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Hallo @ alle,

es gibt bekanntlich eine Theorie, wonach der Glaube oder die Religiosität des Menschen aus dem innigen Wunsch entspringt, es möge eine Instanz geben, die dafür sorgt, daß der Mensch vor den Unbilden des Schicksals geschützt wird und sich für ihn letztendlich sich alles zum Guten wendet.
Im Grunde ist es wohl die Sehnsucht nach einem beschützenden Elternteil.

Dieser Wunsch ist natürlich irrational, aber ich halte ihn für nachvollziehbar. Der Mensch behält ja viele eigentlich kindliche Eigenschaften (wie Neugier oder die Fähigkeit zu lernen) ein Leben lang, was ihn wohl evolutionstechnisch so erfolgreich gemacht hat; die Kehrseite ist jedoch das ebenfalls nicht ganz verschwundene Schutzbedürfnis.

Hier greift m.E. die christliche Religion an, indem sie Geborgenheit, Strafe für Übeltäter und Gerechtigkeit für die "Guten" mit einem Ausgleich spätestens im Jenseits verspricht.
"Der Wunsch als Vater des Gedankens" - hier ist diese Formel wohl anwendbar.
Ist es da ein Wunder, wenn auf Anschauungsbeweise verzichtet und auf Hoffnung und Glaube zurückgegriffen wird?

@ Kneto,
trotzdem ich überzeugter Atheist bin, habe ich jedesmal ein schlechtes Gefühl, wenn ich mit einem gläubigen Christen (Moslem, Juden) über Religion spreche und das Bedürfnis spüre, ihn aufzufordern, sich von seinen Illusionen zu verabschieden. So als ob ich ihm ein Stückchen Hoffnung auf eine bessere Welt rauben würde, nur weil ich zu wissen meine, daß es sich um vergebliche Hoffnung handelt...

Dennoch tue ich es wieder, weil ich der Meinung bin, daß eine Bedingung dafür, wirklich eine bessere Welt schaffen zu können, darin liegt, erstmal die Dinge so anzunehmen, wie sie sich darstellen oder wie statistische oder wissenschaftlich belegte Untersuchungen sie darzustellen scheinen.
Und von dieser Seite her (evolutionswissenschaftlich) spricht nun einmal nichts für eine Schöpfung, aber umso mehr für eine allmähliche Entwicklung der Arten auseinander.

Du führst die Komplexität des Lebens als Argument für die Schöpfung bzw. für einen genialen Schöpfer an. Dies scheint Dir ein göttliches Wunder zu sein, eines der Zeichen, die Er für Seine Existenz hinterlassen hat.
Aber: Die Erde und alles, was auf ihr existiert, hatte viele Millionen Jahre Zeit sich zu entwickeln. Da kann eine ganze Menge passieren, da waren eine ganze Menge Gelegenheiten für die unwahrscheinlichsten Zufälle aller Art. Daß sich Lebewesen über Generationen weiterentwickeln und an wechselnde Umwelten anpassen, ist z.B. im Labor beobachtbar, ebenso gelang es bereits, Aminosäuren aus lebloser Materie entstehen zu lassen; nichts anderes wird über weite Zeiträume auf unserer Erde stattgefunden haben.
Komplexität entsteht auch mit der Zeit; und wir sind keineswegs das Maximum des Möglichen, auch in dieser Richtung ist wesentlich mehr Komplexität denkbar und könnte sich auch noch entwickeln!

[Polemik] Jedenfalls wenn wir uns bis dahin nicht in einem endgültigen Glaubenskrieg sämtliche Köpfe eingeschlagen haben. [/Polemik]

Es tut mir leid, wenn ich mich in diesem Punkt bodin anschließen muss, aber Du (wie alle Gläubigen) lügst Dir in die Tasche. Du hältst Dich fest an Deinem Glauben und Deiner Hoffnung, verzichtest auf Beweise, hinterfragst nichts... Viele Stellen der Bibel sind Dir "noch ein Rätsel", auf viele Widersprüche zwischen Forschung und Glaube hast Du "auch keine Antwort" - aber das stört Dich nicht im Mindesten.
Das würde mich aber ganz stark irritieren!!!

Ein letztes Wort: Ich würds Dir gönnen, Kneto, ich würds uns allen gönnen, wenn es den gütigen Gott tatsächlich gäbe, von dem Du uns verkünden willst! Nur, es spricht leider nicht allzu viel dafür...

Grüße
SchwarzeWitwe
 
aus der Diskussion: Die Glaubwürdigkeit der Bibel
Autor (Datum des Eintrages): SchwarzeWitwe  (18.08.01 19:41:14)
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