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Melde mich zurück aus dem Urlaub. Die Aufregung hier kann ich nicht nachvollziehen.

1) Als Morales kurz nach Amtsantritt alle Minen verstaatlichen wollte, brach fast ein Bürgerkrieg aus, da die Kooperativas in denen viele Minenarbeiter organisiert sind dies nicht wollten.

2) Morales verstaatlichte also die Vinto-Schmelze (die von seinem Vorgänger an Glencore veruntreut wurde), damit der Staat auf diesem Wege an der Wertschöpfungskette teilhabt. Außerdem "nationalisierte" er viele Minen, damit diese mit Comibol zusammenarbeiten und ihre Erzkonzentrate in der staatlichen Schmelze fertig produzieren. Damit sind die Nebenkosten für Silber- und Goldproduktion relativ hoch in Bolivien, was aber durch günstige Arbeitskräfte weitgehend wettgemacht wird. Die Minenkonzessionen sind vergleichbar mit einem Public Private Partnership, private Unternehmen entwickeln und betrieben Minen und werden dafür so am Gewinn beteiligt. DIe Mine bleibt im nationalen Besitz. (Übrigens: Das ist bspw. auch in Australien so.)

3) Bolivien braucht noch auf viele Jahre hinaus ausländische Investoren und Unternehmen, die den Minensektor entwickeln. VIele Minenarbeiter wollen nicht für ein staatliches Unternehmen arbeiten, da die Bezahlung von Privaten häufig besser ist. (vgl 1)

4) Eine plötzliche Kehrtwende zu vollständiger Verstaatlichung würde Bolivien als Vertragspartner bei allen Projekten unglaubwürdig machen, an denen ausländische Investoren beteiligt sind. Warum sollte bspw jemand noch Brücken im Staatsauftrag bauen, wenn so ein durchgeknallter Sozialist nach Fertigstellung daher kommt und sagt. Die Brücke können wir selbst befahren, steht auf unserem Boden also zahlen wir nix und enteignen dich. Hallo?

5) Die Äußerungen der Minenarbeitergewerkschaft muss man im Kontext des Arbeitskampfes gegen Sumitomo sehen. Hier will die Gewerkschaft Schwarzen Schafen das Fürchten lehren.

6) Und jetzt kommt der Knüller und meine Ohrfeige für den Pfeiffendeckel, der fälschlicherweise "nationalisation" mit Verstaatlichung übersetzt hat:

At the same time, Bolivian mineworkers union federation FSTMB, which groups together all the country's mining unions, has proposed the nationalization of all mines, according to the official.
http://www.bnamericas.com/news/privatization/proposal-to-res…

Nicht mal der Minengewerkschaftsboss spricht von Verstaatlichung, sondern wählt dieselbe Floskel wie damals Morales: nationalisation. Also das Modell, das nach Protesten der Kooperativas und Minenarbeiter gewählt wurde, weil diese eine komplette Verstaatlichung ablehnten.

Apogee zählt zu den nationalisierten Minen. Die Minenarbeitergewerkschaft will, dass auch die rein privat entwickelten Minen nationalisiert werden, also einen Status wie APEs Asset bekommen.

Bolivia's President Evo Morales plans to expropriate zinc, silver and tin mines sold off by previous governments, an official said.
...

"The government is recoveringall the privatized companies," Fernandez said today in a telephoneinterview from La Paz. "When the decision is taken, Comibol will beready to manage these mines."

http://www.vancouversun.com/business/Bolivia+plans+expropria…

Auch die Vancouver Sun schreibt, dass Morales plant alle Zinn/Blei/Silber-Minen, die von früheren Regierungen verkauft wurden, Comibol übereignet werden. Apogees Liegenschaft ist bereits nationalisiert und Apogee entwickelt die Mine mit einer Konzession von COMIBOL. Ergo ist Apogee Silver nicht betroffen.

7) Kurzum: Hier wurde viel panikartig verkauft, und zwar von kurzfristig Investierten und schlecht informierten Anlegern. Es sind einige Unternehmen wie Glencore betroffen, abgestraft wurden aber an der Börse alle Minenunternehmen, die zurzeit in Bolivien aktiv sind.

Nichtsdestotrotz wird es wohl noch einige Tage dauern, bis sich die allgemeine Verwirrung gelegt hat. IMHO
 
aus der Diskussion: Apogee Silver ehemals Apogee Minerals --The Biggest Little Silver Company in the World
Autor (Datum des Eintrages): Nebiim  (17.04.11 22:36:14)
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