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DJ UPDATE: Eurogruppe und Banken machen Weg für Griechenland-Rettung frei


--Griechenland erhält bis 2014 weitere 130 Milliarden Euro

--Banken verzichten auf 53,5 Prozent ihrer Forderungen

--Griechenlands Schuldenlast soll bis 2020 auf 120,5 Prozent sinken

--IWF entscheidet im März über Beteiligung am Hilfsprogramm

(NEU: Details)

Von Hans Bentzien
DOW JONES NEWSWIRES


BRÜSSEL (Dow Jones)--Griechenland ist vorerst gerettet: Das Land erhält wie geplant neue Finanzhilfen in Milliardenhöhe, während zugleich private Gläubiger auf mehr als die Hälfte ihrer Forderungen verzichten. Eurogruppen-Vorsitzender Jean-Claude Juncker sagte am frühen Dienstagmorgen nach mehr als zwölfstündigen Verhandlungen, das Programm laufe bis 2014 und habe ein Volumen von 130 Milliarden Euro. Damit seien Griechenlands Zukunft innerhalb der Eurozone und die finanzielle Stabilität des Währungsraums gesichert.

Die Interessenvertretung der internationalen Gläubigerbanken Griechenlands, das Institute for International Finance (IIF), teilte kurze Zeit später mit, dass die Banken auf 107 Milliarden Euro bzw. über 53,5 Prozent ihrer Forderungen gegenüber Griechenland verzichten sollen. Damit tragen die privaten Gläubiger einen größeren Teil des Schuldenschnitts als bisher geplant, nachdem die Zentralbanken des Euroraums ihre aus geldpolitischen Gründe gekauften Anleihebestände gegen einen Schuldenschnitt abgesichert hatten. Allerdings sollen sie Gewinne aus diesen Beständen an die Regierungen überweisen, die dieses Geld ihrerseits in die Schuldenentlastung Griechenlands einbringen können. Gleiches gilt für ihre in Investitionsportfolien gehaltenen Bestände.

Ministerpräsident Lucas Papademos zeigte sich "sehr glücklich" über die Einigung. Es sei wichtig, dass sich seine und die Nachfolgeregierung an die Abmachungen hielten.

Der IIF riet seinen Mitgliedern, die neue Abmachung "sorgfältig" zu prüfen. Sie basiere auf der am 27. Oktober 2011 abgeschlossenen Vereinbarung über einen freiwilligen Forderungsverzicht und entspreche ihr insgesamt. 31,5 Prozent des Nominalwerts der alten Anleihen sollen laut IIF in neue griechische Anleihen nach britischem Recht umgewandelt werden und 15 Prozent in Papiere des Euro-Rettungsfonds EFSF.

Papademos sagte, ob Umschuldungsklauseln für die alten Anleihen nachträglich eingeführt werden müssten, werde von der Beteiligung an dem Umtauschangebot abhängen. Notwendig ist eine Beteiligung von 90 Prozent. Finanzminister Evangelos Venizelos sagte, der Anleiheumtausch solle in der zweiten März-Woche abgeschlossen werden.

Durch den Verzicht privater und öffentlicher Gläubiger sowie durch einen Zinsnachlass auf Kredite des ersten Hilfspakets soll sich die griechische Schuldenlast bis 2020 auf 120,5 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung reduzieren. Damit ist die Schuldentragfähigkeit Griechenlands offiziell gegeben, was es dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ermöglicht, Griechenland weitere Kredite zu geben. Nach Aussage von IWF-Chefin Christine Lagarde wird der IWF in der zweiten März-Woche darüber entscheiden, mit welcher Summe er sich am zweiten Griechenland-Paket beteiligen will.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sagte, er rechne mit einer "bedeutsamen Beteiligung" des IWF. "Wir haben ein umfassendes Paket, dass wir dem Bundestag zur Zustimmung präsentieren können", sagte Schäuble. Der Bundestag soll am Montag über das Paket abstimmen.

Griechenland wird für den Rest seiner Verbindlichkeiten neue Anleihen auflegen, für die es einen schrittweise steigenden Zins zahlen muss. Nach Junckers Mitteilung liegt der Zins bis 2014 bei 2 Prozent, zwischen 2015 und 2020 bei 3 Prozent und danach bei 4,3 Prozent. Die Anleihen werden Laufzeiten zwischen 11 und 30 Jahren haben.

Nach Aussage des französischen Finanzminister Francois Baroin wird Griechenland in seinem Haushaltsvollzug nicht unter "Sonderverwaltung" gestellt. Allerdings solle es nach Angaben der Eurogruppe eine ständige Vertretung der Troika aus IWF, EZB und EU-Kommission in Griechenland geben, die die Umsetzung der Reformprogramme überwacht.

Den Planungen zufolge soll Griechenland bereits im kommenden Jahr ohne Berücksichtigung von Zinszahlungen einen Haushaltsüberschuss erzielen und 2015 an den Kapitalmarkt zurückkehren.
 
aus der Diskussion: Tages-Trading-Chancen am Dienstag den 21.02.2012
Autor (Datum des Eintrages): jendrik  (21.02.12 07:58:33)
Beitrag: 12 von 506 (ID:42780428)
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