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12.01.2012, 16:27
Börsenbriefschreiber gesteht Kursmanipulation

Seine Ratschläge nutzten viele Anleger, weil sie auf das schnelle Geld hofften. Dass sie Opfer einer Manipulation wurden, wussten sie nicht. Der in München Angeklagte ist geständig, gegen drei weitere Beschuldigte starten die Prozesse in Kürze. von Renate Daum München

Im Prozess um Marktmanipulation und Insiderhandel am Münchener Landgericht hat ein erster Angeklagter eine Bewährungsstrafe ausgehandelt. Verhandelt wird gegen ein Mitglied eines mutmaßlichen Netzwerks rund um ehemalige Anlegerschützer der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Insgesamt gibt es vier Beschuldigte, in erster Linie frühere Aktionärsschützer und Journalisten. Drei Fälle davon sind noch nicht eröffnet.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem ehemaligen Börsenbriefherausgeber vor, in 44 Fällen für positive Veröffentlichungen zu Aktien gesorgt zu haben, ohne darauf hinzuweisen, dass er von einem Kursanstieg persönlich profitierte. Der Beklagte räumte die Vorwürfe in vollem Umfang ein. Zuvor hatte die 4. Strafkammer des Landgerichts München I im Falle eines Geständnisses eine Freiheitsstrafe zwischen einem Jahr und neun Monaten und zwei Jahren in Aussicht gestellt, die zur Bewährung ausgesetzt werden könnten. Zudem müsse er mit einer Geldauflage von 300 bis 360 Tagessätzen in noch festzulegender Höhe rechnen. Mit einem Urteil wird am nächsten Verhandlungstag, dem kommenden Dienstag, 17. Januar, gerechnet.
Das Landgericht I in München Das Landgericht I in München
Der Prozess gehört zum Verfahren mit den meisten Beschuldigten wegen Kursmanipulation in Deutschland. Angeklagt sind auch ein ehemaliger stellvertretender Vorsitzender der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), ein Ex-SdK-Sprecher sowie ein in der Finanzszene bekannten Organisator von Kapitalmarktkonferenzen.
Der Ex-SdK-Vize gehörte zu den renommiertesten Anlegerschützern Deutschlands. Der ehemalige Sprecher hatte unter anderem ein preisgekröntes Anlageschutzarchiv aufgebaut. Der Prozess gegen sie beginnt am 23. Januar. Ein früherer Geschäftsführer eines Börsendienstes aus München ist bereits wegen Kursmanipulation in zwei Fällen verurteilt worden. Er hatte Aufträge für bezahlte Research-Studien in dem Wissen angenommen, dass die Auftraggeber Aktien verkaufen wollten. Am 23. Dezember erhielt er eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung, verknüpft mit einer Geldauflage von 5000 Euro. Gegen rund zwei Dutzend Beschuldigte wird noch ermittelt.

Den beiden Staatsanwälten zufolge nimmt der Konferenzorganistaor die zentrale Rolle in dem Netzwerk ein. Er deckte sich demnach 2005 und 2006 mit Aktien oder anderen Wertpapieren ein und brachte demnach dem jetzt Geständigen, Herausgeber beziehungsweise Autoren anderer Börsendienste sowie ein Anlegermagazin dazu, Positives über diese Werte zu veröffentlichen. Dafür erstellte einer der Beschuldigten sogar Mediapläne.

Bei diversen Adressanbietern besorgten sich Beteiligte E-Mail-Adressen, an die Börsenbriefe versandt wurden. Auf dem Finanzportal "wallstreet-online" schalteten sie zum Teil Werbung. In ihrer Anklage trugen die Ermittler unter anderem Fälle zu Aktien wie Splendid Medien, Petrohunter, Cinemedia und Berentzen vor. In einem weiteren Fall, der Barnabus Energy Inc., organisierte der Hauptverdächtige nach Angaben der Staatsanwaltschaft gegen Bezahlung eine umfangreiche Werbekampagne für Aktionäre der Gesellschaft. Der Beschuldigte selbst hat sich zu den Vorwürfen bislang nicht öffentlich geäußert.

"Nach den Werbeaktionen brach der Kurs in der überwiegenden Anzahl der Fälle teils massiv ein", trugen die beiden Staatsanwälte vor Gericht vor. Der Schaden bei den Anlegern sei den Akteuren "durch die zahlreichen Beschwerde-E-Mails von Abonnenten" vor Augen geführt worden.
Der Verteidiger des Geständigen trug vor, sein Mandant sei in einer wirtschaftlich schwierigen Situation in die Geschichte hineingeraten und habe erst mit der Zeit gemerkt, wie die Sache lief. "Es gibt keine Millionengewinne", sagte er. Bei der Aktie Nascacell sei der Börsenbriefherausgeber selbst ein Opfer. "Ich fühlte mich hygienisch einwandfreier als manche Bank, die ihren Kunden nicht sagt, wie hoch ihre Provisionen sind", sagte der geständige Angeklagte.
Er rechnete vor, er habe mit den Wertpapierspekulationen in den ihm zur Last gelegten Fällen zwar gut 19.000 Euro Gewinn, aber allein bei Petrohunter 70.000 Euro Verlust gemacht und somit etwa 50.000 Euro verloren. Der 47-Jährige bezeichnete sich als Unternehmensberater für Private Equity und Börseneinführungen im Ausland. Am Rande des Prozesses sagte er, es sei alles wahr gewesen, was in seinen Börsenbriefen veröffentlicht worden sei: "Berentzen ist eine super Firma. Die würde ich nach wie vor kaufen." Er habe Aktienengagements selbst aber "eingestellt".
 
aus der Diskussion: Staatsanwaltschaft geht gegen organisierten Aktienbetrug vor
Autor (Datum des Eintrages): kingkongtrader  (12.01.12 18:20:00)
Beitrag: 103 von 116 (ID:42586245)
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