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Wie konnten sich die Leute den Wohlstand leisten? Die Antwort ist einfach: Sie konnten ihn sich nicht leisten. Sie haben ihn kreditiert. Das leichtfertige Kreditaufnehmen ist ihnen eingeredet worden. Und zwar von denen, die an einer vom wirklichen Leben abgekoppelten Finanzwirtschaft verdienten. Von denen, die die Gewinne dieser Blasenwirtschaft besteuern wollten. Und von denen, die das Ganze als Erfolg ihrer eigenen Politik verkaufen wollten.

Er fragt, wie es gelingen konnte, dass sich die USA zu einer Zeit, da die meisten Amerikaner real nicht mehr Geld in der Tasche hatten, so ausschließlich auf den privaten Verbrauch als Konjunkturmaschine verlassen haben.

Auch hier ist die Antwort einfach: Solange die Blase wuchs, wollten alle partizipieren und den Erfolg für sich verbuchen. Wohl gemerkt nicht nur die Banker! Die Politiker überschlugen sich in Lobesreden über die „New Economy“ des Finanzsystems mit seinen „neuen Instrumenten“. Die Medien, die heute ach so kritisch sind, überschlugen sich im Boom der Finanzzeitschriften, die mit dem Platzen der Blase alle wieder eingingen wie ein paar Jahre zuvor die anzeigenstarken „jungen“ Börsenzeitschriften nach dem Platzen der Börsenblase ums Jahr 2000 herum.

Warum wird eigentlich nirgendwo zur Kenntnis genommen, dass die US-Banken per Gesetz gezwungen wurden, Kredite an einkommens- und vermögenslose „Benachteiligte“ zu geben? Das Obama der erfolgreichste Anwalt „gegen die Diskriminierung“ war, als es darum ging, Armen den Zugang zu Krediten „zu ermöglichen“, die sie niemals würden zurückzahlen können? Die Bankbilanzen wären an diesen Krediten bis zur Insolvenzreife geschrumpelt, wenn nicht die Scheinwerte einer „Immobilienblüte“ dies verhindert hätten.

Viel schwerer als die Kreditschulden wiegt für Goldberg – zu Recht – „der Verlust an Lebensqualität ... All das kann einem niemand mehr zurückbringen. Nicht einmal dadurch, dass man denjenigen, die bei der ganzen Geschichte überproportional gewonnen haben, alles wieder abnehmen würde.“

Dieser letzte Satz verdeutlicht das Dilemma der üblichen Interpretationen. Es waren in Wirklichkeit eben nicht nur „die“ gierigen Banker. Den Politikern passte die Scheinkonjunktur prima als Instrument gegen Rezession, Stagnation und internationalen Wettbewerb durch Globalisierung. Hier ließ sich was besteuern. Den Medienunternehmen passte es prima: Da warteten „neue Märkte“ auf die journalistische und werbetechnische Begleitung. Den Bauunternehmern, die die Häuser bauten und den zuvor armen Landbesitzern, die die Grundstücke verkauften, passte der Boom, weil sie sich eine Scheibe abschneiden wollten, bevor es nur die anderen taten.

Auch die Landesbanken in Deutschland, die vor allem ihren Landesregierungen zur Rechenschaft verpflichtet waren, sollten halt auch Gewinne nachweisen, die sie im klassischen Mittelstandsgeschäft nicht erwirtschaften konnten. Also wurden sie solange dafür gelobt, dass sie höhere Gewinne mit „Derivaten“ und „neuen Instrumenten“ machten, bis die Blasen platzten.

Alle, alle machten mit. Auch die Medien und die Berater. Nur hinterher, da will keiner dabei gewesen sein. Außer den Bankern natürlich.
 
aus der Diskussion: BEHAVIORAL FINANCE/ECONOMICS: Die große Pleite
Autor (Datum des Eintrages): opwerk  (28.02.12 18:07:47)
Beitrag: 2 von 2 (ID:42820288)
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