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Verdacht auf Marktmanipulation: Schlinge um Aktienabzocker zieht sich zu
Exklusiv Deutschland gilt als Eldorado für Börsenbetrüger. Dabei werden wertlose Pennystocks aus dem Ausland aggressiv zum Kauf empfohlen. Ein Beschuldigter aus Kanada sitzt nun in deutscher Untersuchungshaft. von Christian Kirchner und Renate Daum Frankfurt
In zwei der größten Ermittlungsverfahren ihrer Art wegen des Verdachts der Marktmanipulation von Aktien kommt nach Informationen der FTD nun Bewegung: Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat im Verfahren in Sachen der Aktie De Beira Goldfields wegen Marktmanipulation und Betrug einen Ermittlungserfolg erzielt.
Eine Behördensprecherin bestätigte auf Anfrage, dass ein Beschuldigter im August in die Bundesrepublik ausgeliefert worden sei und nun in Untersuchungshaft sitze. Es handelt sich nach FTD-Informationen um einen Aktienpromoter aus Kanada, der in Österreich festgenommen worden war.
Markus Frick ist wegen Manipulation am Aktienmarkt vor Gericht Markus Frick ist wegen Manipulation am Aktienmarkt vor Gericht
Bestätigen sich die Vorwürfe, könnte es erstmals gelingen, einen Drahtzieher auch aus dem Ausland für Manipulationen mit Aktien in Deutschland zur Verantwortung zu ziehen. Hintergrund: Deutschland gilt seit Jahren bislang als Eldorado für Aktienabzocke: Dabei werden häufig obskure Papiere mit optisch niedrigen Kursen - sogenannte Penny-Stocks - aus dem Ausland aggressiv zum Kauf empfohlen. Steigt das Interesse, stoßen Altaktionäre Papiere ab, der Kurs stürzt ab. Die neuen Anleger sitzen auf den Verlusten. Die Schäden erreichen jedes Jahr Millionenhöhen.
Dennoch kamen die Drahtzieher bislang in der Regel glimpflich mit Geldstrafen davon. So erhielt auch der Börsenguru Markus Frick im Frühjahr 2011 nur eine Bewährungsstrafe, obwohl es sich um den bis dahin umfangreichsten Fall der Marktmanipulation handelte. Hintermänner aus dem Ausland blieben indes meist unbehelligt, somit steuern die Akteure das lukrative Geschäft oft aus dem Ausland.
Härtere Gangart
Im zweiten großen Fall ermittelt die Staatsanwaltschaft München gegen ein Netzwerk von rund 30 Personen, darunter auch ehemalige Mitglieder der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) und zahlreiche Börsenbriefschreiber. Gegen vier der Beschuldigten wurde zeitweise Untersuchungshaft verhängt, zwei sitzen noch immer in Haft. Hier rückt laut FTD-Informationen die Anklageerhebung näher, sie soll noch im September erfolgen.
Laut einer Person mit Einsicht in Ermittlungsakten haben die Strafverfolger zuletzt Fortschritte in der Beweisführung ihrer Vorwürfe gemacht. Das Netzwerk soll die Aktienkurse von über 20 Unternehmen manipuliert haben, darunter auch die des TecDAX-Werts Wirecard. Die Ermittler konzentrieren sich jedoch vor allem auf Transaktionen mit dem Biotechwert Nascacell sowie dem Rohstoffexplorer Petrohunter. Die Staatsanwaltschaft lehnte eine Stellungnahme ab.
Beide Fällen illustrieren, dass die Ermittlungsbehörden beim Vorwurf der Kursmanipulation eine härtere Gangart einschlagen als früher. Allerdings weist auch die lange Verfahrensdauer auf die Schwierigkeit hin, konkrete Nachweise zu führen: Im Münchener Fall ermittelt die Staatsanwaltschaft seit Herbst 2008 und sitzen zwei Beschuldigte seit knapp einem Jahr in U-Haft, ohne dass es bislang zu einer Anklageerhebung gekommen wäre.
Im Falle von De Beira sind zwischen ersten Presseberichten über die Ungereimtheiten und der ersten Verhaftung über fünf Jahre vergangen. Zu den Beschuldigten im Stuttgarter Fall des Goldexplorers De Beira zählen neben dem Promoter ein PR-Berater, gegen den ein Haftbefehl ausgestellt wurde, sowie ein Journalist, der die Aktie empfohlen hatte und zeitweise in Untersuchungshaft saß. Der PR-Berater und der Journalist hatten die Vorwürfe schon vor Monaten zurückgewiesen, es sei bewusst eine wertlose Hülle empfohlen worden.

quelle ftd.de
 
aus der Diskussion: Staatsanwaltschaft geht gegen organisierten Aktienbetrug vor
Autor (Datum des Eintrages): santakl  (01.09.11 09:50:52)
Beitrag: 80 von 116 (ID:42029991)
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