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[posting]43434668[/posting]@zierbart

Ich würde sagen, das Problem wurde durchaus richtig erkannt, nur sehe ich in den ausführungen keinen Lösungsansatz. Die Politik hat ein natürliches Interesse keine 20% der Rentner am Hungertuch zu sehen, also wird es entsprechende Veränderungen der Sozialgesetzgebung geben.

Ob diese dann noch für Deutschland gilt, oder im Zuge einer Angleichung von Sozialstandards in der EU gleich auch für Spanien und Estland die gleichen Regelungen eingeführt werden, weiß doch keiner. Dass hier alles möglich und im Umbruch ist, zeigen doch Deine weiteren Ausführungen. Auf einmal tritt Deutschland aus der EU aus, statt Griechenland, was ist dann zu veranschlagen?

Genausowenig wie man vorhersagen kann, dass es zu einer heftigen Inflation kommt oder wie in Japan zu einer jahrelangen Deflation. Die Annahme, man könne Schulden durch ein kleines Inflationsstrohfeuerwerk weginflationieren, ist ja sehr verlockend. Nur woher soll denn die Nachfrage kommen, angesichts maroder Staatsfinanzen und einem Trend zum Niedriglohn? Fazit der Krise ist ja wohl eher, dass der Sozialstaat nicht mehr bezahlbar ist, also jedenfalls die Preisinflation bei den Sozialausgaben nicht mehr voll ausgeglichen werden kann. Ist auch für Bulgaren schwer vermittelbar, wieso da ein Lehrer so viel verdient, wie ein Hartz IV Empfänger in Deutschland.

Also ich würde da eher warnen, keine Rücklagen zu bilden, zumal der Staat eben diese Aufgabe nicht übernimmt. (Ob er es sollte, könnte oder besser könnte als andere, ist angesichts leerer Kassen gar kein Thema.) allenfalls ist mit einer vorübergehenden Zurückhaltung bei der ausufernden Staatsverschuldung zu rechnen, wenn die Botschaften der Finanzmärkte demnächst auch die Kernsatten Deutschland und Frankreich erreichen.

Riester habe ich ja gar nicht empfohlen, trotz verlockender Zulagen steht da ja die zwingende Verrentung im Raum. Aber jeder kann ja sparen und sein Konsumverhalten (auch bei 8,50 brutto) kontrollieren.

Der Grundgedanke, dass mit Arbeit im globalen Wettbewerb der gewohnte Standard unhaltbar geworden ist, ist durchaus nachvollziehbar. Aber die Antwort darauf, selbst auf Vorsorge zu verzichten, ist falsch, vielmehr kann nur der Ertrag des angesparten Kapitals einen Ausgleich schaffen. Und nach dem Staat zu rufen, der in unser aller Interesse Zwangsabgaben und Zwangspensionskassen einrichten soll, ist auch albern. Das garantiert nur, dass die Spargelder weiter indirekt zur Staatsschuldenfinanzierung verwendet werden.

Man muss auch sehen, dass das alles typisch europäische Probleme sind, einem Reformstau und der Fehlkonstruktion des Euro geschuldet. Der Gedanke, deshalb müsste die ganze Welt in Inflation versinken und nur die Goldbarren würden überstehen, ist zum Glück recht abwegig. Am Ende werden 5% mehr Steuer verlangt und dazu noch Vermögenssteuer und dann sind die Finanzen auf einmal wieder im Lot und der nächste Boom kommt. Und ob dann ein EU weiter Sozialausgleich kommt, oder ein Wettbewerb der EU Industrienationen, ist heute noch offen. Es wird halt alles etwas hochstilisiert, wegen 100 Mrd Bankenrettung in Spanien geht die Welt nicht unter, es ist nur die Frage, wohin diese Lasten umverteilt werden. Ziel kann über Inflation oder höhere Mehrwertsteuer jeder Konsum sein oder über Ausgabenkürzungen die Beamten und Rentner. Die Zins-Kapitalisten tragen ja in Form der Nullzinsen derzeit ohnehin die höchste Last. Das Pendel kann da durchaus in Form höherer Zinsen auch mal in die andere Richtung ausschlagen, woher nimmt der Staat dann das Geld? Bei 7% in Spanien kann man schon mal darüber nachdenken.
 
aus der Diskussion: Altersarmut in Deutschland_Alterswohlstand in der Schweiz
Autor (Datum des Eintrages): honigbaer  (29.07.12 15:13:55)
Beitrag: 28 von 39 (ID:43435229)
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