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E.ON kontert AKW-Einbußen mit besserem Gasgeschäft
Mittwoch, 9. Mai 2012, 15:48 Uhr




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Düsseldorf (Reuters) - Der Energiekonzern E.ON kommt nach den Verlusten durch den beschleunigten Atomausstieg langsam in die Erfolgsspur zurück.

Vor allem dank günstigerer Gasverträge und Zuwächsen auf dem russischen Strommarkt konnte der größte deutsche Versorger seinen Umsatz und den operativen Gewinn im ersten Quartal steigern. "Die Talsohle ist durchschritten - diesen Trend sehen wir im ersten Quartal bestätigt", erklärte E.ON am Mittwoch. Vorstandschef Johannes Teyssen bekräftigte seine Prognosen für 2012 und 2013. Er treibt zudem die Beteiligungsverkäufe voran und wird wohl in Kürze die Ferngasnetztochter abstoßen.

Der seit Mai 2010 amtierende E.ON-Chef dämpfte zugleich Erwartungen, dass es nun rasant bergauf gehen werde. "Die positive Entwicklung des ersten Quartals darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das energie- und gesamtwirtschaftliche Umfeld schwierig bleibt", schrieb er an die Aktionäre. Die Gasnachfrage liege in Europa auf dem Niveau von 2001, die Stromnachfrage in etwa auf dem von 2004. Der Gewinn im europäischen Stromerzeugungsgeschäft fiel um 250 Millionen Euro schlechter aus als im Vorjahr, wobei E.ON auch die früher sprudelnden Einnahmen der inzwischen stillgelegten Atomkraftwerke Isar 1 und Unterweser fehlten.

In den ersten drei Monaten dieses Jahres stieg der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um neun Prozent auf rund 3,8 Milliarden Euro, die Erlöse kletterten um 28 Prozent auf 35,7 Milliarden Euro. Der Nettogewinn fiel jedoch auch wegen der Belastungen aus dem beschleunigten Atomausstieg um 24 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Teyssen bekräftigte, dass im Gesamtjahr der operative Gewinn zwischen 9,6 und 10,2 Milliarden Euro und der nachhaltige Überschuss zwischen 2,3 und 2,7 Milliarden Euro liegen soll. Vorläufige Zahlen hatte E.ON bereits in der vergangene Woche vorgelegt.

An der Börse legte die Aktie zunächst zu, drehte aber später ins Minus. "Es fehlte an einer positiven Überraschung, deswegen konnten die Aktien ihr Plus nicht halten", sagte ein Börsianer.

VERKAUF VON FERNGASNETZTOCHTER KURZ VOR DEM ABSCHLUSS

Mit den neu ausgehandelten Gasverträgen bekommt E.ON allerdings Rückenwind. Die ungünstigen Verträge hatten dem Versorger lange Zeit das Ergebnis verhagelt. E.ON musste in den langfristig festgelegten Verträgen mehr für das Gas bezahlen als die eigenen Kunden berappen wollten. Nach Neuverhandlungen der Verträge unter anderem mit dem norwegischen Statoil-Konzern konnte E.ON im ersten Quartal im Gasgeschäft zulegen, wenngleich im Vertrieb weiter Verluste anfielen. Einige Einkaufspreise lägen noch über den Vertriebspreisen, hieß es im Geschäftsbericht. Teyssen äußerte erneut die Hoffnung, auch mit dem russischen Gazprom-Konzern zu einer Einigung zu kommen. Rund zwei Drittel des gesamten Gas-Bezugsportfolios seien aber inzwischen erfolgreich nachverhandelt worden. In dem unter seinem Vorgänger Wulf Bernotat mit Milliardeninvestitionen vorangetriebenen Markt in Russland profitierte E.ON von der Inbetriebnahme zweier neuer Gaskraftwerke. Die Russland-Tochter verbesserte ihren operativen Gewinn um 50 Millionen auf 200 Millionen Euro.

Teyssen will wie der Konkurrent RWE, der am Donnerstag seine Zahlen vorlegt, die Kosten drücken und Beteiligungen in Milliardenhöhe abstoßen. Die Tochter Ruhrgas will er zerschlagen und die Ferngasnetzfirma Open Grid Europe verkaufen. Das Geschäft mit Müllverbrennungsanlagen von E.ON Energy from Waste will er ebenfalls abstoßen. "Wir befinden uns in der Endphase des Verkaufsprozesses von Open Grid Europe und auch die Veräußerung von E.ON Energy from Waste kommt planmäßig voran", berichtete der Manager. Mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen hatten Reuters berichtet, dass ein Abschluss für das Ferngastnetz noch in diesem Monat erwartet wird.




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aus der Diskussion: Die E.ON AG auf dem Weg zum weltgrößten Energieversorger
Autor (Datum des Eintrages): codiman  (09.05.12 22:05:35)
Beitrag: 11,852 von 28,768 (ID:43143904)
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