Fazit: Ich sehe keine Gründe, warum die Talfahrt an den Börsen schon beendet sein sollte. Wer nennt mir welche? Wir werden uns darauf einrichten müssen, das an der Börse die Tiefs noch nicht erreicht sind. Zwischenzeitliche Rallies schliesst das natürlich nicht aus. Jedenfalls dürfte Kostolanys Ansatz, Aktien kaufen und liegen lassen, zum gegenwärtigen Zeitpunkt mit Sicherheit zu jahrzehntelangen Vermögensverlusten führen. Erst wenn eine richtige Bodenbildung von Dow und Dax etc. erkennbar ist, kann man nach Kostolanies Lehrsatz investieren. Bis dahin ist äußerste Vorsicht angezeigt. Wenn allein in den USA 2000 Milliarden Dollar von den Börsen abgezogen wurden und nun auf Geldmarktfonds in Sicherheit gebracht worden sind, so zeigt das, wie schlecht die Börsenaussichten von den Anlegern eingeschätzt werden! Andernfalls hätte man längst investiert in Aktien! Also bei diesem Liquiditätsabzug könnte das an der Wall - Street noch ganz schlimm kommen, wenn auch die letzten Haussiers ihr Geld aus den Aktien abziehen wollen! Die Banken in Deutschland berichten z.Zt., dass niemand Aktien kaufen will und der Handel deshalb nur tröpfelt. Noch wollen sich aber auch Investierte noch nicht von ihren (Fehl-)investitionen bei Aktien mit Verlust trennen, deshalb halten die Kurse noch so einigermassen bei weiterer Abwärtstendenz. Und die Banken wollen ihre Fehlberatung und Fehleinschätzung der Märkte gegenüber den Anlegern nicht zugeben! Nur in ausgesprochene Spezialsituationen lohnt es sich daher zu investieren, allerdings bei extrem erhöhtem Risiko!
 
aus der Diskussion: Albert Edwards nicht allein: auch Grant, Hickey, Fischer u.a. sehen Crash kommen
Autor (Datum des Eintrages): MMUNNA  (04.08.01 17:00:34)
Beitrag: 9 von 15 (ID:4129981)
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