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Und hier noch der zugehörige Nachrichtenartikel:


Allianz für Kabelfernsehen und
Internet

Einstieg bei Münchner Beta Research erwogen /
Weiterentwicklung der d-box / Beim
Bundeskartellamt „vorgefühlt“

o.k. München (Eigener Bericht) – Die Deutsche
Telekom und die Kirch-Gruppe planen eine Allianz für
das Kabelfernsehen und das Internet. Die beiden
größten Kabelnetz- und Fernsehbetreiber in
Deutschland wollen gemeinsam die Voraussetzungen
für einen Internetzugang über das TV-Kabel schaffen.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung erwägt
die Telekom, mit mehr als 500 Millionen DM beim
Kirch-Tochterunternehmen Beta Research einzusteigen,
einer Forschungs- und Softwaregesellschaft für das
Fernsehen und das Internet. Beta Research hat die
d-box entwickelt, die von der Telekom bei ihren
Kabelnetzen als Empfangsgerät für das digitale
Fernsehen eingesetzt wird. Die nächsten Generationen
der d-box sollen darüber hinaus auch den Zugang zum
Internet via Kabel ermöglichen. Die Telekom soll eine
Mehrheitsbeteiligung von 51 Prozent an der Beta
Research erhalten, die ebenso wie die Kirch-Gruppe in
München ansässig ist. Die restlichen 49 Prozent
verbleiben bei dem Medienunternehmer Leo Kirch, der
die Beta Research aufgebaut und die d-box als
Standard-Decoder für das Digital-TV in Deutschland
durchgesetzt hat.

Die Kirch-Gruppe bestätigte „Gespräche“ mit der
Telekom, nannte aber keine Details. Telekom-Sprecher
Ulrich Lissek sagte auf Anfrage, es gebe
„Sondierungsgespräche über eine wie auch immer
geartete Zusammenarbeit bei der Beta Research. Es
braucht aber noch die entsprechenden Beschlüsse in
unseren Gremien, wenn es dazu kommen sollte.“
Darüber hinaus müsse für diesem Fall auch noch mit
dem Bundeskartellamt und der Brüsseler
EU-Kommission gesprochen werden. Nach
SZ-Informationen sollte der Einstieg bei Beta Research
am Dienstag im Vorstand der Telekom erörtert werden.
Beim Bundeskartellamt haben die Konzerne schon
vorgefühlt, ob das Vorhaben genehmigungsfähig sei.

Die d-box wird bislang nur für den Empfang von digital
ausgestrahlten Fernsehprogrammen sowie die
Freischaltung und Abrechnung von Bezahl-Kanälen
(Pay TV) genutzt. Kirch ist mit seinem Pay-TV-Sender
Premiere World der größte Anbieter beim digitalen
Fernsehen in Deutschland. Premiere World hat über
zwei Millionen Abonnenten, davon ist mehr als die
Hälfte inzwischen mit der d-box ausgestattet. Die
Telekom und Kirch wollen nun gemeinsam den Ausbau
des digitalen Fernsehens vorantreiben, das hunderte
von Fernsehkanälen über Kabel und Satellit ermöglicht.
An die Kabelnetze, bei denen die Telekom
marktbeherrschend ist, sind mittlerweile rund 18
Millionen Haushalte angeschlossen.

Die Kirch-Gruppe und die Telekom, die bereits seit
Jahren eng zusammenarbeiten, dürften es bei ihrer
Allianz vor allem auf das Internet abgesehen haben. Die
Kirch-Gruppe hat bereits wiederholt angekündigt, die
d-box in Verbindung mit dem digitalen Fernsehen um
zahlreiche Internet-Anwendungen wie den
elektronischen Handel (E-Commerce), E-Mail und
Home-Banking zu erweitern. Auch die Telekom setzt
auf eine solche Weiterentwicklung der d-box, um über
das Kabel neben den dort bislang ausgestrahlten Radio-
und Fernsehprogrammen auch einen Internetzugang
und Multimediadienste anbieten zu können. Der
„sukzessive Übergang von der d-box eins zur d-box
zwei“ ist fester Bestandteil der Planungen bei der
Telekom.

Die Tätigkeit der Beta Research käme dann sowohl der
Telekom wie auch der Kirch-Gruppe zugute. Die
Telekom könnte ihren Mediendienst T-Online, der im
April an die Börse gebracht wird, auch über das Kabel
anbieten, das eine wesentlich höhere
Übertragungsgeschwindigkeit ermöglicht als die
Telefonleitung. Bislang ist der Zugang zum Internet und
damit zu solchen Onlinediensten in Deutschland
weitgehend nur über das Telefon möglich. Für
T-Online und für den Bertelsmann-Mediendienst AOL
hat die Telekom bereits einen digitalen Kabelkanal
reserviert. Voraussetzung für den Zugang zum Internet
und zu Online-Diensten über das TV-Kabel ist jedoch
dessen Ausbau. Hier hält sich die Telekom bisher sehr
zurück. Sie verweist auf ihre Bemühungen, neue
Partner und Investoren für das Kabel zu finden. Diese
Gespräche, die schon länger andauern, haben noch zu
keinen Ergebnissen geführt.

Die Kirch-Gruppe plant ihrerseits, groß in das Internet
einzusteigen. Laut internen Papieren ist vorgesehen, ein
eigenes Internet-Portal zu errichten und die eigenen
Produkte (Filme, Serien, Sportübertragungsrechte und
mehr) künftig auch über das weltweite Datennetz
anzubieten. In den Unterlagen ist von einem
„cross-marketing“ zwischen Fernsehen und Internet
die Rede. Man wolle Filme und andere
Entertainment-Inhalte der Kirch-Gruppe per „digitalem
download“ auch über das Internet verfügbar machen.
Für diese Zwecke hat die Kirch-Gruppe mit der
KirchNewMedia eine eigene Tochtergesellschaft
gegründet, bei der es ebenso wie anderen Firmen des
Medienkonzerns, darunter auch dem Abosender
Premiere World, Pläne für einen Börsengang gibt (vgl.
Thema des Tages).

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Ende vorletzter Absatz: "Voraussetzung für den Zugang zum Internet
und zu Online-Diensten über das TV-Kabel ist jedoch
dessen Ausbau. Hier hält sich die Telekom bisher sehr
zurück. Sie verweist auf ihre Bemühungen, neue
Partner und Investoren für das Kabel zu finden. Diese
Gespräche, die schon länger andauern, haben noch zu
keinen Ergebnissen geführt."

Das ist gelinde gesagt eine Frechheit. Bin mal gespannt, wie das weitergeht.

Ciao, walrus
 
aus der Diskussion: Primacom Thread (59)
Autor (Datum des Eintrages): walrus  (02.02.00 09:00:35)
Beitrag: 12 von 65 (ID:416857)
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