Fenster schließen  |  Fenster drucken

Die Eurozone zerbricht – so wie die Sowjetunion

sagt Stephen King, der Chefökonom der HSCB (Hongkong and Shanghai Banking Corporation)
Vor zwanzig Jahren wurde die Sowjet­union aufgelöst. Korrekt gesagt: Sie fiel auseinander. Ähnlich wie auf dem Balkan der Vielvölkerstaat Jugoslawien zerfiel, war auch dem Vielvölkerstaat der Sowjetunion das Ende beschieden, als Perestrojka zuvor das Signal zur Auflösung gegeben hatte. Die folgende GUS (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten) war nur ein Gebilde ohne grosses Eigenleben. Die Russen mussten sich mit dem geschrumpften Russland und einer Serie sich sehr eigenständig gebärdender Nachbarn arrangieren. Der Rest ist Geschichte …
Jetzt stellen sich bereits erste, besonnene Leute die Frage, ob der EU das gleiche Schicksal bevorstehe. «Die Eurozone zerbricht – so wie die Sowjet­union» ist das Fazit einer ausführlichen Studie von Stephen King, dem sehr angesehenen, wenn auch oftmals radikalen Chefökonomen der internationalen Grossbank HSCB (Hongkong and Shanghai Banking Corporation). Für ihn ist es klar: Der «Club Med» – gemeint sind Griechenland, Spanien, Portugal und Italien – sollte oder müsste den Euro aufgeben. So wie damals die sowjetische Gemeinschaftswährung Rubel 1993 nur noch den politisch und wirtschaftlich immer weiter auseinanderstrebenden Staatenbund GUS zusammenhielt, so ist es derzeit mit den «Club Med»-Ländern Griechenland, Spanien, Portugal und Italien …
Auch der «Club Med» nutzte die dank des Euro niedrigen Zinsen als gigantische Milliardensubvention. Aber leider nicht, um in die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu investieren, sondern um Konsum, Sozialleistungen und Baudenkmäler zu finanzieren, die man sich aus eigener Kraft niemals hätte leisten können! Die Frage ist nur: Wer zieht den Stecker? Wer traut sich, die Dauer-Schulden-Sünder aus dem Euro-Raum zu drängen? So wie einst Russ­land seine Satelliten-Staaten aus dem Rubel warf. Aber in Europa sind es die politischen Bande zwischen den – noch – wirtschaftlich starken Finanziers Deutschland/Frankreich und dem Rest der Währungsunion …
Aber jetzt zeigt die Front erste Risse: Frankreich beginnt zu schwächeln. Die internationalen Finanzmärkte zweifeln bereits an der Kreditwürdigkeit des Landes. Die ersten Fragen nach der französischen Euro-Mitgliedschaft werden gestellt. Die massiven Kurseinbrüche bei den französischen Banken sind mehr als nur ein erstes Zeichen: Der Wurm steckt drin! Optimist Nicolas Sarkozy wird es sich nicht mehr lange leisten können, die europäischen Dauerproblemkinder durchzufüttern …!
Es sind die Schwachen, die raus müssen, denn sonst gehen über kurz oder lang die Starken. Zwangsmässig wird auch in Frankreich die Bereitschaft zu einer Radikal-Lösung für den Euro wachsen. Bereits weisen erste Ökonomen darauf hin: Wenn die Schwachen nicht weichen wollen, müssen eben die Starken gehen. Das heisst nichts anderes als: Deutschland, Frankreich, Österreich, Finnland und die Benelux-Staaten schliessen sich zu einer neuen Währungspartnerschaft zusammen. Es ist aber noch zu früh, von einem echten «Nord-Euro» zu sprechen. Es könnte vorerst auch nur ein lockerer Währungsverbund sein …


Quelle: Vertraulicher Schweizer Brief, Nr. 1296 vom 24.8.201…
 
aus der Diskussion: Der Weg in den Staatsbankrott
Autor (Datum des Eintrages): Marchella  (10.09.11 08:26:56)
Beitrag: 89 von 90 (ID:42069132)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE