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31.01.2012 11:14
Santander von Krise eingeholt

Lange Zeit galt die spanische Santander-Bank als Krisengewinner. Doch nun bläst auch diesem Institut ein eisiger Wind entgegen. Parallel zur gigantischen Kapitallücke von 15 Milliarden Euro bricht dem Institut nun auch der Gewinn weg.

Der für das vergangene Jahr ausgewiesene Überschuss sank um gut ein Drittel auf 5,35 Milliarden Euro, wie das Institut am Morgen mitteilte. Der Grund sind überraschende Abschreibungen. Wegen der Flaute am spanischen Immobilienmarkt und Sonderbelastungen auf dem für die Bank wichtigen britischen Markt muss Santander 3,2 Milliarden Euro zurückstellen und nimmt dafür den deutlichen Gewinnrückgang in Kauf. Damit verfehlt die Bank die Erwartungen von Analysten, die die Wertberichtigungen in dieser Höhe nicht auf dem Zettel hatten.

Dank ihres starken Lateinamerika-Geschäfts, wo Santander inzwischen mehr als die Hälfte ihrer Erträge erzielt, konnte die Bank den Rückgang im operativen Geschäft in Spanien und anderen europäischen Ländern etwas abfedern. Dennoch fiel auch der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft um 14 Prozent auf 7,02 Milliarden Euro – ein Rückgang im Rahmen der Erwartungen.

Drastischer Einbruch im vierten Quartal
Im vierten Quartal verdiente die Bank wegen der Abschreibungen nur noch 47 Millionen Euro. Vor einem Jahr lag der Überschuss im Schlussquartal noch bei 2,1 Milliarden Euro. Dennoch legte die Aktie im frühen Handel zunächst um mehr als ein Prozent zu, drehte im späteren Verlauf allerdings ins Minus.

Nachdem Santander wegen des florierenden Lateinamerikageschäfts, allen voran in Brasilien, und auch der Blase auf dem spanischen Immobilienmarkts lange Zeit beinahe unbehelligt durch die Krise gekommen war, ist der Expansionsdrang im vergangenen Jahr deutlich erlahmt.

Als Käufer trat Santander 2011 gar nicht mehr auf. Stattdessen hat die Bank begonnen, sich von ersten Beteiligungen zu trennen. Anfang letzten Jahres überließ Santander die Versicherungssparte in Lateinamerika für 1,7 Milliarden Dollar dem Rivalen Zurich Financial Services.

Weitere Anteilsverkäufe geplant
Zu schaffen macht der Bank auch der von der europäischen Aufsichtsbehörde EBA ermittelte Kapitalbedarf von 15,3 Milliarden Euro – mehr als alle deutschen Banken zusammen aufbringen müssen, um bis Mitte dieses Jahres eine Eigenkapitalquote von 9,0 Prozent zu erreichen.

Analysten weisen allerdings daraufhin, dass in der Lücke von 15,3 Milliarden Euro eine ausstehende Wandelanleihe im Volumen von 8,5 Milliarden Euro unberücksichtigt geblieben ist, die bis Mitte 2012 in Aktien umgewandelt werde. Santander plant, den restlichen Kapitalbedarf von 6,8 Milliarden Euro zur Erreichung der Eigenkapitalquote durch weitere Anteilsverkäufe, insbesondere bei lateinamerikanischen Tochtergesellschaften, zu realisieren.

Zusätzliche Abschreibungen befürchtet
Analystin Sabine Bohn von der DZ Bank überdenkt allerdings hre Gewinnschätzungen sowie den fairen Wert von bisher 5,20 Euro für die Santander-Aktie und bewertet sie weiter mit "Sell". Sie begrüße zwar die Abschreibungen für das Engagement im spanischen Immobiliensektor, befürchte aber weitere Abschreibungen. Da sich die Kreditqualität im vierten Quartal insbesondere in Spanien weiter verschlechtert habe, bleibe sie generell vorsichtig gegenüber spanischen Banken.

Ein anderer Analyst äußerte ebenfalls die Befürchtung, dass die vorgenommenen Abschreibungen wegen des Zusammenbruchs des spanischen Immobilienmarktes nicht ausreichen. Zudem werde die Aktie immer noch mit einem deutlichen Sektoraufschlag gehandelt.

http://www.boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_589574
 
aus der Diskussion: Banco Santander ++ Fusionsphantasie bei span. Großbanken + will der Riese weiter wachsen?? +++
Autor (Datum des Eintrages): bossi1  (31.01.12 22:52:44)
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