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¸¸Wie ein Wechsel von der Kreisklasse in die Bundesliga``
Börsenindizes werden neu geordnet - Bei einer Übernahme durch Vodafone macht Mannesmann Platz im Dax frei
In der kommenden Woche überprüft die Deutsche Börse die Zusammensetzung der wichtigsten Indizes. Vor allem beim Neuen Markt stehen größere Veränderungen an, aber auch der Übernahmekampf um Mannesmann spielt eine Rolle.

Von Holger Paul, Frankfurt

Das große Zittern bleibt dieses Mal zumindest den Schwergewichten aus dem wichtigsten Börsenbarometer Dax-30 erspart. Wenn der zuständige Arbeitskreis am kommenden Dienstagabend seine Empfehlungen für die Neuordnung der Börsenindizes beschließt, muss nach Ansicht von Experten kein Titel einen ¸¸Zwangsabstieg`` in die zweite Liga des M-Dax befürchten.

Dennoch stehen beim Dax Veränderungen an. Die Fusion der Energieriesen Veba und Viag würde zur Folge haben, dass der Münchener Konzern vom Kurszettel verschwindet. Ob nächste Woche schon ein Nachfolger offiziell präsentiert wird, ist offen, als Favoriten gehandelt werden aber bereits zwei Namen: der Heidelberger Finanzdienstleister MLP sowie die einstige Siemens-Tochter Epcos. Dabei scheinen sich die Chancen der beiden Dax-Kandidaten die Waage zu halten. Gegen Epcos spricht, dass in diesem Jahr mit Infineon eine weitere, noch größere Siemens-Tochter ihren Börsengang plant. Zusammen mit Siemens selbst wären dann drei Titel, die in einem Konzern verwurzelt sind, im Dax vertreten - zu viel, wie mancher Experte meint. ¸¸Andererseits spricht gegen MLP, dass bereits vier Banken und zwei Versicherer im Dax vertreten sind, deshalb halte ich Epcos für den ersten Aufstiegskandidaten``, sagt Trudbert Merkel, Leiter der größten deutschen Aktienfonds bei der Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka.

Vielleicht finden sich aber auch beide Unternehmen demnächst im Dax wieder, wenn Mannesmann den Kampf gegen Vodafone verlieren sollte. Denn dann würde ein zweiter Platz in dem Börsenbarometer frei. Das Ergebnis der Übernahmeschlacht dürfte am Abend des 8. Februar aber wohl noch nicht bekannt sein. Deshalb werden die Börsen- und Bankenvertreter des Arbeitskreises sich wohl nur informell über einen Mannesmann-Ersatz unterhalten.

Die Entscheidung über den Zugang in die Börsenindizes fällt nach vorgegebenen Regeln, die allerdings einen Spielraum lassen. Die Marktkapitalisierung (Zahl der umlaufenden Aktien multipliziert mit dem Kurs) sowie der Börsenumsatz eines Unternehmens spielen die entscheidende Rolle. Hinzu kommt etwa, welche Konstanz ein Unternehmen in seiner Börsenentwicklung aufweisen kann. Egal, ob Auf- oder Absteiger, für beide ist die Entscheidung von enormer Bedeutung. ¸¸Das ist wie ein Wechsel von Kreisklasse in die Bundesliga``, sagt Stefan Emersch, Leiter der Abteilung Investor Relations bei der Münchener Hypo-Vereinsbank.

Denn Titel, die in einem Index landen, werden von Fondsmanagern stark nachgefragt. Damit winken vor allem am Tag der Verkündung einer Neuordnung Kursgewinne oder - im Abstiegsfall - heftige Kursverluste. Zum Teil müssen die Investmentspezialisten so handeln, wenn der jeweilige Fonds einen Index nachbildet. Aber auch bei aktiv verwalteten Fonds spielt der Dax oft eine wichtige Orientierungsrolle. So wird etwa der geplante Börsengang der Deutschen Post AG im Herbst 2000 allein auf Grund seiner Größenordnung für eine deutliche Verschiebung der Dax-Gewichte sorgen. Aber auch auf die Unternehmen kommen beim Eintritt in die Dax-Welt Veränderungen zu, wie Emersch sagt. Die Firmen müssen sich gegenüber Investoren viel weiter öffnen, weil mehr Informationen zur Geschäftspolitik verlangt werden, auch von ausländischen Fonds.

Im begrenzteren Umfang trifft dies auch für den M-Dax, das Börsenbarometer der mittleren Werte, zu. Hier gelten vor allem Brau+Brunnen sowie Varta als ¸¸Wackelkandidaten``. Ganz oben auf der Liste potenzieller Nachfolger werden Epcos (bei Nichtaufnahme in den Dax) sowie VCL Medien und die Baader Wertpapierhandelsbank genannt.

Eine Umschichtung größeren Ausmaßes dürfte beim Neuen-Markt-Index Nemax-50 anstehen. ¸¸Die starke Veränderung ist angesichts der vielen Börsengänge in diesem Segment normal``, sagt Volker Bien von der Frankfurter BHF-Bank. Mindestens sechs neue Firmen erwarten die Marktbeobachter im umgeformten Nemax-50. Als Aufsteiger werden Pixelpark, die Direkt Anlage Bank sowie Pandatel gehandelt, als Absteiger gelten Artnet, Endemann und NSE Software.
 
aus der Diskussion: Analyse: BAADER - Geschäftsjahr 1999 und ein Ausblick
Autor (Datum des Eintrages): Goldfinger  (03.02.00 06:49:15)
Beitrag: 5 von 242 (ID:421375)
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