Fenster schließen  |  Fenster drucken

Hamburg (aktiencheck.de AG) - Oliver Drebing, Analyst von SRH AlsterResearch, stuft die Aktie von SOLON (ISIN DE0007471195 / WKN 747119) unverändert mit dem Rating "kaufen" ein.

Die Spielräume für SOLON würden sich verengen. Seit Beginn dieses Jahres habe sich das Unternehmen wieder in einer Abwärtsspirale verfangen, aus der es sich in der 2. Hälfte des Vorjahres kurzzeitig habe befreien können. Die sehr schwierigen Marktverhältnisse hätten den Zellenhersteller Blue Chip, gegenüber dem SOLON noch Forderungen über 17,2 Mio. EUR in den Büchern gehabt habe und der zudem mit einem Ansatz von 500 Tsd. EUR (18,3% von 2,7 Mio. EUR EK-Bewertung) unter den Beteiligungen verbucht gewesen sei, nunmehr veranlasst, Insolvenzantrag zu stellen. Die Gläubigerposition gegenüber Blue Chip sei auch aus der bisherigen Sicht der Analysten das schwächste Glied auf SOLONs Aktivseite gewesen.

Während das Kerngeschäft von SOLON, der Bau von Kraftwerkssystemen unter Ausnutzung einer eigenen Modulfertigung, vom asiatischen Wettbewerb nicht existenziell gefährdet sei, hänge das wirtschaftliche Schicksal einzelner Zellenhersteller davon ab, dass zumindest temporär eine Käufermarktsituation bestehe und dass also eine das Angebot stark übertreffende Endnachfrage bei stabilen Produktpreisen die Vollauslastung entlang der Produktionskette gewährleiste. Im 1. Halbjahr 2011 sei mit der Komplettverstopfung der Absatzpipeline das Gegenteil der Fall gewesen.

Unmittelbar vor Vermeldung des Blue Chip-Insolvenzantrages habe das SOLON-Management eine Umsatz- und Gewinnwarnung kommuniziert. Die Umsatzwarnung stehe im Zusammenhang mit dem Modulpreisverfall sowie der sich erst allmählich erholenden Nachfrage in Italien und Deutschland. Für vorstellbar würden die Analysten halten, dass die mit der Restrukturierung zusätzlich mandatierten Sanierungsspezialisten von Alvarez & Marsal sowie der Aufsichtsrat auf eine Abschreibung der ausstehenden Forderungen auch gegenüber Global Solar drängen würden (55 Mio. EUR; Wertberichtigung jedoch noch nicht Bestandteil der aktualisierten Schätzungen der Analysten). Global Solar werde die noch 2011 gegenüber SOLON fälligen Verbindlichkeiten von 26 Mio. EUR nicht zahlen können. Der unternehmerische Restrukturierungskurs von CEO Säuberlich und seinem Vorstandsteam werde aus Sicht der Analysten im Wesentlichen beibehalten.

Mit Alvarez & Marsal komme zusätzliche Kraft in die Gespräche mit den Gläubigern. Die Endfälligkeit der Finanzverbindlichkeiten rücke näher (Konsortialkredit über 275 Mio. EUR bis Ende 2011, zudem Wandelschuldverschreibung und Schuldscheindarlehen 2012). Dass zumindest das Land Berlin hinsichtlich einer Verlängerung der Ende 2011 auslaufenden Bürgschaft gesprächsbereit sei, würden die Analysten so sehen; die Frage allerdings sei, ob SOLON die mit Staatsbürgschaften auferlegten Einschränkungen der Handlungsfreiheit hinnehmen wolle (Stichwort: Rückkauf Wandelschuldverschreibungen).

Als einen zentralen Baustein der finanziellen Restrukturierung hätten die Analysten stets die Veräußerung der Beteiligung an Global Solar betrachtet. Allein das aktuelle Marktumfeld auf Produktebene stehe der angestrebt hohen Bewertung dieses Tochterunternehmens im Wege. Damit sehe es für zwei Argumente, SOLONs Darlehensgeber zu überzeugen, deutlich schlechter aus als vor Monaten noch projiziert: Die operative Erholung als konkreter Potenzialnachweis bleibe ebenso aus wie die gesteigerte Werthaltigkeit des umfassenden Engagements in Global Solar. Zurückgeworfen würden die Analysten SOLON auch hinsichtlich des wichtigsten Jahresziels, des Abbaus der Verschuldung um 100 Mio. EUR bis Jahresende, sehen (Bausteine: Working Capital-Zyklus, Veräußerungen Subventionsvereinnahmung von 10,3 Mio. EUR in Q1). Das neue Reduktionsziel dürfte bei 60 Mio. EUR liegen.

Die SOLON verbleibenden Trumpfkarten (überlegene Systemkompetenz, Positionierungen USA und Italien) stünden weiter für die Sanierungsfähigkeit. Bei leider alles andere als abgemildertem Anlegerstress würden die Analysten auf die 2. Jahreshälfte setzen, um die Darlehensgeber von den Marktchancen SOLONs zu überzeugen. Ihre Erwartungen an das Kurspotenzial der Aktie würden sie zurücknehmen. Als Indikation würden sie ein Kursziel von 5 EUR (zuvor: 10 EUR) formulieren. Den Abgesang auf die Kapitalmarkttitel des Emittenten würden die Analysten nicht anstimmen. Wenngleich sich die Risikoabwägung kritischer darstelle als zuvor, würden sie von der Erholung der Kurse ausgehen.

Die Analysten von SRH AlsterResearch raten die Aktie von SOLON nach wie vor zu kaufen. (Analyse vom 21.07.2011) (21.07.2011/ac/a/nw)
 
aus der Diskussion: Solon AG - Chronologie eines Absturzes und die Wiederauferstehung - bekommen wir eine eine Kopie des
Autor (Datum des Eintrages): Mane184  (21.07.11 19:17:26)
Beitrag: 7,014 von 8,862 (ID:41825997)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE