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Wetten gegen den Euro sind beliebt
24.01.2012 09:57

Wetten gegen den Euro sind derzeit wohl die profitabelste Spekulation am Devisenmarkt. Denn durch die Bemühungen der Politik, eine Rezession im Euroraum abzuwenden, sinkt der Kurs der Gemeinschaftswährung.

Investments, bei denen Anleger sich in Euro verschuldeten und das Geld in die Währungen von Australien, Brasilien, Mexiko, Südafrika und Südkorea steckten, haben seit dem 3. November, als die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins erstmals seit mehr als zwei Jahren senkte, einen Ertrag von 7,8 Prozent eingebracht, wie aus Bloomberg-Daten hervorgeht. Hingegen haben diese so genannten Carry Trades, wenn sie mit Yen finanziert wurden, einen Verlust von 0,3 Prozent eingefahren und ein Plus von einem Prozent, wenn sie mit Dollar finanziert wurden.

Das dritte Jahr in Krise

Die Euroraum-Krise geht nun ins dritte Jahr und hat die Aktien der Region im Vergleich zu US-Werten auf das tiefste Niveau seit 2004 gedrückt und der Staatsanleihemarkt verzeichnete im vergangenen Monat die bisher größte Rally. Hingegen sagen Euro-Pessimisten, dass sich die Gemeinschaftswährung nicht so rasch erholen werde, um Gewinne aus Carry Trades zu gefährden. Da die Sparmaßnahmen der Regierungen das Wachstum bedrohen, muss EZB-Präsident Mario Draghi möglicherweise die Zinsen weiter senken, um die Wirtschaft zu stützen, die nach Meinung der Weltbank vor einer Rezession steht.

“Wir beobachten eine klare Auflösung der Korrelation zwischen dem Euro und risikoreichen Vermögenswerten”, erläutert Ian Stannard, Leiter europäische Devisenstrategie bei Morgan Stanley in London. “Das zeigt sich darin, dass der Euro zunehmend eine Finanzierungswährung wird.”

In den vergangen drei Monaten hat der Euro, der in 17 Euroraum-Ländern verwendet wird, 4,2 Prozent an Wert verloren. Damit weist er die schlechteste Wertentwicklung unter den 10 Währungen auf, die von den Bloomberg Correlation-Weighted Indexes abgebildet werden. Am Montag notierte der Euro bei 1,3041 Dollar, verglichen mit einem Hoch von 1,4940 Dollar im Mai 2011.

Carry Trades, bei denen mit Krediten von einer Million Euro der australische Dollar, der brasilianische Real, der mexikanische Peso, der südafrikanische Rand und der südkoreanische Won gekauft wurden, hatten in den zwei Jahren bis April 2011, in denen die EZB die Zinsen unverändert bei 1,0 Prozent beließ, einen Ertrag von 27 Prozent beziehungsweise 270.000 Euro eingebracht. Das Geschäft brachte einen Verlust von 2,8 Prozent, als die Zentralbank die Geldpolitik von April bis November straffte.

Attraktiv für Carry Trades

“Es ist unwahrscheinlich, dass die Währungshüter eingreifen werden, um eine Abschwächung der Devise zu verhindern. Daher wird es ein attraktiver Carry Trade”, sagte Tim Riddell, Leiter weltweite Marktanalyse bei Australia & New Zealand Banking Group Ltd. in Singapur. “Andere Währungen, die niedrige oder Null-Zinsen haben wie Dollar und Yen, haben ein etwas besseres Wachstumsprofil.”

Die jüngste Erholung an den europäischen Börsen und bei den Staatsanleihen der Region könnte Investoren, die auf einen Euro-Rückgang setzen, bewegen, die Geschäfte umzukehren. “Verkaufspositionen sind eingegangen worden, so dass positive Schlagzeilen eine Auflösung dieser Positionen auf kurze Sicht auslösen könnten”, sagt Masashi Murata, Devisenstratege bei Brown Brothers Harriman & Co. in Tokio.

Die Terminhändler haben die Spekulationen auf einen Rückgang des Euro zum Dollar auf ein Rekordvolumen erhöht. Die Differenz zwischen den Wetten auf eine fallende Gemeinschaftswährung und den Wetten auf eine steigende Euroraum- Devise ist in der Woche zum 17. Januar auf 160.030 angeschwollen, wie aus Daten der Commodity Futures Trading Commission hervorgeht. Noch im August gab es Netto-Wetten auf einen Euro-Anstieg.

Gleichzeitig sinken die Kosten zur Absicherung eines Rückgangs des Euro gegenüber dem Dollar, was signalisiert, dass die Händler weniger Spielraum für eine Abwärtsbewegung sehen. Die Risk-Reversal Rates für Drei-Monats-Optionen auf den Euro zum Dollar sanken am Montag auf minus 1,7 Prozent gegenüber minus 4,5 Prozent im November.

Draghi wird wohl weitere Maßnahmen ergreifen, um die Auswirkungen der Sparmaßnahmen auf das Finanzsystem zu begrenzen. Die EZB hat nicht nur die Zinsen gesenkt, sondern den Banken dreijährige Kredite in unbeschränkter Höhe bereitgestellt und Staatsanleihen aufgekauft. “Die Euro-Zuflüsse der EZB in den Markt schwächen tendenziell die Währung”, erläutert Jeremy Hale, Leiter Makrostrategie bei Citigroup Inc. in London. Dadurch wird der Euro als “Carry Trade und Finanzierungswährung attraktiver”, fügt er hinzu.
http://www.cash.ch/news/boersenticker/rss/wetten_gegen_den_e…
 
aus der Diskussion: Wohin geht der EUR?
Autor (Datum des Eintrages): selectrix  (24.01.12 11:01:56)
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