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@hangglider

"Meiner Ansicht nach gehört dazu vor allem wie man mit eigener Hände Arbeit seinen Unterhalt verdient!"

Diese Antwort habe ich erwartet, und wie erwartet greift sie meiner Ansicht nach zu kurz.
Ich will Dir das begründen, aber ausdrücklich vorher betonen, daß ich Dir zustimme im Hinblick auf die Notwendigkeit, daß ein Lehrer sich mit der Arbeitswelt der Wirtschaft vertraut gemacht haben sollte, auch praktisch. Was mich selbst betrifft:
Ich habe während der Semesterferien meines Studiums insgesamt ein halbes Jahr bei der Post als Fahrer und einige Wochen als Packer in einer Umzugsfirma gearbeitet.
Weiterhin: In unserem Gymnasium machen die Schüler der 9er-Klassen ein 4wöchiges Praktikum bei ortsansässigen Firmen, Läden, Sparkassen, Ärzten usw., um mal in die Arbeitswelt "hineinzuriechen"; dabei sind in jedem Jahr andere Lehrer beauftragt, sie zu betreuen, d.h. mit den Ansprechpartnern in den Betrieben und den Schülern selbst zu reden, sie zu beraten und anschließend das Praktikum auszuwerten. Ein Lehrer hat im Schnitt ca. 15 Schüler zu betreuen und besucht jeden Schüler 3 – 4 x an der betreffenden Arbeitsstätte. Ich habe im Laufe der Jahre ganz schön viele Arbeitsfelder kennengelernt...

Soweit die Darstellung dessen, was ich "vorweisen" kann, und ich denke, daß viele Kollegen von mir ähnliche Erfahrungen haben. Denjenigen, auf die das nicht zutrifft, fehlt allerdings etwas sehr Wichtiges – nochmal: da stimme ich Dir zu.

Jetzt zu dem, worin ich völlig anderer Meinung bin:
"Das Leben" ist nicht identisch mit der Arbeitswelt eines Menschen – es umfaßt sehr viel mehr!
Fast überflüssig, dies auszusprechen, oder?
Wenn ich jetzt eine "Aufstellung" dessen, was das Leben umfaßt, versuchen würde, könnte ich philosophische, kulturgeschichtliche, politische, künstlerische, psychologische und was weiß ich noch für welche Essays schreiben und würde niemals fertig werden.
Warum sitzt ein alter Mann vor dem Meer und glaubt, indem er es ansieht, die Summe der Erfahrungen seines Lebens im Spiel der Wellen zu erkennen? Warum entdeckt eine 35jährige Frau nach wilden Jahren in der Rockszene plötzlich die Musik von Bach, Mozart & Co.? Warum kann ein 16jähriger Junge Enrique Iglesias nicht ausstehen, schwärmt aber für Marylin Manson? Warum findet ein 50jähriger Mann, dessen Frau an Krebs gestorben ist, am Grab plötzlich Trost in einer Geschichte von Hermann Hesse?
Was ich damit sagen will: Die Schule bzw. der Lehrer hat die wichtige, spannende und ungeheuer schwierige Aufgabe, die Kinder für die Wunder, die Abenteuer, die Probleme und die Erfordernisse des Lebens und insbesondere des menschlichen Zusammenlebens zu interessieren und "fit" zu machen, und da ist die Arbeitswelt nur ein Bereich, allerdings ein wichtiger.
Ich drehe einen bekannten Satz mal um: "Ohne Wirtschaft ist alles nichts (d.h. die materiellen Bedürfnisse menschlichen Lebens müssen durch eine effiziente Wirtschaft befriedigt werden), aber Wirtschaft ist nicht alles."

Übrigens: Aus Deiner Antwort auf meine Frage, wer denn die Schüler besser unterrichten könne, werde ich nicht schlau: "Die Trainer in den Vereinen, die Jugendbetreuer in den
Jugendorganisationen, .... !!!
Das sind größtenteils keine Lehrer, aber Menschen mit Bodenhaftung."
W a s sollen die denn unterrichten, und wieso hat z.B. ein Fußballtrainer einer Jugendmannschaft mehr "Bodenhaftung"? Ja, und was verstehst Du unter "Bodenhaftung"?


Beste Grüße


Sehe gerade, daß längst weitere Postings eingegangen sind - schicke dies trotzdem ab.
 
aus der Diskussion: Milliardenersparnis:Leherer sollen nach Leistung bezahlt werden!
Autor (Datum des Eintrages): DerMusiker  (07.08.01 18:01:21)
Beitrag: 28 von 35 (ID:4149062)
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