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Ob da auch "germas-Sekte",die Finger im Spiel hat ???!!











KONKURSE

Betrüger auf Beutezug
Gunda Wöbken-Ekert

BERLIN, 17. August. Das Angebot kam Lutz Pohl (Name geändert) wie gerufen: "Unternehmen kauft insolvente GmbH, auch von Konkurs bedrohte und bei hoher Verschuldung. Entlastung aus allen Verbindlichkeiten und Verpflichtungen. Sofortiger seriöser Ankauf." Die Anzeige eines "Wirtschaftshilfebüros" versprach Pohl die Lösung seiner Probleme. Seine Firma steckte in größten Schwierigkeiten, ihm selbst ging es gesundheitlich schlecht. Er griff zu. Auch der Hinweis des Vertreters des "Wirtschaftshilfebüros", er möge für die Dienste doch eine "Erkenntlichkeit" in Höhe von 100 000 Mark leisten, schreckte ihn nicht ab. Gutgläubig ließ er eine Grundschuld über den Betrag auf sein Privathaus eintragen. Das Geld sah er nie wieder.
Bundesweites Phänomen

So wie Pohl werden immer wieder Unternehmer kurz vor dem Konkurs noch einmal ausgenommen. "In der letzten Zeit hat dieses Phänomen bundesweit extrem zugenommen", sagt der Berliner Rechtsanwalt Peter Fissenewert, der gleichzeitig als Insolvenzberater arbeitet. "Man kann davon ausgehen, dass zehn bis 20 Prozent der Pleite gegangenen Firmen vorher versucht haben, sich auf diese Weise zu sanieren." Dabei verfahren kriminelle Firmenaufkäufer immer auf die gleiche Weise: Sie suggerieren dem Geschäftsführer eines maroden Unternehmens, dass er mit einem Verkauf sämtliche Verantwortung los ist. Er müsse sich von nun an um nichts mehr kümmern: Weder um ausstehende Sozialbeiträge für die Arbeitnehmer, noch um Forderungen der Gläubiger.

Die Gründe von Betrügern, warum sie ausgerechnet eine insolvente Firma "kaufen" wollen, klingen verlockend: Gern wird erklärt, man brauche dringend ein Verlust bringendes Geschäft, um Steuern zu sparen. Oft reicht wie im Fall von Lutz Pohl einfach der Hinweis auf frisches Geld, das man investieren wolle, oder auf eine neue Geschäftsidee. "Wenn Sie mit dem Rücken zur Wand stehen, glauben Sie alles", sagt der leitende Oberstaatsanwalt im Dezernat für Wirtschaftskriminalität, Eberhard Schrödter. "Diese Menschen haben wegen ihrer Firma nächtelang nicht geschlafen, sie fürchten natürlich auch den gesellschaftlichen Abstieg."

Doch der droht nach der vermeintlichen Rettung erst recht. Die Rechtslage ist klar: Wenn ein Unternehmen zahlungsunfähig wird, muss es Insolvenz anmelden. "Wenn jemand das nicht getan hat, kommt er aus der Straffälligkeit auch nicht wieder heraus, wenn er die Firma weggibt", sagt Schrödter, "ebenso ist es mit der Vorenthaltung von Sozialabgaben oder der unordentlichen Buchführung." Daneben seien in diesen Fällen oft Schulden vorhanden, für die sich der Geschäftsinhaber persönlich verbürgt habe. "Auch in dieser Haftung bleibt er drin", erklärt Schrödter.

Ist die Firma erst einmal übergeben, wird sie ausgeschlachtet oder einfach sich selbst überlassen. Die neu eingesetzten Geschäftsführer, die manchmal nur Hilfsarbeiter-Qualifikation haben und auch Alkoholiker sein können, sind meist schon nach kurzer Zeit für die Gläubiger und Behörden nicht mehr aufzufinden. In der Zwischenzeit haben sie in den meisten Fällen die Geschäftsunterlagen in irgendwelche Scheunen verschleppt oder gleich vernichtet.

Doch meistens kommt den professionellen Konkursbetrügern die kaufmännische Unkenntnis vieler Kleinunternehmer entgegen. Besonders ehemalige DDR-Bürger, die sich nach der Wende selbstständig gemacht hätten, lieferten zwar als Handwerker exzellente Arbeit ab, seien oft aber keine Kaufleute, sagt Oberstaatsanwalt Schrödter.

Darauf hatte auch ein 47-jähriger Kaufmann aus Berlin gesetzt, der im letzten Jahr wegen Anstiftung zum Bankrott und wegen Beihilfe zur vorsätzlichen Konkursverschleppung vom Amtsgericht Tiergarten zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung verurteilt wurde. Seine "Geschäfte" in der ehemaligen DDR - unter anderem im Fall Pohl - seien bereits nach kurzer Zeit so gut gegangen, dass er Aushilfskräfte einstellen musste, heißt es im Urteil.

Um den Betrieb von Lutz Pohl kümmert sich jetzt ein vorläufiger Konkursverwalter. Nach einer Zwangsvollstreckungsandrohung ist das Haus, in dem die Ehefrau von Pohl ihr ganzes Leben verbrachte, unter Wert verkauft worden. Der mittlerweile 65-jährige Pohl selbst ist immer noch krank, seine Frau leidet unter starken Depressionen.

Doch nicht in allen Fällen macht den früheren Geschäftsführern der Verlust ihrer Firma zu schaffen: "Man muss davon ausgehen, dass einige genau wissen, was da eigentlich läuft und das Spiel mitmachen, weil sie die Lasten los sein wollen", sagt Anwalt Fissenewert.

Angebote aus dem Internet

Bereits 1997 hatte das Landeskriminalamt Berlin (LKA) eine Sonderermittlungsgruppe eingerichtet, um den dubiosen Firmenaufkäufern auf die Schliche zu kommen. "Doch das gestaltet sich immer schwieriger", sagt Jörg Dessin, Leiter der Abteilung Wirtschaftskriminalität im LKA. Während aus der Gruppe um den verurteilten Kaufmann herum ein Einzelner noch hunderte von Firmen in relativ kurzer Zeit übernommen habe, verteile sich das jetzt auf viele Schultern.

Insbesondere Osteuropäer würden in letzter Zeit "zehn Firmen auf einmal kaufen" und dann "auf Nimmerwiedersehen verschwinden". Der Globalisierung haben sich die Gangster längst gestellt, erzählt Dessin. "Sie bekommen mittlerweile Angebote aus Spanien oder England im Internet, ihre GmbH loszuwerden. Für den Neuanfang können sie einen neuen Firmennamen als Mantel gleich mitbestellen."



mfg derda50
 
aus der Diskussion: DER GROSSE CRASH! Wird der Termin 19. August ff. Realität?
Autor (Datum des Eintrages): derda50  (18.08.01 16:07:36)
Beitrag: 43 von 156 (ID:4230575)
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