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Die von Griechenland geplante rückwirkende Einführung von Umschuldungsklauseln (Collective Action Clauses) für Staatsaneihen alarmiert die Investoren.

Branchenkenner verweisen darauf, dass die vorgesehene nachträgliche Einführung derartiger Klauseln beispiellos wäre und das Vertrauen in die Anleihen aller Staaten der Euro-Peripherie beeinträchtigen könnte. Besonders einige Inhaber portugiesischer Staatsanleihen sind Analysten zufolge beunruhigt. Allerdings sehen die meisten Marktteilnehmer gegenwärtig ein nur geringes Risiko, dass Portugal der nächste Kandidat für eine Umschuldung sein könnte.
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Griechenland will die von privaten Gläubigern gehaltenen Staatsanleihen im Volumen von insgesamt 207 Milliarden Euro in neue Staatspapiere umtauschen, wobei die Privatgläubiger einen Abschlag von 53,5 Prozent auf den Nennwert hinnehmen müssten. Außerdem sollen die neuen Staatsanleihen, um den Umtauschprozess zu beschleunigen, mit Kreditklauseln, den Collective Action Clauses, versehen werden. Diese ermöglichen es einer Mehrheit umschuldungsbereiter Gläubiger, die unwilligen zu einer Beteiligung zu zwingen. Dem Gesetz über diese rückwirkende Ausstattung der griechischen Papiere mit solchen Klauseln soll an diesem Donnerstag das griechische Parlament zustimmen.
Wenn die Kreditklauseln eingeführt werden und Griechenland darauf zurückgreifen muss, kann die Umschuldung nicht mehr als freiwillig gelten. Dann würde Griechenland von den Ratingagenturen als zumindest teilweise in Zahlungsverzug eingestuft werden, wodurch Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps - CDS) fällig werden dürften.

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Das Netto-Volumen (abzüglich Gegenpositionen) der CDS-Kontrakte auf griechische Staatsanleihen ist mit 3,2 Milliarden US-Dollar nicht besonders hoch, brutto beläuft es sich aber auf 70 Milliarden Dollar. Analysten zufolge könnte das Vertrauen der Märkte bereits deutlich leiden, wenn nur einige Parteien nicht in der Lage sein sollten, ihren Verpflichtungen nachzukommen.

Die Ratingagentur Fitch hat die Bonitätsnote Griechenlands am Mittwoch bereits um drei Stufen auf "C" gesenkt. Diese Note signalisiert, dass Fitch einen Zahlungsausfall in naher Zukunft für sehr wahrscheinlich hält.

Wenn das Gesetz über die Umschuldung vom Parlament verabschiedet wird, gilt es für alle nach griechischem Recht begebenen Staatsanleihen und damit für 93 Prozent der umlaufenden Titel. Lediglich 7 Prozent sind nach ausländischem Recht begeben. Diese Papiere befinden sich nach Angaben von Nick Firoozye von Nomura vornehmlich in Besitz griechischer Banken.

Die Kreditklauseln werden wirksam, wenn bei der Abstimmung 50 Prozent des Anleihevolumends repräsentiert waren. Von diesen müssen wiederum lediglich 66 Prozent zustimmen, um Änderungen durchzusetzen. Dies ist nach Ansicht von Experten ein geringer Prozentsatz, üblich sei eine Zustimmung von 75 Prozent.

Im Falle Griechenlands könnten ihren Berechnungen zufolge die Inhaber von Staatsanleihen über 69 Milliarden Euro, rund einem Drittel der unmlaufenden Papiere, die Halter der restlichen Titel über 138 Milliarden Euro zur Annahme der Umschuldungskonditionen (Schuldenschnitt, Laufzeitverlängerung, niedirgere Zinsen) zwingen. Whitney Debevoise von der Anwaltskanzlei Arnold & Porter in Washington hebt allerdings hervor, dass es die griechische Regelung gleichzeitig auch einer relativ kleinen Gruppe von Anleihegläubigern (16 Prozent) ermöglicht, die Umschuldungsvereinbarung zu blockieren.

Nach Einschätzung von Debevoise gibt es für Gläubiger, die eine Kreditausfallversicherung auf griechische Staatsanleihen halten, kaum Anreize der Umschuldung zuzustimmen. Ihre Versicherung dürfte ihnen bei einer zwangsweisen Umschuldung den Nennwert zu 100 Prozent zahlen, während die freiwillige Umschuldung unter Berücksichtigung des Schuldenschnitts, der Laufzeitverlängerung und der niedrigeren Nominalzinsen der Tauschanleihen zu einem Abschlag von insgesamt gut 70 Prozent auf den Nennwert führen.

-Von Matina Stevis und Katy Burne; Dow Jones Newswires, +49(0)69 29725-300, konjunkur.de@dowjones.com
 
aus der Diskussion: Griechenland-Schuldenschnitt: Hedge-Fonds drohen mit Menschenrechtsklage
Autor (Datum des Eintrages): bert408  (23.02.12 17:21:13)
Beitrag: 35 von 35 (ID:42797312)
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